Samstag, 4. September 2010

Normal?

Was ist schon normal?

7 junge angehende Grafik-Designer haben sich mit dem Thema auseinandergesetzt und ein Buch mit Illustrationen zum Thema "Normal?" zusammengestellt.
Veröffentlicht haben sie es bei epubli und nehmen damit am Wettberwerb Web-Walpurga 2010 teil.

Mir liegt dieses Buch am Herzen - zum einen natürlich weil ich nicht ganz unvoreingenommen bin und einen Teil der Menschen die daran mitgewirkt haben persönlich kenne, zum anderen aber weil ich die Herangehensweise an die doch recht schwierige Thematik "Normal?" beeindruckend finde.

Das ist doch nicht normal!
Den Satz hat jeder schon einmal gehört - meist ist er konnotiert mit einer Abwertung und einer Herabsetzunge desjenigen oder der Handlung, die hier als nicht normal tituliert wird. Was allerdings als nicht normal - das heißt als  außerhalb der Norm -  empfunden wird ist gesellschaftlich verhandelbar und unterliegt einem ständigen Prozess der Wandlung. Dieses Buch zeigt meiner Meinung nach sehr deutlich, dass es Menschen gibt, die sich mit den Wertevorstellungen und der Bewertung von Menschen und Taten beschäftigen. In diesem Buch tun sie es auf eine plakative Weise, die doch viel Raum für Interpretation und auch zum Weiterdenken lässt.

Bis zum 19. September kann noch abgestimmt werden auch für Normal? 









Und wer den Wettbewerb oder das Buch weiterempfehlenswert findet, darf natürlich gerne davon weitererzählen.

Mittwoch, 25. August 2010

Urlaub, Job, Sex und Sonstiges

...Zeit zumindest irgendwas mal wieder zu schreiben... wo fang ich an. Vielleicht mit dem Urlaub, der zwar kürzer, aber deswegen nicht weniger schön war als die letztes Jahr. Vielleicht mit dem neuen Job, der mich seit dreieinhalb Wochen ganz schön umtreibt? Vielleicht damit, dass ich mir im Moment ziemlich angekommen vorkomme - so bei mir und mir gleichzeitig beim Sex eine andere Ausstattung gewünscht habe?

Also Urlaub:

Neues Zelt, neuer Twingo. Dieses Jahr wieder in Kroatien. Ich bin bis kurz hinter Sibenik gekommen, habe dort einen wunderbar kleinen familiären Campingplatz ohne Comfort gefunden. Beim Aufwachen ging gleich der erste Blick aufs Meer. Ich habe mich schnell erholt - schneller als in den Jahren zuvor und mit Erstaunen habe ich wahrgenommen welche Erleichterung es für mich darstellte, nach dem Urlaub nicht zurück zu müssen, zurück in die alte Mühle.

Nun denn neuer Job:

Gerade mal drei Wochen und drei Tage bin ich nun dort und es kommt mir schon wie eine Ewigkeit vor. Nach der ersten Woche bin ich mit einem Kopf voller Eindrücke und Informationen erst mal steinmüde zu meiner Freundin gefahren um mir mit Kindertrubel und unwichtigem aber herzlichem Gequatsche den Kopf freizupusten, bevor der Wust an Input sich in diesem zu einer betonartigen Masse verdichtet, die ich nie wieder aufgelöst bekomme.
Hat geklappt, das mit dem Freipusten - die zweit Woche war dann schon weniger der Info-Overkill. Die dritte Woche startete mit Dauergeklingel des Telefons um 5:20: "Kannst du einen Dienst bei XY machen?" "Aber ich kenne xy doch noch gar nicht?" (4 von 6 Kunden kannte ich bis dato schon) "Ich habe schon alle angerufen - und niemanden erreicht." "OK mach ich, aber das sind 70km - ich schaff es sicher nicht bis um 6 Uhr" So hab ich mich dann durchgewurschtelt - zumindest was die Räumlichkeiten und Gepflogenheiten anging.
Woche 4 ist jetzt geprägt von Massen an Krankheitsauffällen und damit mit tagesfüllendem Telefonieren um Ersatz zu finden.
Und ansonsten: Man hat mich herzlichst willkommen geheißen. Ich habe Anrufe und mails aus der Zentrale bekommen - von Leuten die ich (noch) nicht kenne, die mir nur mal hallo sagen und einen guten Start wünschen wollten. Mein Laptop war fertig eingerichtet, mit e-mail-Adresse und allen Zugriffrechten, die ich so haben soll. Mein Schreibtisch aufgeräumt und fertig bestückt. Nach 15 Jahren im öffentlichen Dienst ist DAS etwas, was einen wirklich zum Träumen bringen kann.
So habe ich gleich losgelegt - es blieb mir ja nichts anderes übrig. Mit Bewerbern telefoniert, mit Mitarbeitern gesprochen und Kunden - und eben mal getan was ich schon tun kann. Ganz nebenbei hab ich ja auch so das eine oder andere dabei gelernt. Zu einer geregelten Einarbeitung war bisher nur in Ansätzen Zeit.
Eine neue Erfahrung war auch das Übernachten in Pensionen, die viele Fahrerei und überhaupt der ganz andere Lebensrhythmus. Ich fahre weiterhin Bahn (habe mir zwei Jahresabos für zwei Verkehrsbetriebe zugelegt) und natürlich hat die Bahn die ich eigentlich nehmen könnte in der Regel 5 minuten Verspätung.... so dass ich 20 min früher fahren muss. Summa summarum macht das fast drei Stunden Wegezeit. Trotzdem genieße ich das Bahnfahren- ich kann mich entspannen, Lesen, Musik hören... und vor allem schon ein bißchen Abstand bekommen bevor ich zuhause ankomme.

Angekommen:

Zum ersten Mal bin ich bei diesem neuen Job vielen neuen Menschen begegnet und hatte nicht das Gefühl, dass ich irgendwie komisch bin. Es ist mir sehr viel positives entgegengebracht worden - und dabei war ich einfach wie ich bin .... oder sollte es daran liegen? Niemand hat sich an meinen Kleidern gestört oder mich komisch angeschaut mit meinem Faible für Männerhemden und Schuhen. Die Menschen, seien es Kollegen, Mitarbeiter, Kunden sind offen auf mich zugegangen... das ist eine ganz neue Erfahrung für mich. Eine schöne Erfahrung.

Sex und heimliche Wünsche:
Nein, ich plaudere hier nicht wirklich aus dem Nähkästchen und auch nicht aus dem Werkzeugschrank. Mich hat es lediglich selbst überrascht, weil ich ja bisher keine Probleme mit meiner Ausstattung hatte - und auch hoffe nicht zu bekommen, da ich Sex mag und ihn mit meinem Körper haben und genießen kann. Mir hier etwas von dem zu wünschen, was Hormone mir geben könnten hat mich ein wenig verwirrt.

Ansonsten:

Ich brauche eine Putzfrau oder einen Putzmann. Ich nehm auch eine Putztranse - Hauptsache ich komme Freitag nach Hause, die Bude ist sauber und der Umschlag auf dem Küchentisch fehlt.
Ich werde mich darum kümmern müssen.

Montag, 28. Juni 2010

10 Jahre und 9 Tage

Am 1. Juli 2000 habe ich bei meinem jetzigen Arbeitgeber angefangen.
Mit Zittern und mit Bibbern, ich war mir nicht sicher, ob ich den Anforderungen gewachsen bin, die dort an mich gestellt werden, aber auch mit ganz viel Freude auf neue Herausforderungen.

Am Mittwoch ist das dann 10 Jahre her.

Am Freitag nächter Woche um 7:40 ist meine Arbeitszeit bei diesem Arbeitgeber zuende. Danach habe ich noch Urlaub.

Es war eine verdammt gute Zeit. Ich wurde vom Anfänger in diesem Fachgebiet zum Anfänger mit etwas Erfahrung, ich habe ein Fachweiterbildung absolviert und mauserte mich zum Routinierten, dann zum Erfahrenen - da irgendwo habe ich einen Leitungsposten ergattert und wieder als Anfänger zumindest in dieser Hinsicht angefangen, eine weitere Fachweiterbildung absolviert, meinen Abschied aus dem Team betrauert und in meine Führungsrolle gefunden - nebenher wurde ich dann irgendwann zum Profi in dem was die täglichen Anforderungen mir und meinem Team abverlangten.

Anfang Mai - nach schon länger währender zunehmender Überlastung und Aussichtslosigkeit aufgrund ständig zunehmender Arbeitsbelastung für eine gleiche Anzahl von Mitarbeitern, zunehmenden Problemen mit dem Schichtdienst als solchem und einer nicht genau definierbaren Unzufriedenheit - habe ich eine Online-Stellenanzeige bei einem entsprechenden Portal geschaltet.
Es tat mir gut einfach mal aufzuzählen, was ich so kann - und natürlich auch zu formulieren was ich will. Ich habe die Anzeige deutschlandweit geschaltet einfach um mal zu sehen, ob sich überhaupt jemand für mich interessiert. BANG 2 Tage 12 Rückmeldungen. Ich war geplättet. Erwartungsgemäß waren Zeitarbeitsfirmen dabei und dann noch viele die angeblich genau hatten was ich suche (aber keine genauern Angaben, nicht mal über die Region machen wollten), sodann 2-3 Vertreterjobs- was nun so ziemlich das letzte wäre was ich machen wollte. Und zwischen all diesen mehr oder weniger interessanten Interessenten glitzerte ein Kleinod, eine Stelle, auf den ersten Blick wie für mich gemacht... und in erreichbarer (pendelbarer) Entfernung.
Ich MUSSTE anrufen - ungeachtet meiner eher deprimierten Stimmungslage - soetwas kann man sich nicht einfach so entgehen lassen Zwei Wochen später hatte ich ein Vorstellungsgespräch - noch zwei Tage später die Zusage.

Dann kam der Gang nach Canossa zu meinen Leitungskollegen - ein Team das ich vermissen werde - ihnen zu beichten, dass ich gehe hat mich schlaflose Nächte gekostet. Und dann ging alles Schlag auf Schlag: Auflösungsvertrag zum 1. August (fristgerecht hätte ich erst zum 31. Dezember kündigen können), Vertrag unterschreiben, Team informieren.
Es hat mich überrollt - und auf einmal schien alles eitel Sonnenschein. Lange herbeigesehnte Innovationen stürmten auf einmal den Arbeitsplatz, Geräte wurden bestellt - fast schien es mir als hätte ich diesen Investitionsstau vorher verursacht und wäre im Weg gestanden.
Auf einmal sah ich mir beim Arbeiten zu - und sah welche Routine ich habe, was ich locker gebacken kriege, wo andere ins Schwitzen kommen, sah den Überblick, den ich mir erworben habe in diesen 10 Jahren - mit ganz neuen Augen und mit Staunen.

Niemals habe ich so viel Bestätigung bekommen wie durch die Worte und Gesten des Bedauerns meiner Kollegen und Teammitglieder. Man soll immer gehen, wenn es am schönsten ist.

Jetzt in den letzen Tage, wenn der Stress hohe Wogen schlägt, wenn die Arbeit sich stapelt und vermeintliche hohe Prioriäten mal ganz schnell in die "weder wichtig noch dringlich"-Schublade rutschen, wenn ich schlecht schlafe und nachmittags feststelle, dass ich noch nichts vernünftiges gegessen habe, dann weiß ich wieder warum ich gehen muss - jetzt wo es am schönsten ist.

Und dann freue ich mich auch... auf geregelte Arbeitszeiten, auf einen Schreibtisch, ein Telefon und einen Computer, auf freie Wochenenden und Feiertage UND auf eine ganze Menge neuer Herausforderungen - es wird echt Zeit mal wieder Anfänger zu sein - nach 10 Jahren und 9 Tagen.



Mittwoch, 23. Juni 2010

Nicht zu empfehlen

Ab und an kommt es mal vor, dass jemand einen Kratzer in mein Auto macht, an mein geparktes Auto. So ist mir das in den letzten 10 Jahren drei mal passiert.
Keine große Sache. Man meldet es der Versicherung, ich fahre das Auto in die Werkstatt, die machen den Kratzer raus und alle sind glücklich.

Es kann aber auch anders kommen. Eines Samstagsmorgen im März oder April klingelte mich eine Nachbarin aus dem guten verlängerten Wochenendschlaf... oder der rote Twingo meiner wäre. .... Ich ahnte schon... nunja, das Auto ist nicht mal ein halbes Jahr alt - und dies das zweite Ereignis dieser Art... dabei hatte dem alten inzwischen abgewrackten doch quasi auf die Stirn geschrieben: Bitte Beule machen.
Wollte aber keiner und auch der Fahrer des Müllautos wollte lieber kunstvoll mit dem Trittbrett einen nicht wirklich erwähnenswerten Kratzer in die hintere Stoßstange des Neuen ritzen. Er hat es tatsächlich geschafft und sonst NICHTs beschädigt. Ein Virtuose unter den Müllautofahrern.

Nun denn alle ein bißchen aufgeregt, Zettel und Blöcke rauskramen, wichtige Daten austauschen - weiter kein Thema. Ich mit dem Autohaus meines Vertrauens (ich überlege ein Abo für Lackreparaturen abzuschließen) einen Kosmetiktermin für meinen T.wingo (der mit den Flügeln) ausgemacht - Hr. M. kennt mich schon und besteht darauf mich Dame zu nennen (dies aber nur am Rande, damit auch dieser Post einen trans-bezug bekommt) nimmt die Sache auf und sagt mir zu, dass ich zwei Tage später meinen Liebling frisch gehübscht wieder abholen darf - inclusive einer kompletten Innen- und Außenreinigung.
Alles fein, auch wenn Hr, M mir sagt, dass von der Versicherung nach inzwischen 1 1/2 Wochen noch immer keine Kostenübernahmezusage vorliegt. Aber er werde das einfach an die REchtsabteilung weitergeben, wenn es noch länger dauere.

Ich habe den Vorfall schon fast vergessen, als mir ein Brief einer großen deutschen Versicherungsgesellschaft ins Haus flattert (man sehe mir nach, dass ich mich mit jener Mutter der Versicherungen nicht anlegen will und deshalb auf den Namen verzichte) in der man mich bat zur Klärung des Sachverhaltes beizutragen in dem ich den Unfallhergang schildere.

Also liebe Versicherung, ich lag in tiefen Träumen - nein nicht in meinem Auto, sondern in meinem Bett, während mein Schätzchen an der Straße ordnungsgemäß geparkt sein Vormittagsnickerchen hilt und der samstäglichen Einkaufstour harrte...... oder so ähnlich. Ich quäle mich also durch 2 Seiten Forumlar - und weil ich ein netter Mensch bin drucke ich einen Ausschnitt der Google-maps Karte aus und zeichen T.Wingos Schlafplätzen ein.

2 Wochen später werde ich informiert, dass man meine Schilderung des Vorfalls (???? ich war gar nicht dabei) erhalten habe und nun auf die Stellungnahme des Unfallgegners (das war ein Netter, der Fahrer, ich kann da nix von Gegner sehen) warte.
Weitere Wochen später: Sehrgeehrtefrauf. wir freuen uns ihnen mitteilen zu können.....
Ja, ich freu mich auch, dass das Autohaus jetzt endlich sein Geld bekommt. Der Hr. M. ist nämlich echt ein Netter, dem wünsch ich keinen Ärger.

6 Wochen später flattert mir von jener Versicherung ein Wisch ins Haus in dem ich angeben soll, ob ich selbstständig wäre und wenn ja ob Vorabzugssteuerberechtigt, - verpflichtet oder wie auch immer das heißt und ob das Auto geleast sei und wenn ja bei wem.

Mir kocht so langsam die Galle hoch - es reicht!
Ich beschließe das telefonisch zu klären.... und halte inne: 49Ct/min aus dem deutschen Festnetz - die haben sie doch nicht alle. Ich glaube ich sitze das aus.

Dass es auch anders geht habe ich nur ein paar Monate vorher erfahren: Gleicher Fall, Kratzer an meinem parkenden Auto. Mit der Unglücksfahrerin Daten ausgetauscht. Gesagt, ich fahre das Auto jetzt gleich auf dem WEg zur Arbeit in die Werkstatt. Dort komme ich an, stelle mich bei Hr. M. vor, der mir sagt: Ah ja, der Badische Gemeindeversicherungsverband hat mir gerade schon telefonisch die Kostenzusage erteilt. (Hier nenne ich den Namen gerne - Lob darf man ja verteilen) Auf meinem Anrufbeantworter zuhause fand ich abends eine nette Nachricht, die mich darüber informierte, dass alles in Ordnung gehe und man hoffe den Fall mit möglichst wenig Umständen für mich zu regeln.

Mein Auto ist haftpflichtversichert - weil es das sein muss, und damit sichergestellt ist, dass für den Fall, dass ich jemanden in meiner Funktion als Autofahrer schädige, dieser seinen Schaden ersetzt bekommt. Mir ist das wichtig.
Ich weiß mit Sicherheit um welche Versicherung ich einen Bogen machen würde - mir ist es nämlich wichtig, dass der von mir Geschädigte nicht auch noch eine Menge Ärger mit meiner Versicherung hat.

Sonntag, 23. Mai 2010

Das Haus

"Das Haus in deinen Träumen steht immer für den eigenen Körper"
schrieb eine Kommentatorin in Svenjas Blog dieser Tage.

Schon lange träume ich immer wieder von Häusern - d.h. in den letzten Jahren weniger, aber die Jahre davor immer und immer wieder. Ich wünschte ich könnte zeichnen um diese Häuser festzuhalten mit ihren pysikalischen Unmöglichkeiten, ihren schiefen Winkeln, den verwunschenen Ecken und ihrer Absurdität.

Immer wusste ich dass diese Häuser meine sind, dass ich da wohne und dass es gut ist. Ein Haus würde ich seit Jahren gerne zeichnen können. Am ehesten ist es das Haus auf der gegenüberliegenden Straßeseite - zumindest war es das im Traum, auch wenn Traum und Realität sich nur wenig überschneiden. Das Haus stand auf jedenfall da - auf der anderen Straßenseite.

Es ist ein altes Haus und ein lange unbewohntes aus. Alles ist voller Staub und in den Ecken sind Spinnweben. Die Rolläden - oder bessergesagt die Fensterläden sind zu. Draußen scheint die Sonne und wirft Lichtstreifen durch die Läden. Die Räume sind alle fast leer. In einem großen Raum steht ein riesiger blankgeputzter Holztisch mit vielen Stühlen darum herum und an der langen Seite des Raumes ist soetwas wie eine Bar.

Im Raum daneben steht eine Wiege mit einem Himmel aus verblichenen Farben - ich schrieb davon schon mal ganz zu den Anfangszeiten dieses Blogs - unter my-dentity, was bisher geschah (dort unter dem Titel: Traumhäuser und ungeborene Kinder)
Dieser Traum ist jetzt viele Jahre her und bewegt mich immer noch.
Ich habe mich schon mehrmals mit dem Kind beschäftigt, das wohl in diese Wiege gehören könne - vielleicht ist es jetzt Zeit mich mit dem Haus zu beschäftigen. Vielleicht ist es auch Zeit mit dem Haus das zu tun, was ich mit allen Wohnungen die ich bisher bezogen habe getan habe: Ich habe umgestaltet, angepasst - oder anders als vorgesehen genutzt. Meine Betten standen nie da wo die Architekte sie vorgesehen hatten (deshalb mein immenser Vorrat an Verlängerungskabeln und Mehrfachsteckdosen) - oft auch in einem völlig anderen Raum.

Ich träume nicht mehr so oft von Häusern - dabei mochte ich meine Hausträume eigentlich immer ganz gerne - und kann mich nicht erinnern wann ich den letzten hatte. Bin ich endlich eingezogen?

Ich werde diesen Gedanken wirken lassen.

Mittwoch, 14. April 2010

Wegbegleiter

Nach zwei Wochen Auszeit habe ich am Montag meinen persönlichen Arbeitsversuch wieder begonnen. Ich bin sehr distanziert zur Arbeit gegangen, mit der Option diesen Versuch nach zwei Stunden auch wieder abzubrechen. Der Tag war anstrengend für mich - wenn auch ein eher ruhigerer Tag auf Arbeit - und ich habe ihn geschafft.
Gestern dann ergab sich die Möglichkeit mit meiner Cheffin ein paar Worte unter vier Augen zu reden. Ich wollte ihr sagen, dass ich eine Kur beantragt habe - nachdem es die zwei anderen Leitungskollegen schon wussen, weil sich dort ein Gespräch früher ergeben hatte.

Sie sagte mir, dass sie sich schon Vorwürfe gemacht habe, ob sie mir zu wenig Unterstützung gegeben hätte, oder zu viel zugemutet. Es hat wohl der eine oder andere Kollege sie angesprochen gehabt, dass es mir wohl nicht gut ginge (spannend, dass das andere immer vor mir merken).
Wir haben ein wenig gesprochen über die Belastung im Allgemeinen und im Besonderen - über Lebenssituationen die Kraft zehren und die Arbeit, die nicht nur gefühlt immer dichter und mehr wird.

Und dann habe ich mir ein Herz gefasst, nachdem ich immer schon mal wieder angedeutet hatte, dass ich auch noch ein paar private Baustellen offen hätte. Ich habe ihr erzählt, was mich seit drei Jahren umtreibt, dass ich als Frau nicht glücklich bin und noch nicht weiß wo mein Weg hingeht, davon, dass ich seit drei Jahren darauf warte, dass diese Phase wieder vorübergeht, aber dass sie das nicht tut. Davor, dass ich Angst vor einem Point of no Return habe und doch spüre, dass er schon längst überschritten ist.

Sie hat zugehört - und dann tief ausgeatmet und gemeint, das erschlege sie jetzt erst mal, damit habe sie nie gerechnte, sie habe mich immer als starke Frau wahrgenommen. Und dann in einem Nebensatz fast fiel der Satz: "Aber es passt."
Ich habe ihr gesagt, dass ich mein Tempo selbst bestimmen muss und dass ich diese Info (noch) nicht im Team haben möchte, sondern dass ich das zu einem selbstgewählten Zeitpunkt, dann wenn ich es für richtig halte in einer Aktion allen gleichzeitig mitteilen werde (würde?)

Sie meinte: "Das braucht ganz schön viel Mut." und mit einer Pause und dann einem breiten Lächen: "Und wir dürfen dich begleiten."

Mein Tag gestern war ein leichter, begleitet von einer fröhlichen Melodie - eine wunderbare Abwechslung zu den schweren kraftzehrenden Tagen und Wochen in der letzten Zeit.

Montag, 29. März 2010

Erlaubnis erteilt!

Achtung: Dieser Beitrag ist unter dem Aspekt, dass er mit einer nicht ganz unerheblichen Portion Selbstironie verfasst wurde zu lesen - und nicht wortwörtlich ernst zu nehmen.


Da hat mir j-e-m-a-n-d die Erlaubnis erteilt... das reicht mir nicht, denn j-e-m-a-n-d ist ja gar nicht fachlich kompetent, mir die Erlaubnis zu erteilen. Ich nehme nur fachlich geprüfte und vielfach prämierte Erlaubniserteiler, damit ich mir dann die Erlaubnis auch genehmige.


Der knausrigste Erlaubniserteiler bin ich mir wohl selbst – das kann ich mir erlauben mit mir ganz hart zu sein und dann nach anderen schielen, die mir die Erlaubnis erteilen, die ich mir selbst nicht zu geben bereit bin. Fühlt sich gut an und so ein bisschen arrogant auch.

Immerhin hab ich mir damit erlaubt, mich auf einen Sockel zu stellen – schaut doch mal, ich, ich bin ein ganz Harter, ich halte das alles aus – Jawoll ja! – und das obwohl ihr mir die Erlaubnis erteilt habt, ich steh das durch.


Scheint irgendwie schon Sinn zu ergeben, mich da als der mit den Nehmerqualitäten zu präsentieren, obwohl ich mich eher als Weichei empfinde... immerhin kann ich jeder Erlaubnis die ich mir erteile mit den Erlaubnissen von anderen ganz kräftig untermauern.

Jetzt hat mir mein Arzt erlaubt zuhause zu bleiben, ganz offiziell mit gelbem Schein, nachdem meine allerliebste Freundin schon das ganze Wochenende auf mich eingequasselt hat wie auf einen sturen Esel: Du DARFST zuhause bleiben, ich seh doch wie’s dir geht. Und ich denk, ach ein bissel geht noch.... bis ich zwei Stunden später nicht weiß wie ich mich müdes Elend noch ins Bett schleppen soll (ja, Dramatik liegt mir bisweilen auch ganz gut). Also hab ich – ausnahmsweise – ihre Erlaubnis genommen zum Arzt gehen zu dürfen um mir die Erlaubnis – die fachlich kompetente – zu holen, dass ich offiziell krank bin und gar kein schlechtes Gewissen haben muss, dass ich von einem auf den anderen Arbeitstag nicht weiß wie ich ihn schaffen soll. Er hat mir die Erlaubnis erteilt.... und ich fühl mich schon wieder wie ein Betrüger – denn heute geht es mir gar nicht soooo schlecht und ich bin auch nicht soooo müde, nur ein bisschen schlapp halt und nur ein bisschen ausgepowert – das hätte doch locker für einen halben Arbeitstag so halbwegs und einen weiteren halben Arbeitstag mit Zähne zusammenbeißen gereicht.


Ach ja, und da gibt es da haufenweise Leute, Freunde, die mir die Erlaubnis erteilt haben, der zu sein der ich bin. Aber die sind ja nicht fachlich kompetent – deshalb gilt das nicht, also nicht so richtig, sondern nur ein bisschen. Und zu denen, die für fachlich kompetent gehalten werden, geh ich nicht, weil ich mich ja nicht rechtfertigen will, für den der ich bin und überhaupt, denen könnte ich ja alles erzählen, wenn ich nur wollte um das zu bekommen was ich wollte - und von dem ich nicht weiß ob ich es will, oder ob ich mir lediglich die Erlaubnis zu wollen nicht erteile.


Ich werde noch mal mir dem knickerigen Erlaubniserteiler in mir zu Rate gehen – Scheißkerl Alter! Und den Sockel, achja von dem Sockel sollte ich vielleicht auch noch steigen... bei Gelegenheit...... Erlaubnis erteilt.

Donnerstag, 11. März 2010

Virtueller Scharfschütze?

In einem Forum nicht zum Thema trans* - fragte jemand ob er sich dort (!) als TS FTM bezeichnen dürfe, auch wenn er keine Ambitionen zur irgendwelchen angleichenden Maßnahmen habe. In der Frage war explizit erwähnt, dass es dem Betreffenden NICHT um rechtliche Definitionen ging. Er wäre per mailwechsel darauf hingewiesen worden, dass er ein Betrüger sei (von einem anderen User)
Ich schrieb daraufhin, dass sich meiner Meinung nach in einem Forum dieser Couleur jeder so nennen dürfe, wie er meint, dass es am besten passt, zumal die Möglichkeiten sich per Kreuzchen zu verorten auch begrenzt sind.
Ich bekam Post - von einem User:

"Ja, natürlich. Alle dürfen gefälligst fühlen wie sie wollen und demzufolge auch rumdefinieren, wie sie wollen. Und egal, welcher reale Leidensdruck besteht, egal, wer was unterstützt, behandelt oder bezahlt - moralische Autorität haben eh nur jene, die sich als Betroffene bezeichnen. Nachdem der Rest der Gesellschaft sich überwunden hat, zu verstehen, was schwer zu verstehen ist und zu unterstützen, was er selbst nie brauchen wird, sollte man ihm umgehend vorschreiben, ja keine klaren Kriterien zu fordern, was er als zu behandelndes Leiden zu stützen bereit sein sollte und was auf Kosten des gesellschaftlichen Toleranzbekenntnisses selbstgefällige Kokettiererei ist. Bravo. Als irgendwie Betroffene bist du zu dumm, deine eigene Lage gesellschaftlich so zu verordnen, dass auch Nichtbetroffene damit umgehen können, ohne sich gleich, obwohl sie die Rechte der Betroffenen anerkennen, nicht andauernd auf das schlechte Gewissen des "Unwissenden" festnageln lassen müssen, wenn sie sich dazu äußern. Aber offensichtlich hast du lieber dieses kleine bisschen an Macht, mal losposaunen zu können, ohne dass man dich als "Betroffene" so lockerleicht hinterfragen dürfte, denn die Interessen jener zu vertreten, die von gesellschaftlicher Anerkennung und Hilfe abhängen, um auf ihr Leben klarzukommen. Du adelst lieber, um damit deine eigenen Eitelkeiten zu bedienen, als Betroffener auf der Sonnenseite, anstatt diese ganz spezifische Geschlechtsdysphorie, die zum Wunsch der kompletten Anpassung ans eigentliche Geschlecht führt, als etwas Distinktes anzuerkennen. Du bekacktes, eitles Luxuswesen. Du kleiner, mieser Parasit. Du regst mich echt auf."

Ich bin wirklich beeindruckt von soviel negativen Interpretationen meiner Person von jemandem mit dem ich bisher kein privates Wort gewechselt habe und gehe irgendwie kopfschüttelnd und -kratzend in meinen Tag.

Dies war ein Schuß ins Blaue verehrter User.

Ich stelle dies hier ein, weil es für mich einen gewissen kuriosen Seltenheitswert hat - und eben nicht der Regel entspricht. Im allgemeinen sind die Reaktionen auf mein Trans-sein dort und anderswo - wenn man denn darüber spricht, ist ja nicht mein allerwelts- und allertages-Thema - neugierig- interessiert, oder spektisch-neugierig. Den Versuch eines Treffers aus dem Hinterhalt hatte ich bisher in dieser Form noch nicht. Spannend.

Samstag, 6. März 2010

Die Verkleidung des Innenmannes

Wie ich schon häufiger schrieb bin ich im privaten Kreis geoutet und werde von den meisten Menschen zumindest mit Eric angesprochen, wenn auch das Pronomen längst nicht immer - aber immer öfter - stimmt.
Davon gibt es Ausnahmen, die mich jedes mal und jedes mal mehr irritieren. So bei einer guten Freundin, die ich selten sehe.
Der Einladung zum Brunch bin ich gerne gefolgt - und unbedarft, bis ich auf ihre Freunde, die ich auch schon seit Jahren oberflächlich kenne, traf. Es war ein kleines Déjà-vu, zum letztjährigen ähnlichen Ereignis, das mich wieder, nur dieses Mal mit größerer Heftigkeit, getroffen hat. Achso, hier bin ich ja noch L. - fast hätte ich mich verplappert, als sich mir eine mir bis dahin unbekannte Frau mit ihrem Namen vorstellte. Ich bin E.... runterschluck - äh ich bin L.
Während ich sonst keine (kaum) Probleme in Umfeldern habe in denen ich nicht geoutet bin, mich selbst zu fühlen und auch wohlzufühlen, weil ich unter Menschen bin, mit denen ich kann, war dieser Mittag heute von durchgehendem Unbehaglichfühlen geprägt. Wieder so ein Korkengefühl... ob aufschwimmend, seltsam, verdreht und falsch - so als müsste sich mein Innenmann kostümieren - und das tut er sonst nicht, das Kostüm Außenfrau reicht ihm da völlig als permanente Kostümierung
Ich bin niemand, der auf anderer Leute Geburtstagsbrunches mal locker ein Coming Out hinlegt - das fände ich rücksichtslos, die Leute sind ja nicht wegen mir gekommen - und trotzdem muss ich das irgendwie angehen, denn zwei solcher Geburtstagspartys reichen definitiv - beide Male habe ich mich unter mehr oder weniger fadenscheinigen Gründen frühzeitig verdrückt.

A. selbst weiß von dem was mich umtreibt - ist aber bisher bei L. geblieben und dies ist keine Abwertung meiner Person und meines Empfindens, dazu kennen wir uns schon zu lange und dazu schätzen wir uns auch viel zu sehr. Und selbstverständlich erwarte ich von ihr auch nicht, dass sie ihren Freunden MICH erklärt, dass muss und will ich dann wohl schon selbst tun.

Freitag, 19. Februar 2010

Gender-Reservate

Es gibt in der modernen Gesellschaft nur noch wenige Orte an denen jeweils nur eine Hälfte der Menschheit Zutritt hat. Öffentliche Toilettenanlagen und Umkleidekabinen gehören dazu.

Hier erwartet Mann ausschließlich Mann anzutreffen und Frau ausschließlich Frau. Ausnahmen sind die Klofrau oder der Klomann, die um ihren Aufgaben nachkommen zu können beide Reservate betreten dürfen. Eine weitere Ausnahme stellen kleine Kinder dar - vor allem ganz kleine Kinder, weil klein Bübchen auf dem Wickeltisch in den Sanitärräumen für Frauen frisch gemacht wird genauso wie sein Schwesterchen, umgekehrt ist dies fast niemals der Fall - und klein Schwesterchen wird die Sanitäranlagen für Männer kaum je zu Gesicht bekommen. Problem für den Vater, der mit seinen Kindern alleine unterwegs ist - aber das ist ein anderes Thema.

Ich meide öffentliche Toilettenanlagen inzwischen, weil ich die Irritationen die ich auslöse nicht mag. Natürlich ist es lustig, wenn ich auf der Damentoilette wartend beobachten kann wie die drei nachfolgenden Damen erst noch einmal nachschauen ob sie auch richtig sind, aber eigentlich suche ich keine Sanitäranlagen auf um mich zu amüsieren - ich will dort nur einem ziemlich schnöden Geschäft nachgehen.
Auf den Herrentoiletten fühle ICH mich nicht wohl, weil ich um meinen Körper weiß und der nun mal nicht dem Standard für diesen Ort entspricht.
Ergebnis: Im Kino lieber nichts trinken und später zuhause den dringlichen Bedürfnissen nachgehen.

Da ich weder Sauna (auch je nach Sauna und Saunatag ein Gender-Reservat) noch öffentliche Schwimbäder frequentiere entfällt das Problem Umkleidekabine für mich weitgehend. Lediglich im Fitnessstudio mute ich mich den Frauen zu, irritierte Blicke gibt es beim Betreten der Umkleide immer mal wieder - und es ist mir unangenehm, dass wohl manche Frau, die da nach dem Duschen sich gerade abtrocknet einen kleinen Schreckmoment lang sich nicht sicher ist ob Männlein oder Weiblein gerade zur Tür hereingekommen ist. Es tut mir leid, ich möchte das nicht - aber ich kann es nicht ändern.
Denn die Männerumkleide empfände ich als Zumutung für mich, mehr als für die Männer, da mein Körper eben so eindeutig weiblich ist.

Es ist lästig - und es wird zunehmend lästiger. Bei aller Gelassenheit, die ich mir verordnet habe, ist es eben doch ein Thema ob man als zugehörig eingestuft wird wenn man einen Raum betritt, der nicht allen offen steht, da helfen alle Konstrukte um inneres Fühlen und daraus abgeleitetes Sein nicht weiter.

Freitag, 12. Februar 2010

Basislager

Wenn Menschen einen hohen Berg erklimmen wollen, dann starten sie von irgendwo und nehmen zuerst den Weg ins Basislager. Dort verbringt man dann eine Nacht oder auch ein paar Tage, vielleicht um sich an die Höhe zu aklimatisieren, richten ihr Gepäck und planen die Route, tauschen sich aus mit anderen, die die gleiche oder auch eine andere Tour planen. Und dann irgendwann zum Tagesanbruch startet die Tour zum Gipfel - in der Hoffnung auf eine berauschende Aussicht mit dem Gefühl es geschafft zu haben und angekommen zu sein. Bergsteiger steigen danach wieder ab zum Basislager, deshalb endet hier die Analogie.

"Mein" Forum ist so eine Art Basislager. Menschen kommen von irgendwo daher und schauen sich um. Sortieren ihre Gedanken, tauschen sich aus, mit denen die den Berg schon erklommen haben, mit denen die sich auf ihre Bergtour vorbereiten. Man bereitet sich vor auf einen unter Umständen beschwerlichen Weg, bedenkt Eventualitäten, packt im übertragenen Sinne seine sieben Sachen zusammen - und wirft mehr oder weniger begehrliche Blicke gen Gipfel in fast noch nicht fassbarer Höhe.

In diesem Basislager habe ich mich eingerichtet, seit drei Jahren inzwischen. Ich habe viele kommen sehen und mit manchen habe ich einige Zeit in diesem Basislager mich immer wieder ausgetauscht - auch darüber, warum die Zeit für die Gipfelbesteigung noch nicht gekommen ist und darüber, dass hier die Aussicht doch auch schon ganz schön ist - so irgendwo auf halber Höhe.
Ich erinnere mich an einen, der schon Jahre vor mir im Basislager angekommen war und für sich eine Gipfelbesteigung nie in Betracht zog. Irgendwann hat er das Forum verlassen und ich habe den Kontakt verloren (es soll ihm aber gut gehen, habe ich gehört). Mit anderen Dauercampern in diesem Lager heiße ich neue willkommen und verabschiede und beglückwünsche die, die nachts aufbrechen auf ihrem Weg zum Gipfel. Ich bekomme ihrer Rückmeldungen über den steilen und manchmal steinigen Weg, mache Mut aus der Ferne und lese von Aussichten, die sich "dort oben" eröffnen.
Ich habe mich niedergelassen, irgendwo im nirgendwo. Ein Basislager ist eigentlich kein Ort für einen dauerhaften Aufenthalt - und heute hat wieder jemand seine Tour gen Gipfel gestartet, jemand mit dem ich immer mal wieder in losem Kontakt war - auch so ein Basislagerzögerling wie ich - und ich fühle mich verlassen, es gibt mir einen Stich ins Herz. Ich wünsche ihm alles Gute, dass sein Weg so beständig und bedächtig weitergehen möge, wie ich seinen Aufenthalt im Zwischendrin erlebt habe.
Mein Zelt hier ist kein Haus, kein Wohnort auf Dauer, egal wie oft ich es mir einreden möchte,. Es ist ein Basislager - nicht im Tal und nicht auf dem Berg, nur beim Blick nach unten könnte man meinen man hätte den Gipfel schon erreicht.

Ich winke euch nach, die ihr es wagt und mir ist traurig dabei ums Herz - um mich selbst. Mit den bleiernen Gewichten des Zweifels an den Füßen kann ich euch nicht folgen. Ich bleibe noch eine Weile hier, im Provisorium, und hoffe, dass irgendwann mein Tagesanbruch kommt, an dem ich auch aufbrechen kann.

Dienstag, 9. Februar 2010

Aus einem früheren Leben

Heute habe ich in einem Forum, in dem ich schon etliche Jahre angemeldet und aktiv bin, alte Threads gelesen.

Ich habe mich dort damals als Frau angemeldet und geschrieben und dann, als Trans* in meinem Leben anfing immer mehr Platz einzunehmen, habe ich lange überlegt, ob ich das Profil löschen - oder mich zumindest umbenennen sollte. Ich habe es nicht getan und meinen geschlechtsneutralen Nickname dort behalten und beschlossen meinen ersten Alltagstest virtuell zu starten - unter den Augen mir virtuell bekannter Menschen eine virtuelle Transition durchzustehen.

Es ist ein großes Forum - ein Thread in der Art und Weise: "Hallo Leute ab heute heiße ich Eric" ist dort nicht angebracht. So habe ich nur meine Angaben zum Geschlecht von weiblich auf trans FTM geändert und sonst alles beim Alten gelassen.
In ein paar Gruppen in denen ich Mitglied bin und deren Teilnehmer ich zum Teil auch real kenne habe ich ziemlich zeitgleich zu meinem ersten Coming Out im realen Leben, bekannt gemacht was mich umtreibt.

Inzwischen werde ich in diesem Forum weitgehend männlich wahrgenommen, mein privates Umfeld hat sich umgestellt, bis auf ein paar ganz alte Freunde, bei denen es noch dauert - bei denen ein "sie" aber genauso mich meint wie ein "er", so dass ich nur noch auf Arbeit und von Fremden mangels Passing weiblich angeredet werde.

Wie sehr ich mich daran gewöhnt habe nicht mehr "sie" zu sein ist mir heute beim Stöbern in eben jenem Forum in uralten Threads aufgefallen... als ich zitiert wurde mit Sätzen wie "Wie sie oben schon schrieb..." oder "Ich stimme ihr zu, dass....".
Ich fühlte mich gar nicht mehr gemeint, eher unangenehm berührt und seltsam außen vor.... obwohl dies die gleichen Menschen schrieben mit denen ich heute noch Kontakt habe, die ich inzwischen real kennengelernt habe..... es fühlt sich an wie aus einem früheren Leben.

Und es lässt mich meinen Stillstand in Frage stellen, meine vorgeschobenen (???) Zweifel, ob das alles so ist oder eben doch nur eine Phase, meine Ängste irgendeinen Point of no return zu überschreiten....
Vor knapp zwei Wochen stellte mir jemand die Frage, wie viele Leute mir noch bestätigen müssten, dass ich auf dem richtigen Weg sei... ich habe mich herauslaviert und die Frage ins Lächerliche gezogen...
Ich weiß, dass es mir nur noch einer sagen muss: Ich selbst.