Samstag, 8. September 2007

Korken bilden keine Schwärme

In einer unendlichen Anzahl von möglichen Standpunkten finde ich mit traumwandlerischer Sicherheit immer diejenigen, die mich außerhalb stehen lassen. Gefühltes Nicht-Dazugehören begleitet mich schon solange ich denken kann.

Intellektuell kann man dies locker als "etwas besonderes" und damit erstrebenswert, selbstaufwertend definieren. Gefühlt bleibt die Sehnsucht nach dem zweitweisen Untertauchen in einer Gruppe Gleichdenkender, Gleichfühlender.
Es bleibt die Sehnsucht ein Fisch zu sein in einem Schwarm und mit den anderen zusammen intuitiv die gleiche Richtung einzuschlagen, so dass die Sonne sich auf glänzenden Schuppen spiegelt und das Bild von fließendem Silber ins leicht bewegte Wasser malt. Es bleibt das Verlangen unterzutauchen, zu verschmelzen, eins zu sein - immer mit der Möglichkeit mal auszuscheren, aber doch eine Heimat zu haben, wo man hingehört - und wo keiner in Frage stellt, dass man dort hingehört.

Warum stellt sich dieses Gefühl so selten ein, warum ist jeder Versuch eine Heimat zu finden schlussendlich von Enttäuschung oder Resignation geprägt. Ich kann sie nicht fühlen die Verbundenheit, bleibe der Korken auf dem Wasser - oder der Fisch, der immer zu spät den anderen folgt, falls er überhaupt die richtige Richtung einschlägt. Nein, ich bringe keinen Schwarm durcheinander - und die Ringe, die mein an der Oberflächetanzen verursacht, sind klein und flüchtig. Man schätzt mich sogar für dieses Anderssein bisweilen - schätze ich.

Bisweilen treffe ich andere, die auch an der Obefläche tanzen - und manchmal denke ich alle sind Korken an der Oberfläche - hin und her geworfen von den Wellen ihres eigenen Seins - und das Heimatgefühl ist eine weitverbreitete Lüge - erfunden und glorifiziert - und tausendfach wiederholt, von denen, die sich nicht trauen ihre Heimatlosigkeit einzugestehen.
So einfach könnte es sein - es gäbe mir recht, und dies machte es mir leichter mich für eine Weile besser zu fühlen - und nicht so fremd auf dieser Welt - sozusagen meine Heimat im Schwarm der Heimatlosen. Ein Trick des Verstandes um die Sehnsucht zu stillen.

Doch sie bleibt - die Sehnsucht nach den Gleichen, den Nicht-Anders-Denkenden, Nicht-Anders-Fühlenden, den Ohne-Worte-Verstehenden und sie lässt sich nicht weg-denken, nicht weg-diskutieren, nicht weg-theoretisieren, nicht weg-banalisieren.

Vielleicht bleibt das Leben auch eine Suche nach Geborgenheit und Zugehörigkeit - vielleicht ist es es auch nur ein momentantes Stimmungsbild aus etwas Einsamkeit und Veränderung geboren.

Wer weiß das schon?

In den goldenen Strahlen der späten Sonne
tanzte über mir eine Hundertschaft von Mücken
um einen über das Ufer hängenden Zweig.
Mit unvorhersehbaren Wendungen und verschlungenen Bahnen,
chaotisch anmutend und räumlich begrenzt.
Und niemals kam es zu Zusammenstößen.

Unter mir in der sanften Dünung des Meers
beschloss der Schwarm mit sanften elegantem Schwung
Walzer zu tanzen und malte eine Weise
für die tanzenden Mücken.

Wer schert sich schon um einen Korken auf dem Wasser.

2 Kommentare:

  1. Das Gefühl von Heimatlosigkeit ist mir nicht unvertraut. Aus manchen meiner alten Gedichte ( auf meiner HP zu finden ) tönt das heraus.
    Inzwischen habe ich Heimat gefunden - das ist noch gar nicht so lange her ( keine 3 Jahre ) - größtenteils in mir selber und zu einem kleineren Teil bei meinen wenigen Freunden. Sie sind alle ( jeder auf seine Weise ) anders als ich, aber das ist ok. so. Wichtig ist allein, dass ich bei ihnen sein darf, wie ich eben bin und sie mich so annehmen und lieben :-)

    Ich wünsche dir sehr, dass du dich in deinem Korkenleben einmal zuhause fühlst.

    Eine Umarmung in Gedanken ...
    Constanze

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  2. Nachtrag:

    "Wer schert sich schon um einen Korken auf dem Wasser."

    Du weisst, dass es jemanden in deinem Leben gibt :-)

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