Freitag, 21. Dezember 2007

Eine Schale voller Bonbons










40 Gründe kunterbunt wie das Leben, kunterbunt wie meine Zeit mir dir. 40 Gründe von viel mehr - 40 hab ich halt mal in eine Schale gepackt - es passt so schön.


Happy birthday my dear

Samstag, 15. Dezember 2007

Rastplatz für die besinnlichen Tage

Auf langen Reisen sollte man Pausen einlegen.
Die Reise zum eigenen Selbst ist ein lange Reise - und jetzt ist gerade Zeit für eine Rast. Nach den drängenden Veränderungen das Jahr über, den ständig kreisenden Gedanken war es wichtig einen Schritt zu tun. Es war richtig diesen Schritt zu reflektieren und die Unsicherheiten damit auszuhalten. Und es fühlt sich richtig an hier jetzt eine längere Rast einzulegen.
Der Rastplatz ist keiner an dem es sich für ein Leben zu verweilen lohnt, aber für eine Weile ist es hier ok, um Kräfte zu sammeln und sich in der neuen klimatischen Zone ein wenig zu aklimatisieren. Diese Rast ist umso wichtiger als dass ich zwar weiß, wo ich schlussendlich hin will, aber nicht wie ich dort hinkomme. Es gibt keine Karte und keine feste Route. In diesem bewegten Jahr bin ich erst mal hastig losgerannt, fast wie ein Hase auf der Flucht, im Zickzack und schlussendlich auch ein Stück im Kreis herum. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich mich wirklich auf den Weg gemacht habe - eine Richtung eingschlagen habe. Jetzt ist es erst mal gut so.


Der Ort an dem ich stehe ist nicht das Ziel - aber auch ohne die genaue Route zu kennen, fühle ich, dass er dem Ziel näher ist, als der Ort an dem ich vorher stand. Bestätigung dazu hat mir ein Reflektionsgespräch mit meiner Vorgesetzten gegeben, die mir sagte, ich wäre stabiler geworden. Das hat mich - bei all dem Gedankenchaos, das mich in den letzten Monaten auch auf Arbeit nicht verschont hat - eher gewundert. Ich hatte befürchtet, dass ich eher unstabiler wirke. Nachdem ich vor Jahren beschlossen hatte, Aussenreflektion als "wahr" zu aktzeptieren, auch wenn sie meinem inneren Empfinden nicht entspricht, nehme ich auch dieses Feedback als Korrektur meiner eigenen überkritischen Wahrnehmung einfach mal an - und ziehe unter anderem den Schluss daraus, dass mein Weg prinzipiell der Richtige ist.

Hier eine Weile zu verweilen gibt mir die Chance zum beruflichen Stress und den beruflichen Zielen nicht auch noch diese privaten Dinge im nächsten Jahr lösen zu müssen. Es schafft Resourcen für das was gerade nicht zu verschieben ist, weil termingebunden. Und die Freiheit hier zu rasten nimmt den Druck der Entscheidung von mir, auch der Entscheidung etwas rückgängig machen zu müssen, nur damit ich irgendwo bin - und nicht nur unterwegs. Ich bin froh Weihnachten nicht auf der Reise verbringen zu müssen - sondern einen inneren Ort für diese Zeit zu haben.

Freitag, 7. Dezember 2007

Auf Reserve

Batterien leer und die Tankstelle gerade nicht in Sicht. Im Wahnsinn zwischen Arbeit, Weiterbildung, Schlafen, Haushalt, privat zu bewältigenden Dingen, habe ich den Eindruck gerade auf Reserve zu laufen, noch zu funktionieren, mehr aber auch nicht.

Dabei macht der Kopf Spaziergänge und rät mal wieder dazu das Trans*Thema jetzt endlich abzuhaken, da doch das Leben ganz wunderbar so funktioniert und ich mir DEN Stress nicht auch noch antun muss. Ein paar Tage hab ich jetzt daran rumgedacht - heute morgen kam der rettende Einfall: Ich verschiebs - ich treffe jetzt keine Entscheidungen, alles was ich so denke ist erlaubt, aber es bekommt keine hohe Relevanz zugeschrieben.

Montag, 26. November 2007

Pausengespräch

Heute in eine Pause kam ich zu einer Gruppe dazu. Gerade sagte eine meiner Mitschülerinnen:

"Wenn ich das Männern sage, dann behaupten die das sei logisch und alle Frauen die ich frage sagen das sei unlogich"

Ich fragte nach und sie sagte mir es ginge darum wie Computer aufgebaut seien und sie fände das unlogisch und alle Frauen die sie kenne auch.
Ich daraufhin:
"Also ich finds logisch"
Sie guckt mich an und lacht:
"Du bist ja auch ein Mann."
Ich: "Ich weiß."

Und der Pausentalk dümpelte weiterdahin.
Ich bin dort nicht geoutet, alle kennen mich unter meinem weiblichen Namen. Keiner hat's in Frage gestellt und keine/r hat gemeint mich verteidigen zu müssen. Es hatte nichts von einem Scherz und nichts abwertendes, es war einfach eine Feststellung.

Spannend find ich das.

Mittwoch, 21. November 2007

Three steps back

Meine übermütige Laune hat mich eine gute Woche lang getragen. In einem Forum hab ich in einem geschlossenen Bereich gleich noch mein Coming-out drangehängt.
Nun denn - virtuell ist das nicht so schwer - könnte man sagen. Für mich ist der Unterschied nur marginal. Ich konnte mich auch im Internet noch nie verstellen und ich habe es mit den Jahren auch nicht gelernt. Ich bin virtuell so, wie ich sonst auch bin.

Ich war bei meiner lieben Freundin zu Besuch und hatte ein paar Tage - Urlaubsauszeit, von der Arbeit, von den Sorgen zuhause und auch vom Endlosthema: Was bin ich denn nun...?

Nun bin ich wieder zuhause - der Alltag hat mich wieder mit zwei Schulwochen, die ich sehr genieße.

Die Namensgeschichte lass ich für mich gerade mal ganz außen vor - es fühlt sich überhaupt nix wirklich richtig an - warten wirs ab.

Ansonsten? Es geht mir mal wieder wechselhaft, was ja nichts Neues ist. Ich musste nach der ersten Euphorie erst mal drei Schritte zurücktreten, weil ich keine Luft mehr bekam und mich irgendwie von mir selbst überrollt fühlte.

Erst mal wollte der Kopf beruhigt werden:

Nein, ich habe mich auf nichts festgelegt bis zum Ende meiner Tag. Sollte ich eines Tages zu diesen Leute sagen müssen, ich hätte mich geirrt und wäre nun doch eine Frau, die eine Frau bleiben wolle oder so ähnlich... dann werden sie zwar den Kopf schütteln, aber irgendwie wahrscheinlich froh sein, dass diese meine komische Phase vorbei ist. Also keiner wird mich wegen Betruges vor den Kadi schleppen, keiner wird mich wegen mangelnder Zurechnungsfähigkeit in die Psychiatrie einweisen und keiner wird mich wegen schwerster Bekanntenverarschung zu 23,4 Jahren Zwangsarbeit bei der Kanalreiniung verdonnern.

Dann kam mal wieder das "trau-dir-nicht-Teufelchen" und quasselte mir mit Unsinn meine Gedanken zu. Da kannst du jetzt nicht mehr zurück und überhaupt... jetzt wo ja sicher ist, dass du demnächst Hormone ... und überhaupt .... und wann die Ops und alle .....und sowieso und wenn schon denn schon... dann holte es ganz tief Luft, machte eine theatralische Pause und sprach gedehnt weiter..... u n d DDAASS willst du doch gar nicht ... beschleunigte leicht den Redefluss... und das traust du dich doch gar nicht... jetzt schon fast wieder hektisch..... und überhaupt bildest du dir das alles nur ein. Da kannst du jetzt nicht mehr zurück und überhaupt... jetzt wo ja sicher ist, dass du demnächst Hormone ... und überha.. und so weiter und so weiter.

Und dann schau ich mich an - und ich schau wie die anderen mich anschauen - und was sie wohl denken - und was sie sehen und wen sie sehen. Und ich schau mich an - und bin nicht zufrieden und kann nicht mehr aus dem Haus gehen mit einem normalen BH - und das trotz dicker Winterklamotte - wie soll das im Sommer werden?
Ich sitze im Unterricht und frage mich, ob ich auch gerne lange Haare hätte und ein wenig Schminke im Gesicht. Die Beleuchtung vor dem Spiegel bei den Toiletten ist hell und Scheiße - ich seh regelmäßig aus wie frisch von den Todkranken erstanden - und wenn ich die Schminkutensilien sehe denk ich NEIN.
Ich erinner mich an Wohlfühlzeiten in Kleidern - in Röcken und versuche das Gefühl abzurufen. Ich mag nicht noch einmal in meinem Leben etwas hinterherlaufen, was sich als Fata Morgana erweist.
Ich hätte am liebsten jemanden der sagt: Jawoll, so machst du das jetzt. Doch den gibt es nicht.

Und deshalb steh ich jetzt hier - drei Schritte zurückgetreten und schau mich erst mal an:

Hey du - wie geht's dir eigentlich so?
Du siehst ein wenig zerzaust aus - alles ok?
Kann ich dir helfen - irgendwie?
Meldest du dich, wenn wir weitergehen können?
Du weißt nicht wohin - macht nix, ich warte.
Zurück - gut wenn du meinst.
Oder erst noch überlegen - auch ok.
Es ist hübsch hier,
wir können ruhig noch ein wenig bleiben,
wenn du magst,
sieh dich um, lass dir Zeit
nein, es hat keine Eile
nur in diesem Leben
also in diesem Leben
würd ich schon gern noch ein Stück weitergehen.

Montag, 5. November 2007

Coming-Out-chen

Meine Güte, was hab ich getan? :-)

Gestern war ich auf einem Stammtisch, den ich gelegentlich besuche - und schon seit Tagen trug ich mich mit dem Gedanken dort mein erstes kleines Coming-out im weiteren Bekanntenkreis zu wagen. Ich mag die Menschen, sie sind nicht grundsätzlich in gesellschaftlichen Normen fest verhaftet, sondern das Denken in Bahnen außerhalb gewohnt. Diese Menschen sind mir ein Stück weit nah - wir teilen das Interesse am Stammtischthema - und sie sind mir ein Stück weit fern, weil mich ansonsten nicht viel mit ihnen verbindet. Diese Menschen sind von meiner Arbeit sehr weit weg - es gibt dort keine Überschneindungen.

Also nach ziemlich viel innerem Rumgedruckse hab ich dann in kleiner erlauchter (Raucher-)Runde, zum ersten Mal meinen Mann rausgelassen. Sozusagen den Schleier des Schweigens und Vertuschens gelüftet. Wie immer bei solchen Gelegenheiten zitterten meine Hände.
Es ging mir gut - ich habe die richtigen Bekannten, ein Teil kannte eine Transfrau, hat sich also mit der Thematik schon mal auseinandergesetzt. Nach meinem (neuen) Namen wurde gefragt - und "ob mit allem?" (Hormone/OPs). Und es fiel der Satzt: "Als mal so unter uns Männern ..." Es war der richtige Rahmen. Menschen die fragten, ob es dann also ok sei, wenn sie beim nächten mal meinen neuen Namen benutzen, die lächelten und sagten es sei gut wenn ich meinen Weg gefunden habe. Puh. Vor was hab ich eigentlich Angst gehabt?

Danach ging es mir gut, aber auch ein wenig seltsam, so als hätte ich eine Tür hinter mir zugemacht und den Blick nach vorne gerichtet, auf den Weg der vor mir liegt. Das macht ein wenig Angst - aber es macht auch ein sehr gutes Gefühl.

Dienstag, 30. Oktober 2007

hellmitteldunkelgrauschwarzweiß

Viele Worte ringen um Erklärung, um logische Zusammenhänge, um Schuldige oder Denkfehler. Lange hitzig geführte Diskussionen darum warum ein trans*-Mensch trans* ist und woran er das jetzt festmacht. Liegt es nicht nur an der Gesellschaft die nur schwarz und weiß kennt - und wenn man davon ausgeht, dass es generell kein schwarz und weiß gibt, sondern das nur konstruiert ist, warum wollen Menschen die sich als trans* bezeichnen nicht einfach grau bleiben, so wie alle andern auch grau sind, selbst wenn sie sich als schwarz oder weiß bezeichnen?

Theorie, gesellschaftswissenschaftlich angehaucht, erklärt und sucht händeringend Beispiele dafür, dass trans* nicht nötig sei, dass es nur an der Beleuchtung liegt und dann sei weiß auch schwarz oder schwarz auch weiß - oder eben hellgrau.

Dabei ist alles nur gefühlt. Nicht logisch, nicht wissenschaftlich - nur empfunden - weiß oder schwarz gefühlt, obwohl alle das Gegenteil behaupten, alle das Gegenteil sehen, sogar man selbst. Weiß gefühlt, obwohl man manchmal so ist wie Schwarz. Schwarz gefühlt, obwohl man die eigenen weißen Eigenschaften fühlt.

Abstrus. Ja - das ist abstrus, wenn man es vom logischen Standpunkt her erklären will.

Gefühlt bin ich weiß oder schwarz , oder manchmal weiß und manchmal schwarz, oder meistens weiß und selten schwarz oder selten weiß und meistens schwarz - oder gar nichts oder beides?
Wer mag das messen?
Wer mag das beurteilen?
Wer kann die Authentizität dieses Fühlens in Zahlen fassen ?
Wer kann entscheiden ob ein bißchen dunkelgrau schon reicht um sich schwarz zu fühlen?
Wer kann verbieten sich ein bißchen hellgrau, schon weiß zu fühlen?

Warum ist Schwarz oder Weiß oder Mittelgrau erstrebenswert - warum nicht schwarz handeln obwohl man weiß ist - oder weiß reden obwohl man schwarz ist?

Ist es wahr, was gefühlt ist?

Wenn es wahr ist, dann reicht gefühlt auf alle Fälle.
Und wenn ich weiß bin nach den Kriterien der Gesellschaft und ich fühle schwarz, dann brauche ich das nicht erklären.
Und wenn ich schwarz bin für jeden der mich sieht und weiß fühle, dann fühle ich nicht mittelgrau.
Und wenn ich hellgrau bin und dunkelgrau fühle, dann ist es mein gutes Recht mich auch dunkelgrau anzumalen, damit jeder sieht wie ich fühle.

Ich hab mich gut gefühlt - nicht mehr und nicht weniger... und dieses gute Gefühl trägt mich noch heute.

Sonntag, 28. Oktober 2007

Der Mann hat Ausgang

Gestern abend wollte ich seit Ewigkeiten mal wieder mit meiner Freundin ausgehen. Die Lust ging ziemlich flöten, nach dem der Tag mit einer Mirgräneattacke begann und sich mit Madenbefall im Müsli fortsetzte. Aber nach einem Telefonat mit A. meinte diese, sie würde mich so lange nerven bis ich doch mitgehe.
Also hab ich mich aufgerafft, stand irgendwann ewig vorm Kleiderschrank. Das neue weiße Hemd mit den schwarzen Streifen und dem coolen Schriftzug auf dem Rücken, die grüne Jeans, die schwarze Jeans, die blaue Jeans, mit Pulli, ohne Pulli, mit dem anderen Pulli.... Manche Dinge ändern sich nie. Mich in den Binder gequält... tausend Schichten, aber die Silhouette im Spiegel... ja das hat was! Schließlich eine Entscheidung getroffen - ok, wenn ich heute ausgehe, dann so.

Ich war ein wenig in Sorge, dass ich keine Luft mehr kriege in dem engen Teil, dass ich es nervig finde und auf dem versifften Klo mich rauswurschteln muss - und auch, dass ich komisch angeguckt werde. Das jemand sagt: "Für ne Frau siehst du aber echt Scheiße aus" - und ich nicht weiß wie ich reagieren soll. A. Bekannter T. nebst neuer Freundin hatte sich offensichtlich auch angesagt - würde der komisch gucken? Ich bin noch nicht so weit - bis zu einem echten Coming out im weiteren Bekanntenkreis dauert es noch eine Weile.

Der Laden, ein Club in K. hat immer ein etwas älteres Publikum, man fällt dort mit 40 nicht auf. Die Musik ist selten meine Kragenweite und für meinen Geschmack immer etwas strange, aber die Athmosphäre stimmt. Man braucht nicht gestylt zu sein, alles wirkt so ein bißchen schmuddelig und die sich ständig wandelnde Deko lässt die Blicke schweifen und immer mal wieder was neues entdecken. Eintritt und Getränkepreise sind moderat, das Publikukm bunt gemischt, alles ist zu sehen außer topaktuell gestylt.

Ich setzte mich zunächst an die Bar und warte auf meine Freundin. Ich fühle mich sicher. Später reden wir, tauschen aus was alles passiert ist, wir haben uns so lange nicht gesehen - und noch länger waren wir gemeinsam nicht mehr aus. Sie sagt mir ich hätte mich verändert - also nicht gefühlt, aber sichtbar. Sie würde es an den Reaktionen der Männer merken. "Ich bin sicher!" sagt sie, "ich bin schon in Begleitung eines Mannes hier"und lacht. A. hat keine Angst vor Männern, A. ist ein Eyecatcher mit einer sehr selbstwußten weiblichen Ausstrahlung.

Ich besuche den neuen Innenhof für die Suchtkranken (Raucher) - und stehe dort und schaue mich um, während mein Geld sich in Rauch auflöst. Es ist anders. Ich werde nicht angeschaut - und wenn, dann nicht abschätzend von oben nach unten, er wird keine "Tauglichkeit" ermittelt. Ich stehe einfach da und rauche.
Beim Gang durch die Menge um ein Getränk zu holen geht es mir in einer Weise gut, die ich gar nicht beschreiben kann. Ich habe mich nie unsicher im Sinne von ängstlich gefühlt - nur eben irgendwie komisch, immer bereit mich zu verteidigen, gegen Blicke, gegen Worte. Diesmal kann ich festen Schrittes durch die Menschen meinen Weg finden um z.B. ein Getränk zu holen. Ich kann sein - ich werde nicht taxiert, die Blicke die ich erhalte sind entweder desinteressiert oder irritiert, damit kann ich viel besser umgehen. Beim ersten Gang auf die (Damen-)Toilette - ich passe ja nicht, wie ich schon mal schrieb - bekomme ich nur einen irritiert verunsicherten Blick ab. Beim zweiten Mal schaut mich ein Mädel etwas schüchtern von unten an und murmelt ".. du bist wohl... falsch .. hier?!" Meine Stimme beruhigt sie dann, aber verunsichert wirkt sie trotzdem. Beim Verlassen kommen mir dann zwei Frauen entgegen, die die Außentür nochmal schließen und sich die Beschriftung genau ansehen. Ich hab's nicht richtig gestellt.

Innerlich auf Wolken schwebend kehre ich zu meiner Freundin zurück - Daumen nach oben und glücklich - und erzähle. Sie lacht und erzählt mir, alle ihre Bekannten, die mich nicht kennen, hätten sie gefragt, wer denn der junge (ich lach mich wech) Mann sei, den sie dabei hätte - durch die Bank ALLE. Ich fühl mich einfach nur sauwohl!
A. sagt mir, dass für sie alles so ist wie immer - wir sind schon seit über 10 Jahren befreundet - sie empfindet mich nicht als anders, aber sie kann die Sicht von außen wahrnehmen, den Blick des Fremden wagen und sie sieht nicht die L. die sie kennenlernte. Es ist ein durch und durch gelungener Abend und ich fahre sehr beschwingt nach Hause.

Heute beim reflektieren habe ich den Unterschied herausfühlen können. Ich habe mich nicht anders gefühlt als ich mich sonst fühle. Diese verworrenen Gedanken der letzten Zeit, dass ich mich weder als Mann noch als Frau sehen kann, kein Gefühl dazu habe, waren an diesem Abend nicht relevant. Ich habe mich gefühlt wie ich. Das machte mich sicher in meinem Auftreten, das machte mich sehr frei im umherschauen und Blicken begegnen.
Im Vergleich mit anderen Abenden als Frau in derselben Lokation, war es selbstverständlicher zu sein. Die Irritationen die ich hervorgerufen habe, haben mich weniger verunsichert, als das Wahrgenommen werden und bewertet werden als Frau. Der Unsicherheitsfaktor als "komisches Wesen", als sehr männliche Frau oder als "ist das jetzt ein Kerl oder nicht" wahrgenommen zu werden hat mich weniger betroffen, als die Blicke die mir als Frau zu anderen Gelegenheiten galten.

Ein sehr gelungener Abend, auch wenn ich diesen Passingerfolg zu nicht unerheblichen Teilen dem Schummerlicht und der lauten Musik zu verdanken habe. Ein Erlebnis das ich unbedingt wiederholen möchte - ich fühlte mich so in mir zuhause, ohne dass ich mich anders denken musste. Es war selbstverständlich so zu sein.

DER Mann kriegt mal wieder Ausgang.

Montag, 22. Oktober 2007

Schnappschuss

Trotz des Titels diesmal kein Bild - oder eher nur ein Stimmungsbild.

Vor zwei Tagen sagte ich im Chat, ich wäre so in Arbeit eingespannt, dass mir wenig Zeit zum Nachdenken bleibt. Stimmt so.

Es ist ein Jahr des Abschiednehmens.
Das Kind wird/ist erwachsen
Ein Tod und die Trauer um den Verlust begleitet mich nach wie vor
Ich mache meine Qualifikation zur Leitung - ein Stück Abschied aus dem Team
Ich frage mich ob ich von meinen bisherigen Sichtweisen zu mir selbst Abschied nehmen muss-soll-will

Die Anforderungen die das Leben stellt sind aber die gleichen geblieben. Die Zeiten fürs Abschiednehmen muss ich irgendwo dazwischen unterbringen. Ich merke, dass dies an meine Kraftreserven geht. So pendel ich hin und her zwischen dem ganz normalen Alltag und den oft nicht effektiv erholsamen Auszeiten und versuche so ganz nebenher noch Trauerarbeit zu machen und mich selbst zu beobachten in dem was ich jetzt bin oder nicht bin - wie ich mich erlebe, wie andere mich erleben und wie ich mein Erleben jetzt einsortieren mag.

Im Moment fordert der Job immens viel. Die Arbeitsbelastung ist seit Monaten so hoch, wie ich es seit Jahren nicht mehr erlebt habe. Letzte Woche dann der Einstieg in die Weiterbildung, viele neue Leute und viel Informationen über das was erwartet wird, bevor wir nächstes Jahr unser Zertifikat in den Händen halten können.

Dazwischen ich.

Schwankend zwischen den Polen, zwischen den Stühlen, mit jedem Fuss auf einem anderen Laufband stehend, ein Stück weit haltlos, weil Vorbilder fehlen und ein Stück weit einsam, weil ich nicht erklären kann - warum ich so bin, wie ich bin.
Auf der einen Seite denke ich bin ich klarer, auf der anderen rufe ich Irritationen hervor, durch mein Auftreten, durch mein Aussehen, durch meine Kleidung.

Immer wieder kehre ich zum Anfang der Überlegungen zukrück - der Körper ist geschlechtsbestimmend und ich habe nur noch nicht meinen Platz als Frau gefunden - um gleich darauf festzustellen, dass ich ihn gar nicht will, den Platz als Frau. Aber der Platz als Mann ist genauso wenig greifbar. Es bleibt alles nebulös. Das eine habe ich erfolglos gesucht - und das andere ist so in meinem Leben nicht mal eben auszutesten. Die meisten Menschen, denen ich tagtäglich begegne, haben auch mit meiner Arbeit zu tun. Dort ist ein coming-out zwar denkbar, aber nicht in der Phase in der ich mich jetzt befinde. Die meisten meiner guten Freunde - die auch Bescheid wissen um mein Ringen - sehe ich nicht täglich. Somit bewege ich mich ständig in einer Frauenrolle und wirke nur ab und an etwas irritierend. Ich bin ein Mensch der im Allgemeinen sehr offen mit seinen Befindlichkeiten umgeht - es fällt mir schwer damit hinter dem Berg halten zu müssen.

So versuche ich meinen Alltag zu regeln und stelle fest, dass ich letzte Woche an zwei Tagen einen Binder trug in der Schule - einfach weil es sich unter dem Hemd besser machte. Noch vor ein paar Monaten hätte ich dies weit von mir gewiesen. Ich betrachte mit Neid meine Mitstreiter und Mitstreiterinnen in der Weiterbildung, die so mit sich im Reinen scheinen, Männer und Frauen.

Irgendwie würde ich es gerne wagen - einen Schritt zu gehen, auszuprbieren, wie sich der neue Name, dessen Unterschrift ich schon geübt habe, anfühlen würde, wenn ihn jemand anders als ich selbst benutze - ein Stück Grenzüberschreitung mit Sicherungsleine.
Ich bin ein kleiner Feigling - schrieb ich es schon mal?

So siehts aus - die Momentaufnahme.

Samstag, 29. September 2007

Tribute to....


Heute war ich äußerst erfolgreich Klamotten kaufen. Richtig glücklich hat es mich gemacht an jedem zweiten Kleiderständer etwas zu finden, was mir gefällt - und ein paar Teile hab ich erlegt und mit nach Hause getragen. Danach habe ich dann gleich meinem neuen Hobby, dem Fotographieren mit Selbstauslöser gefrönt.

Dabei sind - finde ich ein paar passable Bilder herausgekommen.

Auf der Suche nach Motiven griff ich dann nach der angestaubten E-Gitarre:

Tribute to Music
Es gab Zeiten, das habe ich davon geträumt auf der Bühne zu stehen - früher, als ich noch viel gesungen habe als Sängerin, später hätte es mir eine Gitarre auch getan.


Tribute to Jethro Tull
Eines meiner Wunschinstrumente war Querflöte und ich habe mir ein Jahr Unterricht am Ende der Schulzeit von meinem mageren Taschengeld abgespart. Viel ist nicht geblieben und meine Versuche Ian Anderson auch nur halbwegs nahe zu kommen in seiner fantastischen Improvisation zur Bourre in e-moll von J.S. Bach sind kläglich gescheitert.

Donnerstag, 27. September 2007

Verliebt ins Unglücklichsein

Gestern war ein wundervoller Tag. Ich war mit T. verabredet, zunächst zum Kaffee trinken und zum Essen und später zu einem wundervollen Konzert, einer ganz bezaubernden Silje Nergaard. Allein das Konzert hätte für einen gelungenen Abend allemal gereicht und war vom Erholungswert mindestens einer Woche Wellnessurlaub. Es gibt noch Menschen die singen können auf der Bühne, es gibt noch Musiker die ihre Intrumente beherrschen, es gibt die Magie der leisen Töne und Bands die es schaffen ihr Publikum in einen Strudel der Begeisterung zu reißen - nur mit ihrer Musik - und sie hinterher wieder sanft auf dem Boden abzusetzten. Innerlich ein wenig zerzaust, aber glücklich.

Der Tag mit T. war wundervoll entspannt - fast würde ich sagen entspannter als jemals in den zwei Jahren in denen wir irgendwie zusammenwaren. Er hat meine Gedanken, meine Gefühle angehört und er hat sich seine Gedanken dazu gemacht, seine Irritationen die er manchmal hatte verbalisieren können, so dass der Nachmittag entspannt dahinglitt - gewürzt mit ein paar Scherzen, wie der Frage: "Soll ich dich jetzt Kaffeonkel nennen?"
Vor dem Konzert beim Toilettenbesuch (man sollte immer vor einem Konzert nochmal auf Toilette gehen!) nein eher beim Verlassen der (Damen-)Toilette überraschte mich eine Frau, die mich irritiert ansah, dann einen Schritt zurücktrat und das Schild auf der Tür nochmals ansah aufs freudigste. Ich habe in mich hineingefeixt und mich fast unbändig gefreut - vor allem, weil ich nicht damit rechnete, es nicht darauf angelegt hatte - mir einrede, dass es mir egal ist und ich ja eh als Frau wahrgenommen werde, immer und sofort. Ich korrigiere jetzt auf: meistens.

Also zu diesem entspannten Tag - einem Gefühl im ICH, einem Gefühl des SEINS kam ein interessanter kleiner Mailwechsel mit jemandem aus dem Portal, weitab von Genderdiskussionen und einfach nur eine Rückmeldung seiner Wahrnehmung. Auf seine Frage, wie sich die Vorstellung verschiedenster Alltagsdinge die er schilderte für mich anfühlt - konnte ich innerlich meist nur mit "Gut!!!!" antworten. Auch seine Frage, welche Bedenken ich denn nun habe konnte ich nicht so recht beantworten. Manchmal bringen einen die einfachsten Fragen aus dem kompliziert gestrickten Konzept.

Beim Nachdenken, warum ich mir nicht selbst einfach zugestehen kann, dass sich der Gedanke E. zu sein GUHUHUT anfühlt, viel mir ein was eine Supervisorin vor einiger Zeit mal in eine Gruppensitzung äußerte.

Sie sprach vom Verliebtsein ins Unglücklichsein - und davon, dass man manchmal unendlich viel erträgt und auch über lange Zeit erträgt, weil man es gewohnt ist - und weil man Angst vor dem Neuen hat. Man hat sich im Leiden eingerichtet, man kennt alle Ecken und Winkel, man lebt manchmal schon so lange mit dem Unglück, dass man glaubt es müsse eben so sein, oder es wäre der Normalzustand. So sitzt man auf seinem verstaubten Lebensmodell - um sich herum die vertrauten und gewohnten Schmerzen wie verschlissene Koffer, und der Gedanke sich zu trennen macht Verlustängste - es könnte ja schlimmer kommen - und Ojemine - mit den neuen Probelm und Sorgen und Ängsten und Schmerzen kennt man sich ja gar nicht aus. Es WIRD schlimmer kommen ganz bestimmt. Und so packt man sein Päckchen und trägt es stolz heroisch weiter. Verliebt ins Unglücklichsein.

Bin ich das? Entspringen meine ganzen Wenns und Abers dieser absurden Verliebtheit? Wenn ja wäre es eine tragische Liebe, eine destruktive Beziehung.

Der Abend gestern war wundervoll - ich war im ICH ich konnte SEIN - ich möchte die Erinnerung daran behalten - und ich möchte dass dies öfter so ist.

Montag, 24. September 2007

Gone

Im Nebel verschwunden
mein Liebstes,
mein Ein und mein Alles,
mein Immer Noch
und Immer Wieder

Verschlungen von Schwaden
auf unbekannten
auf fremden und dunklen
auf unsicheren
Pfaden

Ich kann dich nicht sehen
nicht hören
nicht fühlen
nur die Distanz
lässt du mich spüren

In meine Schranken
hast du
mich verwiesen
geraderaus
dich mir entzogen

Ich will dich doch nicht
fangen, nicht gängeln
nicht bestimmen
nicht drängeln
nur lieben dürfen.

Ich wollte dass du gehst
und lebst und bist
erfährst und entscheidest
und niemals wollte ich
dich hindern zu gehen.

Ich hoffte es bliebe
eine Verbindung
ein Band unsichtbar
in meiner Hand
zu deinem Herz

Jetzt muss ich es lassen
und höre mich reden
wie Alte nur reden
am Ende wenn nichts
mehr bleibt

Du bist so jung
es zerreist mein Herz
und doch hast du recht
denn mein Schmerz
geht dich nichts an

Wär nicht der Nebel
könnt ich dich sehen
in der Ferne stehen
und mir würde warm
ums Herz

Der Schleier hob sich nur kurz
und gewährte mir einen Blick
auf dich und wo du bist
Vielleicht kannst du manchmal
einfach Leuchtraketen zünden

damit ich weiß wo du bist

Sonntag, 23. September 2007

Kleine-Schritte-Geheim-Taktik

Jetzt hab ichs gewagt.
Ich hab im Forum mal nach trans-aufgeschlossenen Therapeuten gefragt. Frei nach dem Motto, selbst wenn ich Adressen habe muss ich nicht anrufen, selbst wenn ich anrufe kann ich wieder auflegen, selbst wenn ich einen Termin mache muss ich nicht hingehen, selbst wenn ich hingehe, kann ich den Mund halten, selbst wenn ich den Mund aufmache muss ich nichts von mir preisgeben, selbst wenn ich was von mir preisgebe muss sich noch keine neue Erkenntnis einstellen, selbst wenn sich eine neue Erkenntnis einstellt muss ich der keine Taten folgen lassen, selbst wenn ich Taten folgen lasse.... ach ja, das wäre dann so eine Art Point of no Return.

Meine Geheimtaktik um nicht jahrelang auf der Stelle zu treten.

Ich kicher in mich hinein - wieder mal selbst ausgetrickst.

Donnerstag, 20. September 2007

Der Egal-Raum

Im Gespräch mit anderen, die sich nicht immer schon oder nicht mehr, oder jetzt endlich richtig fühlten/fühlen taucht immer wieder die Frage nach den männlichen und weiblichen Anteilen auf, genauso wie die Frage "Was ein Mann/eine Frau?" "Woran macht sich das eigene Gefühl für männlich/weiblich fest?".

Dabei gibt es durchaus unterschiediche Lösungsansätze, Entscheidungsprozesse, Sichtweisen.

In einer solchen Diskussion tauchte die Idee auf, dass man sich die meiste Zeit seines Lebens wohl eher weder männlich noch weiblich fühlt, sondern "egal" - also schlichtweg als Wesen, das ist und handelt.

Männlich oder weiblich fühlen tritt meist nur im Zusammenhang mit dem gegenwärtigen/gefühlten/gedachten Gegenteil ein. Vielleicht fühlt man sich ja auch meist nicht menschlich - im Gegensatz zu tierisch - sondern auch da nur egal - es sei denn das eigene Handeln und Fühlen wird in einen Zusammenhang mit dem Handeln und Fühlen eines Tieres gebracht. Fast könnte ich denken, dass die Wahrnehmung des eigenen "Menschseins" umso stärker ist, je näher das Verhalten eines Tieres an menschlich wahrgenommenes Verhalten herankommt (Primaten), oder je unmenschlicher man das Verhalten eines Menschen wahrnimmt (Die benehmen sich wie Tiere)

Ist dies auch beim Mann/Frau - Fühlen so?

Kleines offenes Brainstorming:
Egal fühle ich mich auf Arbeit - dort findet Arbeit im Team statt - alle machen prinzipiell dasselbe, sind gleich gekleidet, haben dieselbe Verantwortung.
Ein irgendwie geartetes Gefühl des "weiblich seins" tritt immer dann auf, wenn eine Gruppenzuweisung stattfindet, sei es durch Sprache ("Sehr geehrte Damen und Herren...") oder durch Verhalten (Schultergeklopfe bei den Männern, Küsschen und Umamrungen bei Frauen"), eindeutiges Äußerses, Kleidung, getrennte Sanitäranlagen.


Wenn jetzt dieses gelernte Zugehörigkeitsgefühl - und ich habe mich zugehörig gefühlt, ich wollte immer zugehörig sein - auf einmal in Frage gestellt wird, dann wird der Raum des "Egal" kleiner. Auf der Suche nach der eigenen Identität und der Frage wo gehöre ich hin, stellt sich mir die Frage des männlich/weiblich Seins, Handelns, Denkens bei den unmöglichsten Gelegenheiten - dabei geht die Selbstverständlichkeit des Lebens verloren.

Dabei ist der Egal-Raum wohl der Ort, an dem die Seele am ehesten Ruhen kann, an dem es sich am leichtesten SEIN lässt, sozuagen das Zentrum des Seins. Die nun ständig verunsicherten Ausläufer des Seins, die sich nicht einfügen in die eigene erlebte Welt und die außernherum anecken erschüttern diesen Egal-Raum, engen ihn ein und machen Rückzugs- und Wohlfühlräume kleiner und seltener.

Ich plane einen Ausbau, wenn ich auch noch nicht weiß wie.

Mein Egal-Raum soll größer werden.

Montag, 17. September 2007

Bandbreite

Was stört mich daran eine Frau zu sein, die als eher maskuline Frau wahrgenommen wird?

Die Bilder haben mir gezeigt, dass ich die "feminine" Frau nicht sein kann, dass ich mich darin nicht finde. Am ehesten fühle ich mich noch wohl, wenn ich mich optisch eher maskulin gebe. Warum reicht das nicht?

Gestern Abend im Gespräch mit einer Freundin kam mir der Gedanke von der eingeschränkten Bandbreite. Wenn ich die "maskuline Frau" bin und nur dies im Moment darstellen kann, so schränkt mich dies in meinen Ausducksmöglichkeiten ein. Ich habe wenig Möglichkeiten zu spielen, nach Lust und Laune, nach Gemütslage und Tagesform. Ich kann meine Bandbreite optisch nicht auf die männlich wahrgenommene Seite der Gesellschaft ausdehenen. Ich kann es für mich selbst zwar tun, aber andere werden es nicht verstehen und deshalb auf die vermeintlich "maskuline Frau" reagieren - falsch reagieren.

Dies alles hat gar nichts mit einer Ablehnung meiner "weiblichen" Eigenschaften zu tun. Ich möchte gar nicht anders sein, nicht anders denken, nicht anders fühlen. Ich finde es gut viel zu reden - und gerne zu reden, ich mag meine Art zu denken - es ist meine Art und sie hat viel mehr mit dem "wie ich bin" zu tun, als mein Äußeres. Trotzdem ist genau diese Diskrepanz in den letzten Monaten zum Dauerthema geworden, weil die Erkenntnis gereift ist, dass andere mich nicht sehen wie ich bin - sondern ausgehend von ihrer Wahrnehumg interpretieren.

Nachdem ich also jahrelang eine Adaption meines inneren Empfindens an das äußere Erscheinungsbild versucht habe - und gescheitert bin, lassen sich meine Erfahrungen endlich einsortieren. Mein Problem des Nicht-Verstanden-Werdens wenn ich handle wie ich bin, hängt mit der falschen Interpretation zusammen - und lies sich bisher meist nur umgehen, wenn ich "neben mir" handelte, so dass für die anderen ein halbwegs stimmiges Bild entstand. Damit erklären sich auch die vielen positiven Bemerkungen, wenn ich als "weibliche Frau" irgendwo auftauchte. Ich denke die Menschen um mich herum hegten die (unbewußte) Hoffnung, dass ich stimmiger würde - genau das Gegenteil war der Fall. Dabei unterstelle ich niemandem eine böse Absicht, nicht einmal die, mich verändern zu wollen - die positiven Bemerkungen mancher, die mich schon lange kennen, waren echt, sie haben positiv erlebt was sie sahen. Nur ich stand mit diesen Komplimenten immer ein wenig verloren da - und hab es nie so recht hingekriegt sie ernst zu nehmen - oder für wahr zu halten. Ich habe mich bemüht - wirklich.

Jetzt bin ich nicht mehr gewillt mein Inneres in eine den Erwartungen entsprechendes Äußeres zu packen. Und: es schränkt mich ein. Es nimmt mir die Möglichkeit zu spielen. Maskuline Alltagskleidung fand sich schon immer in meinem Kleiderschrank - allerdings die Variante "elegant" empfinde ich für mich als unpassend und verkleidet - weil die "Frau im Anzug" eben eine Frau bleibt und meinem dann eher männlichen Empfinden nicht entsprechen würde - zudem bekommt man damit einen Exotenstatus, den ich nicht möchte und in dem ich mich unwohl fühle. Die "Frau im Abendkleid" ist weitgehend gestorben (es sei denn das Mädel besteht mal vehement darauf *g*). Bleibt als für mich stimmige Variante eben nur die unisex bis maskuline legere.
Gut zu wissen, dass es immerhin ein momentan passende Variante gibt - aber schlussendlich fühle ich mich eingeschränkt - schon wieder, nur ein wenig anders diesmal.


Anmerkung für meine Freunde:

Nein, dies alles ist nicht an die gerichtet, die mich gut kennen, die mich schon immer mochten wie ich bin - es geht um die Wahrnehmung bei Menschen die mich zwar kennen, aber mir nicht nahe stehen.

Samstag, 15. September 2007

Who's that girl?


Vor drei Tagen hat also mein Mädel mich besucht. Dabei sind richtig schöne Bilder entstanden. Ich hab sie mir angeschaut, die Bilder - wieder und immer wieder.
Also ich weiß, dass ich die Bilder von mir mit Selbstauslöser gemacht habe - es sind Bilder davon, wie ich von außen aussehe. Es sind schöne Bilder, einer schönen Frau. Sie gefallen mir, die Bilder und die Frau darauf sieht interssant aus und gut, (Ganz schön gut für ihre 41 Jahre) und das obwohl sie nur ein bißchen in den Farbtopf gegriffen hat.
Seit zwei Tagen starre ich jetzt immer wieder auf die Bilder und versuche zu fassen, dass ich das sein soll oder bin. Schon beim ersten Betrachten war sie mir fremd, die Frau auf den Bildern. Dabei ist sie schön und interssant.
Es tut mir fast körperlich weh, dass sie mir so fremd ist die Frau. Es könnte doch so einfach sein. Ich könnte mir was nettes anziehen, mich ein bißchen aufhübschen und hinausgehen in die Welt - und wäre eine durchaus interssante Frau. Verstärkt wird das ganze dadurch, dass ich von außen überraschend viele positive Reaktionen auf die Bilder bekommen habe, von realen Bekannten aus einem Internetportal. Ich nehme die Komplimente an. "Du hast so viele schöne Gesichter" schrieb eine Bekannte. Und: "So weiblich habe ich dich noch nie wahrgenommen" ein anderer. Und ich sitze da und frag mich was ich damit mache - schau die Bilder an und denke, ja, schönes Gesicht, ausdrucksstarke Augen, sehr weiblich, sehr schön.
But the hell - who's that girl?
Noch nie zuvor habe ich so schöne Bilder von mir gemacht - oder ich konnte noch niemals zuvor die Schönheit wahrnehmen, auch die weibliche Schönheit, die sich in diesem Gesicht versteckt. Und jetzt schaue ich sie an - und mir treten Tränen in die Augen. Ich kann nicht - ich wäre gern, aber ich bin das nicht, ich kann nicht sein, was ich so offensichtlich für jedermann bin.

Es tut weh, diese Frau nicht zu kennen.

Freitag, 14. September 2007

Ich will alles!!!

Heute bin ich nicht mehr krank - und heute sind meine Kinners wieder aus den Löchern gekrochen und haben das Streiten angefangen.

Da das Mädel, die erzählte mir was vom Hübschmachen und wie toll die Bilder geworden wären, und dass ich so eine tolle Frau wäre - und überhaupt und sowieso.

Und dann mein Junge, der sich heute abend durchsetzte und zum Ausgleich auch eine Fotosession wollte - aber auch mir richtig schick machen und so - also mit ein bißchen nachhelfen aus dem Schminktopf der Tochter, jawoll! und ja! - und dem Foto mit dem offenen Hemd half dann noch das Bildbearbeitungsprogramm nach.

Nein, ich werd nicht schizophren. Mir gefällt gerade nur das Bild, weil es das ganze ein wenig von mir distanziert, nicht ganz so nahe geht. Auf die Nerven gehts mir trotzdem.
Ich würd mal sagen ich entscheide mich gar nicht und nehm beides - grrrr! Also einmal mit und ohne allem oder so.

Ja, das klingt schizophren - ich fürchte da muss doch der Psychologe für den ich grad eigentlich gar keine Zeit habe ran.

Und troztdem - ich hab genug von kompliziert:

Ich will alles!!!

G.F.D

Heute ist GFD - genderfree day

heute morgen als ich aufwachte waren weder mein Junge noch das Mädel das gestern hereinschneite irgendwo aufzutreiben, stattdessen hatten sich drückene Schmerzen in meinem Kopf breitgemacht. Diese ließen sich mit Chemie halbwegsbeheben - holten sich dann aber zur Verstärkung eine bleierne Müdigkeit - kurzum - irgendwie bin ich krank.
Und deswegen ist heute genderfree day - zumindest bei mir.

Mittwoch, 12. September 2007

Unangemeldeter Besuch





Ich habe heute Besuch.







Heute nach dem Aufstehen war er einfach da. Ich hab mich gewundert, dann hab ich ihn ignoriert.
Den Tag über hab ich zwar wahrgenommen, dass Besuch da ist, aber ich hab mich nicht weiter drum geschert. Nur irritiert hat's mich schon.
Ein paar Mal hat sich mein Besuch ganz leise zu Wort gemeldet, hat aber von mir nur ein gedehntes fast unwirsches "Jahaaa - is ja gut" geerntet.

Heute Abend dann, hab ich beschlossen mich dem Besuch doch zu stellen.
Mein Mädchen ist zu Besuch. Huch wo kommst du denn so plötzlich her?

Erst hab ich mich geärgert, ist doch mein Junge endlich mal zum Zuge gekommen in den letzten Monaten - und hat er nicht noch gestern auf dem Weg zur Arbeit von kommenden großen Zeiten geträumt? Ganz fröhlich und ausgelassen war er - und jetzt steht dieses Mädel da rum - einfach so und geht nicht weg.

Also heute abend hab ich mir dann gedacht, wenn das Mädel schon mal da ist, dann bitte - dann ist das so. Also musste der Junge mal ein wenig zur Seite treten und dem Mädel Platz machen. Hat ihm nicht gepasst, dem Jungen.

So hat das Mädel eine Fotosession bekommen (der Junge hatte ja so einige in letzter Zeit) und ich hab mir meine zwei mal angeschaut. Da gibt es welche die mir gefallen und welche, die mir nicht gefallen - echte und verkleidete - Jungen - und Mädelsbilder.

Und was sagt mir das jetzt?
Da stehen sie rechts und links von mir, mein Mädel und mein Junge und starren sich an.
Irgendwie möcht ich ihnen sagen: Hey nicht streiten!

Nein, ich mag mich nicht mit mir selbst streiten - und ich mag mich um Himmels Willen nicht schon wieder unter Druck setzten, weil ich jetzt meine männliche Seite entdeckt habe und ihr Raum geben kann. Ich mag jetzt bloß nicht einem anderen Klischee entsprechen müssen - dem des Transgenders oder so. Mir ging es so gut mit mir in den letzten Wochen, ich möchte dass das so bleibt. Ich mag so sein wie ich bin - vielleicht ist das eben jeden Tag anders - und deshalb darf das Mädel bleiben - und du mein Junge musst kein beleidigtes Gesicht ziehen - dich werf ich auch nicht raus.

Samstag, 8. September 2007

Korken bilden keine Schwärme

In einer unendlichen Anzahl von möglichen Standpunkten finde ich mit traumwandlerischer Sicherheit immer diejenigen, die mich außerhalb stehen lassen. Gefühltes Nicht-Dazugehören begleitet mich schon solange ich denken kann.

Intellektuell kann man dies locker als "etwas besonderes" und damit erstrebenswert, selbstaufwertend definieren. Gefühlt bleibt die Sehnsucht nach dem zweitweisen Untertauchen in einer Gruppe Gleichdenkender, Gleichfühlender.
Es bleibt die Sehnsucht ein Fisch zu sein in einem Schwarm und mit den anderen zusammen intuitiv die gleiche Richtung einzuschlagen, so dass die Sonne sich auf glänzenden Schuppen spiegelt und das Bild von fließendem Silber ins leicht bewegte Wasser malt. Es bleibt das Verlangen unterzutauchen, zu verschmelzen, eins zu sein - immer mit der Möglichkeit mal auszuscheren, aber doch eine Heimat zu haben, wo man hingehört - und wo keiner in Frage stellt, dass man dort hingehört.

Warum stellt sich dieses Gefühl so selten ein, warum ist jeder Versuch eine Heimat zu finden schlussendlich von Enttäuschung oder Resignation geprägt. Ich kann sie nicht fühlen die Verbundenheit, bleibe der Korken auf dem Wasser - oder der Fisch, der immer zu spät den anderen folgt, falls er überhaupt die richtige Richtung einschlägt. Nein, ich bringe keinen Schwarm durcheinander - und die Ringe, die mein an der Oberflächetanzen verursacht, sind klein und flüchtig. Man schätzt mich sogar für dieses Anderssein bisweilen - schätze ich.

Bisweilen treffe ich andere, die auch an der Obefläche tanzen - und manchmal denke ich alle sind Korken an der Oberfläche - hin und her geworfen von den Wellen ihres eigenen Seins - und das Heimatgefühl ist eine weitverbreitete Lüge - erfunden und glorifiziert - und tausendfach wiederholt, von denen, die sich nicht trauen ihre Heimatlosigkeit einzugestehen.
So einfach könnte es sein - es gäbe mir recht, und dies machte es mir leichter mich für eine Weile besser zu fühlen - und nicht so fremd auf dieser Welt - sozusagen meine Heimat im Schwarm der Heimatlosen. Ein Trick des Verstandes um die Sehnsucht zu stillen.

Doch sie bleibt - die Sehnsucht nach den Gleichen, den Nicht-Anders-Denkenden, Nicht-Anders-Fühlenden, den Ohne-Worte-Verstehenden und sie lässt sich nicht weg-denken, nicht weg-diskutieren, nicht weg-theoretisieren, nicht weg-banalisieren.

Vielleicht bleibt das Leben auch eine Suche nach Geborgenheit und Zugehörigkeit - vielleicht ist es es auch nur ein momentantes Stimmungsbild aus etwas Einsamkeit und Veränderung geboren.

Wer weiß das schon?

In den goldenen Strahlen der späten Sonne
tanzte über mir eine Hundertschaft von Mücken
um einen über das Ufer hängenden Zweig.
Mit unvorhersehbaren Wendungen und verschlungenen Bahnen,
chaotisch anmutend und räumlich begrenzt.
Und niemals kam es zu Zusammenstößen.

Unter mir in der sanften Dünung des Meers
beschloss der Schwarm mit sanften elegantem Schwung
Walzer zu tanzen und malte eine Weise
für die tanzenden Mücken.

Wer schert sich schon um einen Korken auf dem Wasser.

Dienstag, 4. September 2007

Ent-diskriminierung

Heute hatte ich ein Vorgespräch zu einer Weiterbildung, die ich demnächst beginnen werde. Es ging um Vertragliches und den Ablauf, die Vorbedingungen, die Ziele.

Ein Satz klingelt mir noch immer in den Ohren - inhaltlich wie folgt:

"Ja, wir Frauen müssen auch gucken, dass unsere Karriere in Schwung kommt. Die jungen Männer im Beruf drücken nach, da muss man schon schauen, dass man sich entsprechende Stellen sichert, die gibt es ja nicht wie Sand am Meer"

Da saß ich , mit einer Frau - ein wenig älter als ich - und war erstmal irgendwie völlig vor den Kopf gestoßen. Ich hab dann dümmlich "ja ja" gesagt und genickt. Nachgedacht habe ich erst auf der Fahrt nach Hause.

Wer wird jetzt diskriminiert?
Wer fühlt sich diskriminiert?

Dieses "schnell zugreifen" bevor ein junger Mann es tut - obwohl der Beruf immer noch eher ein Frauenberuf ist - ist eine Diskriminierung von Männern - oder von jungen Frauen, weil man es denen nicht zutraut, dass sie nach den Sternchen greifen?
Diskriminiert fühlte sich aber die Sprecherin - dem "Wegschnappen der besten Jobs" durch die jungen Männer ausgeliefert, so dass das ganze Wissen und die Erfahrung einer älteren(?) Frau nötig ist, um dem zuvorzukommen?

Ich bin mir nicht sicher, ob mir dieser Satz auch vor ein paar Monaten schon so aufgefallen wäre, oder ob ich in frisch fröhlicher Frauensolidarität gelacht und zugestimmt hätte. Ich weiß auch nicht, ob meine Beschäftigung mit meiner männlichen Seite eine Rolle spielt - oder jenes schon erwähnte Buch über das Schubladendenken. Wahrscheinlich beides.

Auch in der Emma - die ich für ein stark gefärbtes aber trotzdem sehr wichtiges Blatt in Deutschland halte - fand ich letztens einen männerdiskriminierenden Satz, der bestimmt nicht so beabsichtigt war, aber ein klares Bild schafft und gleichzeitig die Frauen noch einschränkte.
Es ging um Nahverkehr, und dass dieser sich an der arbeitenden Bevölkerung orientiert und die Frau mit Kindern, oder die ARbeitslose aufgrund schlechter Streckenführung und ausgedünnter Fahrpläne eigentlich chancenlos ist, in angemessener Zeit irgendwo anzukommen.
"Dann müssen die jungen Frauen abends alleine sich der Gefahr aussetzten und im Dunkeln weite Wege bis nachhause zurücklegen" stand dort sinngemäß.
Aha - Frauen bleibt zuhause, das ist gefährlich (sagten Mama, Papa und der Nachbar auch schon) - und draußen sind gefährliche Männer (selbst wenns nicht da steht). Frauen sind Opfer, Männer sind Täter - nunja, das ist eines der Schemata der Emma, auch wenn es häufig stimmt.

ABER die meisten Männer sind keine Täter, lauern keinen jungen Mädchen auf, stalken keiner Frau hinterher, schlagen ihre Ehefrauen nicht

UND die meisten jungen Mädchen werde nie auf dem Nachhauseweg überfallen - es ist wesentlich wahrscheinlicher, dass sie auf dem Nachhauseweg von der Disco einen Autounfall haben, an dem dann (Vorurteil oder Tatsache?) wahrscheinlich ein junger alkoholisierter Mann beteiligt ist - was durchaus ein Grund wäre den öffentlichen Nahverkehr auszubauen - zur Sicherheit für junge Frauen und junge Männer.

Ich bin mir auf meiner Urlaubsfahrt auch zum ersten Mal der Vorteile als Frau, die ich aufgrund von Vorurteilen habe, irgendwie unangenehm bewußt geworden - obwohl ich es trotzdem angenehm fand, dass am Zoll niemand was von mir wollte ( alleine reisende Frauen schmuggeln nicht, haben nie falsche Papiere, begehen keine Verbrechen, klauen keine Autos....).

Somit finde ich dieses Heraustreten aus den alten Denkmustern ziemlich erfrischend. Mir war vorher gar nicht bewußt, dass ich "junge Männer" noch nie als Konkurenz im Job gesehen habe (auch mal schön ein Vorurteil nicht zu haben), obwohl ich weiß, dass Männer in meinem Job überproportional viele Führungsposten bekleiden. Es bereichert mich, mich nicht mehr solidarisch fühlen zu müssen - nicht mit "den" Frauen und sonst auch mit niemand.

Ich glaube ich arbeite weiter daran - an der Entdiskriminierung - in meinem eigenen Kopf damit anzufangen, halte ich für eine gute Strategie

Sonntag, 26. August 2007

Auszüge aus dem Reisetagebuch





"... Über My-denitiy wollte ich reflektieren in diesem Urlaub, spüren, fühlen, schauen und wirken lassen.
Zum ersten werde ich (natürlich) als Frau wahrgenommen - nichts anderes habe ich erwartet.
Zum zweiten kann ich gut im Bikini an den Strand gehen, aber nicht gut damit auf dem Platz herumlaufen.
Zum dritten habe ich zwei mal das Hängerchen mitgenommen für nach dem Duschen, das im letzten Urlaub so praktisch war. Ich hatte es genau von der Dusche bis zum Zelt an, und sonst nie mehr.

Ansonsten bin ich in meinen Junx-Shirts unterwegs und fühle mich damit nicht komisch - auch das ist schon mal eine Aussage. Die ersten Tage waren davon bestimmt, dass ich mich als "Frau die alleine campt" fühlte, wieder so ein "ich muss was beweisen-Gefühl". Der Abend mit den slowenischen Jungs war sehr angenehm, weil sie zwar meine weibliche Gesellschaft suchten, aber wenig auf das "typisch weibliche" abhoben. Außer dass A. meinte ich bräuchte einen Mann, sonst sei ich später einsam. Ansonsten hatte ich mir kurz Gedanken gemacht, ob das jetzt gefährlich sei mit ihnen so spät abends noch allein loszuziehen....."


"... Ich habe "Eine kleine Einführung in das Schubladendenken" von Jens Förster regelrecht verschlungen. Eventuell ergeben sich daraus ein paar interssante neue Gedankenansätze. Die Gefühle, die so hoch wogten im März sind so nicht zu reproduzieren, zumindest nicht in der gleichen Intensität. Vielleicht komme ich eher dahin ein "Mensch mit weiblichem Körper" zu sein. Vielleicht brauche ich die äußere Veränderung nicht wirklich um meinem inneren Menschen zu entsprechen. Vielleicht eher transgender als transsexuell. Heraustreten aus der Gruppenzugehörigkeit "Frau" - zumindest ein Stück weit. Das Hineinfühlen in einen männlichen Köper funktioniert für mich zwar weiterhin gut, hält aber den mannigfaltigen Vergleichen von männlichen Körpern, die ich hier betrachten kann nicht stand. Keiner dabei, den ich gerne mal kurz ausleihen möchte. Meiner ist schon recht - so irgendwie, wenn er auch von außen nicht so aussieht, wie er sich von innen anfühlt. Alles ein bißchen verwirrend und schlecht zu erklären. Auf jeden Fall bin ich für mich nicht bei der "masuklinen Frau" gelandet, was ich nach wie vor irgendwie als abwertend empfände.
Beim Gedanken an Partnerschaft fällt mir besonders auf, dass ich wenig Lust hätte die "weiblichen" Jobs zu machen, irgendwie - Mensch, das darf man ja fast nicht laut sagen - wäre es mir fast am liebsten jemand anders tät das - typisch Pascha sozusagen. Ich tauge einfach nicht gut zum Umsorgen und Hegen und Pflegen - ich gieße dann lieber den Rasen oder schraube ein Regal zusammen und lasse mich dafür loben und am besten noch bekochen. Ob ich mit der klassischen Ernährerrolle allerdings klar käme wage ich zu bezweifeln. Steht ja alles nicht zur Debatte, aber vielleicht sollte ich aufhören irgendwie nach dem Machotypen zu suchen, den ich dann an- und ausschalten kann wie ich möchte. So wird das wohl eher nix.
Einfach mal heraustreten aus den Gesamterwartungen an den Typus Frau - vielleicht wird's dann leichter, wenn die "eigene" Gruppe nicht mehr prizipiell eher gut gesehen werden muss und gleichzeitig der Druck wegfällt der Gruppennorm irgendwie entsprechen zu wollen. Naja neue Denkansätze halt....."



Insgesamt habe ich mir in diesem Urlaub weniger Gedanken über mich in dieser Hinsicht gemacht, als ich erwartete. Das Buch über das Schubladendenken - ein Sach- aber kein Fachbuch - kann ich nur empfehlen, weil es einem ein wenig eine Ahnung davon gibt, wie manche Empfindungen zustandekommen - und weil es Wege aufzeigt, wie man aus der einen oder anderen Gedanken- und Gefühlsfalle entkommt.

Sonntag, 5. August 2007

Ungebremst?

Gerade bin ich von einem Mittagschläfchen erwacht, dessen Träume davon geprägt waren, dass ich irgendwie das Unvermeidliche nicht verhindern konnte. Ich kam immer ein wenig zu spät, oder hatte etwas vergessen oder etwas fasch gemacht.

Eine Szene davon mir aus früheren Träumen bekannt:

Ich fahre Auto und müsste bremsen oder anhalten. Das Auto bremst auch, aber nicht genügend, so dass ich in die Kreuzung hineinrolle, oder wie heute eine enge Kurve nicht bekomme, sondern langsam aber unaufhaltsam in ein anderes Auto hineinfahre. Ist nix passiert - im Traum - nur geträumter Sachschaden.

Bei Wachwerden fiel mir ein, dass sich diese Träume wieder häufen und, dass ich sie schon einmal hatte. Mir fällt aber überhaupt nicht ein, wann das war und vor allem nicht wann das aufhörte. Die Bremsen meines Autos sind zuverlässig und gecheckt, auch haben mir noch nie die Bremsen versagt, bei keinem Auto. Ich könnte mir viel eher vorstellen, dass ich mit mir unterwegs bin und die eine oder andere Kurve nicht kriege, manchmal das Kind mit dem Bade ausschütte, manchmal das richtige Tempo nicht finde und dann gibts "Sachschaden".

Ich werde darüber nachdenken - vielleicht im Urlaub, vielleicht auch später.

Samstag, 4. August 2007

Von der Leichtigkeit des Friseurgangs

Outing!!!!...............?

Jepp, ich tat mich schwer, das erste mal in der Männerabteilung einzukaufen - ein bißchen unwohl fühle ich mich immer noch ab und an - aber das fühlte ich mich in der Frauenabteilung auch - ab und an. So what!

Nach meinen letzten Diensten vor dem Urlaub, nahm ich mir vor, gehe ich zum Friseur und lass mir einen Herrenschnitt machen. Dann hab ich 4 Wochen Zeit mich daran zu gewöhnen - und kann eventuell am Ende des Urlaubs wieder einen Kampflesbenschnitt draus machen lassen. Es ist immer gut ein Hintertürchen zu haben.

Also nachgedacht:

Wann? Wo? Wer guckt mich nicht doof an?

Meine Tochter kennt einen angehenden Friseur, der kennt eine Kollegin die das echt gut macht, da könnte ich einen Termin machen. Ich und Termine machen sind allerdings zwei Dinge die man am besten nicht in einem Satz erwähnt. Wer hat also zum Ende der Arbeit und zum Anfang des Urlaubs keinen Termin? Klaro: Ich.

Heute morgen also dann einen mutigen Moment abgepasst und beim Dorffriseur reingeschneit:
"Ich wollte mal fragen wie's aussieht - habt ihr Zeit?"
"Moment, ich guck mal - nur schneiden, gell? - Achja, nehmen's doch noch kurz Platz"
"Äh, kriegen Sie auch nen Herrenschnitt auf nem Frauenkopf hin?"
"Na klar, wieso denn net?" breites Grinsen "Kopf isch Kopf - wissen se denn schon was se wollet"
"Nicht so wirklich"
"Dann gucken's doch mal in die Bücher... da können's auch eins mit den Herrenschnitten nehmen."
30 min später.... ich bin 8 Euro weniger losgeworden als sonst - breites Grinsen meinerseits - Herrenschnitte sind halt billiger - die Haare sind ab - und kurz und nicht im Kampflesbenstyle. Meine rausgewachsene Färbung macht sich wunderbar, da hab ich wohl den genau passenden Zeitpunkt abgewartet. Schön, die Urlaubsfrisur ist perfekt, jetzt kann der Urlaub kommen...

Sonntag, 29. Juli 2007

Ab auf die Insel

Die Verwirrung ist komplett - die Schubladen passen nicht. Ich bin reif für die Insel. Gut, dass ich nächste Woche fahre - auf irgendeine von den vielen Inseln, die sich vor der Küste Dalamtiens blau grün vom Horizont abheben.

trans - *trans - gender - sex - terror - chaos.

Hey hey - ich pass nicht rein. Ich bin nicht transgender - ich bin nicht transsexuell - und queer, was hieß das nochmal ? ursprünglich?

Wie schon einmal bringt mich die Definitionswut in einer Randgruppe* zunächst zur schieren Verzweiflung dann dazu mich zu ärgern und dann zur Resignation.

My definition is.... ich habe keine! Ich bin ein bißchen transsexuell und ein bißchen mehr transgender, falls ich die Definitionen richtig verstanden habe. Es ist mir schnuppe, ob ein gesellschaftliches binäres Denkschema einen Teil der Schuld daran hat oder nicht. Und auch auf der Insel vor Kroatien werde ich unverändert so sein wie ich bin. Selbst auf die vielbeschworenen einsame Insel werde ich mein gesellschaftliches, mein binäres, mein erlerntes, mein erfahrenes Bild von mir und anderen mitnehmen. Das Konstrukt der einsamen Insel ist ein interessantes - leider scheitert die gedankliche Reise auf die einsame Insel daran, dass die eigene Prägung nicht mal für Sekundenbruchteile ausgeschaltet werden kann - und es bleibt ein theroreitsches "was wäre wenn" - ohne die geringste Aussagekraft.

Also ab auf die Insel - die Urlaubsinsel - und ich mache einen Selbsterfahrungstrip.

Schlussendlich ist es egal, ob die Gesellschaft schuld hat (kann Gesellschaft "schuldig" sein - gibt es überhaupt kollektive Schuld?) oder ob auf der einsamen Insel das gleiche Problem bestünde.
Schlussendlich ist wichtig, dass ich meine Leben gestalte - mich wohl fühle.
Eventuell sind dafür Anpassungen notwendig, weil ich sonst immer mit "der Gesellschaft" kollidiere - bzw. diese mich anders sieht als ich bin, eventuell finde ich auch einen Weg zu sein, der für mich ok ist, ohne dass ich auf das entsprechende Feedback der Gesellschaft angewiesen bin.

Ab auf die Insel - wo mich niemand kennt und ich mit Wahrnehmung und Reflexion spielen kann.

Ab auf die Insel, wo ich unter Menschen mit mir allein sein kann.

Ab auf die Insel, wo ich fühlen möchte in diesem Körper, diesem einzigen den ich habe.

Ab auf die Insel, wo ich beobachten kann:
Die Anderen - wie sie sind, wie sie agieren, wie sie re-agieren auf andere und auf micht
Mich - wie ich bin, wie ich agiere, wie ich re-agiere auf auf andere und darauf wie ich glaube, dass andere mich sehen.

Ab auf die Insel.





*so möchte ich Randgruppe verstanden wiessen: Eine Gruppe von Menschen, die eine Gemeinsamkeit hat, die nicht einen Großteil der Gesellschaft betrifft

Freitag, 20. Juli 2007

Ruhiges Wasser

Ein wenig ruhiger ist es in mir geworden in den letzten Tagen und Wochen. Durchatmen! Ich bin froh darum, denn das ständige Kreisen um ein und dasselbe Thema - täglich und mehrfach - hat mich immens angestrengt. Es hat mich unruhig und rastlos und gleichzeitig müde gemacht. Daneben fordert der Alltag gerade auch nicht wenig von mir.

Nach den Stromschnellen durch die ich gefühlsmäßig seit Mitte März mehr trudle denn fahre scheine ich nun wirklich in ruhigeres Wasser gelangt zu sein.
Unter anderem tut es mir gut mich auf den Urlaub zu freuen - voraussichtlich werde ich meinen kleinen Flitzer einfach gemütlich bepacken und mit Zelt und guter Musik alleine gen Süden fahren. Die letzten Jahre hatte ich diesen Gedanken immer mal wieder und habe ihn zu guterletzt doch verworfen - vielleicht auch weil ich Angst habe mit mir alleine zu sein.

Dieses Jahr fragte ich mich, ob ich ans Meer fahren kann - so wie ich bin, ob ich baden gehen mag - so wie ich bin. Ich bin zu dem Schluss gekommen - dem Meer ist es egal, wie ich bin - und ich liebe das Meer. Ich will es riechen, und sehen, hören und gleich nach der Ankunft begrüßen und mit meinen Füßen und Händen hineingreifen, die Wellen mich umspülen lassen, das Salz schmecken.... Ich will es morgens zuerst hören und riechen, dann sehen - und mich freuen, einfach so bei dem Blick übers Wasser gleiten lassen und den Kieseln beim Kullern zuhören, die Schiffe und Boote vorübergleiten lassen und lächeln wenn Kinder toben und lachen. Morgens aus dem Zelt krabbeln und der ganze Tag ist Freizeit. Kaffee kochen und Tagebuch schreiben, lesen - ein wenig einkaufen fürs improvisierte Abendessen - und an den ersten Tagen ganz viel schlafen und dösen.

Dies alles ist so herrlich unabhängig von all dem Gedankenchaos, das mich begleitet - ist weder männlich noch weiblich - sondern einfach nur schön.

So fühle ich mich in letzter Zeit eher nur präsent - nicht als Mann oder Frau - auch wenn immer wieder das eine oder andere aufblitzt und durch meine Gedanken schießt. Die Mädelsklamotten liegen immer noch im Schrank - was ich ein wenig bedaure, an den heißen Tagen, aber die Versuche sie zu tragen sind gescheitert. Also bleibts bei neutralen oder männlichen Klamotten - in denen ich mich wohlfühle - und in denen niemand etwas anderes sieht als mich, so wie er mich immer kannte. Keine Kommentare, keine komischen Blicke, und ich fühl mich gut.
Lediglich Menschen die mich wenig kennen reagieren irgendwie - vor allem auf Arbeit, wo man mich überwiegend in Dienstkleidung kennt. So bekam ich heute ein "schick, schick" von einer neuen Mitarbeiterin. Ich hab mich artig bedankt und mich gefreut - ich fand mich auch schick.

Es ist gutes Fahrwasser im Moment, weil ich bei langsamer Fahrt besser nachdenken und nachspüren kann, und weil ich nicht dauernd denke, ich müsse etwas unternehmen. Ein letzter Zyklus mit vielen Arbeitstagen am Stück trennt mich noch vom langersehnten Urlaub. Es tut gut, mich mutig zu fühlen - es tut sehr gut, mich weniger verletztlich zu fühlen, weil ich nicht als Frau alleine reise - sondern als Mensch. Das ist ein langersehntes Selbstverständlichkeitsgefühl. Schön, dass es sich langsam und leise, aber stetig in mein Leben schleicht.

So mag ich gerne noch ein wenig in ruhigem Wasser fahren.

Samstag, 7. Juli 2007

Interferenzen


störungen intermittiernd
irritierend

ich bin verunsichert


ich bin
wer
was
oder doch nicht


versunken
verwunschen
unsicher
selbst-unbewußt
selbst-nichtbewußt


nicht selbst gewusst
gesucht
geschwankt
und
zwischen den stühlen


fragen
klagen
NEIN
doch?
oder?


rechts oder links
geradeaus?
bleiben?
gehen?
wohin?


geahnt,
verdrängt
negiert
gehofft
versucht
gescheitert
erfolgreich


sein?
wer
was
warum?
nein nicht warum,
aber wie?
oder anders?


Das bild im spiegel
lügt!
Das photo
bin nicht ich
ich bin anders


der blickwinkel
falsch
schon immer
aber falsch genug?


Ein photo nur
mit richtiger
silhouette
in all den jahren


und so viele bilder
falsch
manche anders
und irgendwie
richtig
aber reicht


irgendwie?

(c) re-laxed

PC-Fundstück aus dem März 2007




Dienstag, 19. Juni 2007

42-1

Heute ist mein 41. Geburtstag. Irgendwie war es kein Tag der sich wie Geburtstag anfühlte, sondern ein ganz normaler Tag. Ich war einkaufen und hab Zeit vergammelt, ein Mittagschläfchen gehalten.
Meine Tochter fragte mich heute abend, ob nicht irgendwas machen wolle - essen gehen zum Beispiel. Sie fand es schade, dass mein Geburtstag einfach so wie ein normaler Tag vorüberging.
Ich hatte keine Lust und keinen Hunger, aber wir waren dann noch einkaufen und haben lecker Salat gemacht und ofenfrisches Baguette gekauft und auf dem Balkon zu netter Musik ganz gemütlich gegessen und ein Glas Wein getrunken.

Erst später kamen wir auf das Thema das mich unablässig beschäftigt. Sie kann es nicht verstehen, Frau sein sei so toll. Ich hätte ihr immer mal wieder vermittelt als Frau habe man es schwer (mea culpa!) aber sie hat beschlossen, dass das gar nicht so ist. Sie erzählte von wunderschönen Momenten in denen sie sich selbst so wunderbar fühlt, und meine Augen füllten sich mit Tränen. Wir haben lange geredet - und ja, sie darf es schade finden - doch für mich bleibt nur, dass ich keine Lust mehr habe auf dieses anstrengende, mühsame, immer kämpferische Dasein. Ich habe es satt.

Wir haben über meine Kleider gesprochen, die ich mir gekauft habe in der festen Absicht mich fraulich zu kleiden und über die Mühsal, die dies immer wieder für mich bedeutete. Darüber, dass ich den Kompromiss suchte an den Tagen, an denen ich ohne Dienstkleidung Bürotage auf Arbeit verbringe, den Kompromiss zwischen dem eigenen Wohlfühlen und den vermeintlichen Ansprüchen der anderen an mich. Sie meinte, dass sie im Nachhinein vielleicht nicht meine Kleider an sich gestört hätten, sondern eben dieses Mischmasch aus Sein und Schein.
Ich habe ihr gesagt, dass ich mir zum ersten Mal wieder vorstellen kann die Haare nicht raspelkurz zu haben - und sie meinte sie hätte Ideen.... na denn... und ich solle mir einen Anzug kaufen... wenn schon dann richtig. Sie hat Erfahrung im Anzug kaufen, sie hat Freunde immer mal wieder begleitet und macht gern die Einkaufsberaterin.

Insgesamt kann sie überhaupt nicht nachvollziehen, was in mir vorgeht und ich kann ihre Traurigkeit darüber, dass ich (dass jemand) sich so nicht in sich wohlfühlen kann auch einfach stehen lassen. Ich hab ihr gesagt, dass ich so froh bin, dass sie so gerne Frau ist - dass ich mich daran freuen kann sie zu sehen in ihrer natürlichen Selbstverständlichkeit - und dass ich sie immer gleich lieb haben werde. Sie bleibt meine Tochter - ich habe sie unter meinem Herzen getragen.

Wenn ich an sie denke, dann tut es mir weh, dass ich es nie erleben konnte, dieses Gefühl richtig zu sein. Als offensichtliche Frau fühlte ich mich nicht richtig - als männlich gekleidete Frau hatte ich den Eindruck, dass von außen Kritik kommt und dies nicht akzeptiert ist und dies wiederum beeinträchtigte mein Gefühl zu sein. Spießrutenlaufen - so oder so. Ob es wohl darauf hinausläuft, dass ich mich entschließe meine nächsten 41 Jahre (wenn es denn soviele werden) als Mann zu leben?
Mein männliches Gefühl, wenn ich es mitnehme nach draussen macht mich sicherer als ich mich all die Jahre fühlte, sogar obwohl es mir niemand ansieht und jeder eine Frau sehen wird, dem ich begegne.

Vielleicht ist das die erste Option, äußerlich zu dem zu stehen was meinem inneren Gefühl entspricht, weitere Schritte ergeben sich dann von selbst, wenn ich denke noch nicht angekommen zu sein.

Nächstes Jahr um diese Zeit hab ich dann vielleicht schon die Antwort auf alle Fragen: 42

Freitag, 8. Juni 2007

Neuland

A. war zu Besuch - unangemeldet - und eigentlich in meinem gerade herrschenden Chaos - innerlich wie äußerlich - ganz unpassend. Ich wollte zumindest das äußerliche Chaos gerade ein wenig in Ordnung bringen.
Also hab ichs gelassen, das aufräumen und putzen und wir haben ein wenig geredet. A. war schon immer eine gute Sparringspartnerin für unausgegorene Gedanken, Bedenken und Fragen. Ich hab erzählt von meinem Chaos - dem inneren - und meiner Ungeduld und meinen widerstreitenden Gefühlen und von meinen Gedankenspielen, dem "was-wäre-wenn". Da grinst sie mich an und meinte das höre sich so gar nicht nach "mal langsam machen" an - sondern ich hätte mir ja schon richtig konkrete Gedanken gemacht.

Dieser Satz wirkte nach - auch am nächsten Tag noch - und ich startete diesen Tag mit einem sehr guten und gar nicht weiblichen Gefühl. Es fühlte sich gut an.
Und am Ende des Tages bahnte sich die Frage an, ob ich wirklich erst 5 Jahre konkret mit meinen Gedanken "schwanger" gehen muss oder ob ich auch mal schneller zu einer Entscheidung finden darf. Wäre ja mal was neues.

Der Gedanke fühlt sich gar nicht so schlecht an - und heute schlich sich die Idee in meinen Kopf, dass ich ja dann nächstes Jahr zu meinem Geburtstag mal wieder eine "Two-in-One"-Party schmeißen könnte. 42. und 1. Geburtstag oder so. Das wiederum wäre gar keine so schlechte Idee.

Mal schaun, ob sich das gute Gefühl soweit hält, dass ich ein paar Nägel mit Köpfen machen kann und will, erste Schritte in ein sehr ungewisses aber verheißungsvolle Neuland.

Montag, 4. Juni 2007

Niemandsland

Frust! Ja, ich bin gefrustet und zwar nicht nur ein bißchen.

Jetzt hatte ich jahrelang an meinem Selbstverständnis als Frau gearbeitet, geackert. Wenn mich jemand fragte hab ich meine "männlichen" Anteile verteidigt, ich hab mir hohe Schuhe gekauft und Kleider, Bügel-BHs und enge weibliche Shirts. Ich hab mich betrachtet, mich bemüht mich damit abzufinden. Die Errungenschaften dieser Bemühungen hängen schlaff im Schrank und dümpeln im Schuhregal.

Und ich sagte: Als Kind wär ich lieber ein Junge gewesen - lange Zeit, aber jetzt, jetzt bin ich Frau. Und dann kommt da so ein blöder Bericht im Fernsehen und wirft einfach diese jahrelange Arbeit über den Haufen - einfach so in ein paar Minuten. Und ich stelle alles, aber wirklich alles in Frage. Die Hins- und Hers begleiten mich täglich - kein Tag Ruhe. Kein Tag selbstverständlich.

Im Körper zuhause fühlen, ist schließlich der einzige den ich hab - und das schon seit fast 41 Jahren, da kann man sich schon zuhause fühlen. In den Spiegel schauen und der lobt oder kritisiert nach Lust und Laune - suggeriert und dementiert gerade so wie es ihm passt.

"Unter uns Frauen mal gesagt..." - ich sitz mit Kolleginnen zusammen - unter UNS Frauen? Ja und nein - auf jeden Fall nicht richtig. Mich ärgern ihre Pauschalisierung der Männer - und doch haben sie in vielem recht. "Frauen können dieses und jenes besser/schlechter/anders...." sagt der Kollege - mich ärgert die Pauschalisierung - ich will mich nicht angesprochen fühlen, und fühle mich angegriffen. Ich bin XX-begent - ich werde als Frau wahrgenommen und doch fühle ich mich diesen 50% der Menschheit nur teilweise verbunden. Aber ist der Umkehrschluss Männlichkeit? Bin ich "männlich" nur weil ich mich dem Denken von Männern oft näher fühle - weil mein Bild von mir selbst männlicher ist als das was der Spiegel bereit ist mir zu zeigen?

Dann hab ich Lust den ganzen Krempel über Bord zu werfen - und da das Äußere nicht so einfach zu ändern ist einfach das Innere anzupassen. Man nehme: Einen Radiergummi und radiere sie einfach aus, die Empfindungen die nicht zum Äußeren passen, die Gefühle die sich nicht fügen wollen ins Spiegelbild, die Sehnsüchte die sich nicht erfüllen lassen....

Träum weiter!

Dann anders? Veränderung langsam und mit Zeit - Zeit lassen - es kotzt mich an. Alles nichts halbes und nichts ganzes und ich sitz dazwischen gehöre weder zu dein einen noch zu den anderen. Überall falsch! In mir selbst falsch - NIEMANDSLAND - nicht mal meine Heimat.

Es ist zu spät - ich hab die Augen schon aufgemacht - dieses Thema lässt sich nicht mehr unter den Teppich kehren - die Scheuklappen sind runter und jetzt stehen sie da die Zeichen an der Wand - in leuchtender Schrift und unübersehbar. Augen zu und durch hilft nicht im mindesten weiter.

Jetzt muss ich mich damit auseinandersetzten - wer weiß wie lange. Ich habe Angst gar nie zu einem (Ent)-Schluss zu kommen - Angst davor mich im Niemandsland einrichten zu müssen. Als ob das Leben nicht auch so schon kompliziert genug wäre.

genervt
ruhelos
rastlos

re-laxed

Sonntag, 3. Juni 2007

S.


Du,

warst nicht wirklich ein Teil meines Lebens
und doch warst du da
so selbstverständlich.

Du

warst nur zu Besuch
vielleicht nicht nur in meiner Wohnung
sondern auch im Leben.

Du

warst präsent, vorhanden, klar
witzig, intelligent und sympathisch
einfach so zum mögen

Dich

hab ich kaum gekannt,
doch gemocht hab ich dich trotzdem
sofort und intuitiv

Dich

hat sie mehr geliebt als jeden andern Menschen
wenn auch nicht so
wie du es dir wünschtest

Du

musstest trotzdem gehen
und nicht deshalb
es ist gut das zu wissen

Dich

vermisse ich mehr
als ich dachte dass es möglich wäre
--------

Wortlos
Tränenreich
Schmerzhaft

Dich

will ich erwachsen sein lassen
gehen lassen auch wenns mich zerreist

Du

hast dich entschieden

Ich

muss das aktzeptieren.


Ich wünsch es dir, dass du von der Dunkelheit ins Licht treten konnest
(Manowar - I believe)

Donnerstag, 24. Mai 2007

Leben mit links

"Ab jetzt leb ich mein Leben mit links"

Diesen Satz habe ich im Herbst letzten Jahres in mein Tagebuch geschrieben.
Letztes Jahr im Sommer habe ich beschlossen mit links zu schreiben. Nachdem meine Umschulung zum Rechtshänder nach außen problemlos verlief und ich nur ab und an Anwandlungen hatte mit links zu schreiben, fiel mir vor zwei Jahren ein Buch in die Hände, das die Folgen der Umschulung darstellte und auch die bestehende Möglichkeit sich zurückzuschulen.

Im Urlaub begann ich täglich zu schreiben - der Einfachheit halber eine Art Tagebuch. So waren meine Gedanken zum Thema und die Veränderungen - und Verbesserungen der Schrift an einem Platz, zusammen mit den Alltäglichkeiten und mit den anderen Dingen, die mich beschäftigten.

Dabei entstand auch dieser Satz:

Ab jetzt leb ich mein Leben mit links.

Er steht für das Schreiben mit links aber auch für die Leichtigkeit des Seins. Er steht dafür endlich auf der richtigen Seite angekommen zu sein. Inzwischen hat sich die Handschrift entwickelt, auch wenn sie immer noch krakeliger ist als die mir rechts - kein Wunder rechts hat 34 Jahre Vorsprung.

Die Entscheidung mich umzuschulen, oder zumindest einen Versuch zu wagen war im Prinzip eine, die lange gegärt hat, reifen musste und einen mutigen Zeitpunkt brauchte, da ich auch auf Arbeit viel von Hand schreiben muss -und andere das lesen. Die Umsetzung hat mich unsicher gemacht - und tut es manchmal noch, aber insegsamt ist es für mich richtiger mit links zu schreiben.

Jetzt bleibt noch das Leben auch mit links zu leben - im übertragenen Sinne, also richtig zu leben - nicht verquer.
Immer schon fühlte ich mich irgendwie daneben, entsprach mein Gefühl des Seins nicht dem was ich glaube was von außen in mir gesehen wird. Ein Gefühl des Danebenstehens und des außerhalb meiner selbst agieren müssen, damit ich funktioniere in dieser Welt.

Jetzt stehe ich wieder vor so einer Entscheidung - und als ich heute Nacht, während eines ruhigen Dienstes darüber nachdachte, fiel mir meine Rechts-Links-Umschulung ein - UND, dass ich da auch nicht vorher wußte, ob es die richtige Entscheidung ist. Es war ein Sprung ins kalte ungewisse Wasser, im Hinterkopf mit den möglichen unangenehmen Folgen die dies haben kann, wenn man seinem Gehirn einen solchen Stress zumutet. Ich habe mich herangetastet.

Meine liebe Freundin, die mir interessiert zuhört, wenn ich über mein Durcheinander berichte und mir Mut macht hinzuschauen und auszuprobieren und gleichzeitig ergebnisoffen einfach hinter mir steht, meinte: "Vielleicht musst du das jetzt ganz heftig ausprobieren, das mit dem Mann fühlen um nachher wieder zurückzuschwenken" Vielleicht ist das so. Vielleicht habe ich aber auch den "Point of no Return" innerlich schon überschritten indem ich mir erlaube mich intensiv mit der Thematik auseinanderzusetzten - zum ersten Mal im Leben - denn auch diese Thematik gärt schon lange in mir. Ich bin froh über ihre Gelassenheit zum Thema - und das sie meint, sie mag mich halt einfach und sie hat sich noch nie Gedanken gemacht, ob ich nun eher männlich oder weiblich sei - ich sei halt einfach L. Und so schrieb sie mir einen Brief, der mich zum Lächeln brachte, als ich ihn aus dem Briefkasten holte, weil in der Adresse "E.-Leon" stand - du bist ein Schatz mein Schatz!

Ist das mein Weg zum Leben mit links? Bin ich falsch in dem wie ander mich wahrnehmen? Habe ich versucht diesen Wahrnehmungen zu entsprechen und dabei meine Selbstverständlichkeit dessen wie ich bin verleugnet. Ich will da hin - da wo ich mit links leben kann. Mehr Leichtigkeit - weniger Mühsal.