Montag, 17. September 2007

Bandbreite

Was stört mich daran eine Frau zu sein, die als eher maskuline Frau wahrgenommen wird?

Die Bilder haben mir gezeigt, dass ich die "feminine" Frau nicht sein kann, dass ich mich darin nicht finde. Am ehesten fühle ich mich noch wohl, wenn ich mich optisch eher maskulin gebe. Warum reicht das nicht?

Gestern Abend im Gespräch mit einer Freundin kam mir der Gedanke von der eingeschränkten Bandbreite. Wenn ich die "maskuline Frau" bin und nur dies im Moment darstellen kann, so schränkt mich dies in meinen Ausducksmöglichkeiten ein. Ich habe wenig Möglichkeiten zu spielen, nach Lust und Laune, nach Gemütslage und Tagesform. Ich kann meine Bandbreite optisch nicht auf die männlich wahrgenommene Seite der Gesellschaft ausdehenen. Ich kann es für mich selbst zwar tun, aber andere werden es nicht verstehen und deshalb auf die vermeintlich "maskuline Frau" reagieren - falsch reagieren.

Dies alles hat gar nichts mit einer Ablehnung meiner "weiblichen" Eigenschaften zu tun. Ich möchte gar nicht anders sein, nicht anders denken, nicht anders fühlen. Ich finde es gut viel zu reden - und gerne zu reden, ich mag meine Art zu denken - es ist meine Art und sie hat viel mehr mit dem "wie ich bin" zu tun, als mein Äußeres. Trotzdem ist genau diese Diskrepanz in den letzten Monaten zum Dauerthema geworden, weil die Erkenntnis gereift ist, dass andere mich nicht sehen wie ich bin - sondern ausgehend von ihrer Wahrnehumg interpretieren.

Nachdem ich also jahrelang eine Adaption meines inneren Empfindens an das äußere Erscheinungsbild versucht habe - und gescheitert bin, lassen sich meine Erfahrungen endlich einsortieren. Mein Problem des Nicht-Verstanden-Werdens wenn ich handle wie ich bin, hängt mit der falschen Interpretation zusammen - und lies sich bisher meist nur umgehen, wenn ich "neben mir" handelte, so dass für die anderen ein halbwegs stimmiges Bild entstand. Damit erklären sich auch die vielen positiven Bemerkungen, wenn ich als "weibliche Frau" irgendwo auftauchte. Ich denke die Menschen um mich herum hegten die (unbewußte) Hoffnung, dass ich stimmiger würde - genau das Gegenteil war der Fall. Dabei unterstelle ich niemandem eine böse Absicht, nicht einmal die, mich verändern zu wollen - die positiven Bemerkungen mancher, die mich schon lange kennen, waren echt, sie haben positiv erlebt was sie sahen. Nur ich stand mit diesen Komplimenten immer ein wenig verloren da - und hab es nie so recht hingekriegt sie ernst zu nehmen - oder für wahr zu halten. Ich habe mich bemüht - wirklich.

Jetzt bin ich nicht mehr gewillt mein Inneres in eine den Erwartungen entsprechendes Äußeres zu packen. Und: es schränkt mich ein. Es nimmt mir die Möglichkeit zu spielen. Maskuline Alltagskleidung fand sich schon immer in meinem Kleiderschrank - allerdings die Variante "elegant" empfinde ich für mich als unpassend und verkleidet - weil die "Frau im Anzug" eben eine Frau bleibt und meinem dann eher männlichen Empfinden nicht entsprechen würde - zudem bekommt man damit einen Exotenstatus, den ich nicht möchte und in dem ich mich unwohl fühle. Die "Frau im Abendkleid" ist weitgehend gestorben (es sei denn das Mädel besteht mal vehement darauf *g*). Bleibt als für mich stimmige Variante eben nur die unisex bis maskuline legere.
Gut zu wissen, dass es immerhin ein momentan passende Variante gibt - aber schlussendlich fühle ich mich eingeschränkt - schon wieder, nur ein wenig anders diesmal.


Anmerkung für meine Freunde:

Nein, dies alles ist nicht an die gerichtet, die mich gut kennen, die mich schon immer mochten wie ich bin - es geht um die Wahrnehmung bei Menschen die mich zwar kennen, aber mir nicht nahe stehen.

2 Kommentare:

  1. Du sprichst mir aus der Seele...

    Wofür ich keine Worte finden konnte, hast du die passende Formulierung gefunden. Vielen Dank.

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