Donnerstag, 27. September 2007

Verliebt ins Unglücklichsein

Gestern war ein wundervoller Tag. Ich war mit T. verabredet, zunächst zum Kaffee trinken und zum Essen und später zu einem wundervollen Konzert, einer ganz bezaubernden Silje Nergaard. Allein das Konzert hätte für einen gelungenen Abend allemal gereicht und war vom Erholungswert mindestens einer Woche Wellnessurlaub. Es gibt noch Menschen die singen können auf der Bühne, es gibt noch Musiker die ihre Intrumente beherrschen, es gibt die Magie der leisen Töne und Bands die es schaffen ihr Publikum in einen Strudel der Begeisterung zu reißen - nur mit ihrer Musik - und sie hinterher wieder sanft auf dem Boden abzusetzten. Innerlich ein wenig zerzaust, aber glücklich.

Der Tag mit T. war wundervoll entspannt - fast würde ich sagen entspannter als jemals in den zwei Jahren in denen wir irgendwie zusammenwaren. Er hat meine Gedanken, meine Gefühle angehört und er hat sich seine Gedanken dazu gemacht, seine Irritationen die er manchmal hatte verbalisieren können, so dass der Nachmittag entspannt dahinglitt - gewürzt mit ein paar Scherzen, wie der Frage: "Soll ich dich jetzt Kaffeonkel nennen?"
Vor dem Konzert beim Toilettenbesuch (man sollte immer vor einem Konzert nochmal auf Toilette gehen!) nein eher beim Verlassen der (Damen-)Toilette überraschte mich eine Frau, die mich irritiert ansah, dann einen Schritt zurücktrat und das Schild auf der Tür nochmals ansah aufs freudigste. Ich habe in mich hineingefeixt und mich fast unbändig gefreut - vor allem, weil ich nicht damit rechnete, es nicht darauf angelegt hatte - mir einrede, dass es mir egal ist und ich ja eh als Frau wahrgenommen werde, immer und sofort. Ich korrigiere jetzt auf: meistens.

Also zu diesem entspannten Tag - einem Gefühl im ICH, einem Gefühl des SEINS kam ein interessanter kleiner Mailwechsel mit jemandem aus dem Portal, weitab von Genderdiskussionen und einfach nur eine Rückmeldung seiner Wahrnehmung. Auf seine Frage, wie sich die Vorstellung verschiedenster Alltagsdinge die er schilderte für mich anfühlt - konnte ich innerlich meist nur mit "Gut!!!!" antworten. Auch seine Frage, welche Bedenken ich denn nun habe konnte ich nicht so recht beantworten. Manchmal bringen einen die einfachsten Fragen aus dem kompliziert gestrickten Konzept.

Beim Nachdenken, warum ich mir nicht selbst einfach zugestehen kann, dass sich der Gedanke E. zu sein GUHUHUT anfühlt, viel mir ein was eine Supervisorin vor einiger Zeit mal in eine Gruppensitzung äußerte.

Sie sprach vom Verliebtsein ins Unglücklichsein - und davon, dass man manchmal unendlich viel erträgt und auch über lange Zeit erträgt, weil man es gewohnt ist - und weil man Angst vor dem Neuen hat. Man hat sich im Leiden eingerichtet, man kennt alle Ecken und Winkel, man lebt manchmal schon so lange mit dem Unglück, dass man glaubt es müsse eben so sein, oder es wäre der Normalzustand. So sitzt man auf seinem verstaubten Lebensmodell - um sich herum die vertrauten und gewohnten Schmerzen wie verschlissene Koffer, und der Gedanke sich zu trennen macht Verlustängste - es könnte ja schlimmer kommen - und Ojemine - mit den neuen Probelm und Sorgen und Ängsten und Schmerzen kennt man sich ja gar nicht aus. Es WIRD schlimmer kommen ganz bestimmt. Und so packt man sein Päckchen und trägt es stolz heroisch weiter. Verliebt ins Unglücklichsein.

Bin ich das? Entspringen meine ganzen Wenns und Abers dieser absurden Verliebtheit? Wenn ja wäre es eine tragische Liebe, eine destruktive Beziehung.

Der Abend gestern war wundervoll - ich war im ICH ich konnte SEIN - ich möchte die Erinnerung daran behalten - und ich möchte dass dies öfter so ist.

1 Kommentar:

  1. Jetzt hab ich`s gefunden ;-)

    Dein Beitrag hjört sich im ersten Teil soooo stimmig, so erlöst, so glücklich an! Listen to your heart!
    Du brauchst keine Angst zu haben, versprochen!

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