Montag, 29. März 2010

Erlaubnis erteilt!

Achtung: Dieser Beitrag ist unter dem Aspekt, dass er mit einer nicht ganz unerheblichen Portion Selbstironie verfasst wurde zu lesen - und nicht wortwörtlich ernst zu nehmen.


Da hat mir j-e-m-a-n-d die Erlaubnis erteilt... das reicht mir nicht, denn j-e-m-a-n-d ist ja gar nicht fachlich kompetent, mir die Erlaubnis zu erteilen. Ich nehme nur fachlich geprüfte und vielfach prämierte Erlaubniserteiler, damit ich mir dann die Erlaubnis auch genehmige.


Der knausrigste Erlaubniserteiler bin ich mir wohl selbst – das kann ich mir erlauben mit mir ganz hart zu sein und dann nach anderen schielen, die mir die Erlaubnis erteilen, die ich mir selbst nicht zu geben bereit bin. Fühlt sich gut an und so ein bisschen arrogant auch.

Immerhin hab ich mir damit erlaubt, mich auf einen Sockel zu stellen – schaut doch mal, ich, ich bin ein ganz Harter, ich halte das alles aus – Jawoll ja! – und das obwohl ihr mir die Erlaubnis erteilt habt, ich steh das durch.


Scheint irgendwie schon Sinn zu ergeben, mich da als der mit den Nehmerqualitäten zu präsentieren, obwohl ich mich eher als Weichei empfinde... immerhin kann ich jeder Erlaubnis die ich mir erteile mit den Erlaubnissen von anderen ganz kräftig untermauern.

Jetzt hat mir mein Arzt erlaubt zuhause zu bleiben, ganz offiziell mit gelbem Schein, nachdem meine allerliebste Freundin schon das ganze Wochenende auf mich eingequasselt hat wie auf einen sturen Esel: Du DARFST zuhause bleiben, ich seh doch wie’s dir geht. Und ich denk, ach ein bissel geht noch.... bis ich zwei Stunden später nicht weiß wie ich mich müdes Elend noch ins Bett schleppen soll (ja, Dramatik liegt mir bisweilen auch ganz gut). Also hab ich – ausnahmsweise – ihre Erlaubnis genommen zum Arzt gehen zu dürfen um mir die Erlaubnis – die fachlich kompetente – zu holen, dass ich offiziell krank bin und gar kein schlechtes Gewissen haben muss, dass ich von einem auf den anderen Arbeitstag nicht weiß wie ich ihn schaffen soll. Er hat mir die Erlaubnis erteilt.... und ich fühl mich schon wieder wie ein Betrüger – denn heute geht es mir gar nicht soooo schlecht und ich bin auch nicht soooo müde, nur ein bisschen schlapp halt und nur ein bisschen ausgepowert – das hätte doch locker für einen halben Arbeitstag so halbwegs und einen weiteren halben Arbeitstag mit Zähne zusammenbeißen gereicht.


Ach ja, und da gibt es da haufenweise Leute, Freunde, die mir die Erlaubnis erteilt haben, der zu sein der ich bin. Aber die sind ja nicht fachlich kompetent – deshalb gilt das nicht, also nicht so richtig, sondern nur ein bisschen. Und zu denen, die für fachlich kompetent gehalten werden, geh ich nicht, weil ich mich ja nicht rechtfertigen will, für den der ich bin und überhaupt, denen könnte ich ja alles erzählen, wenn ich nur wollte um das zu bekommen was ich wollte - und von dem ich nicht weiß ob ich es will, oder ob ich mir lediglich die Erlaubnis zu wollen nicht erteile.


Ich werde noch mal mir dem knickerigen Erlaubniserteiler in mir zu Rate gehen – Scheißkerl Alter! Und den Sockel, achja von dem Sockel sollte ich vielleicht auch noch steigen... bei Gelegenheit...... Erlaubnis erteilt.

Donnerstag, 11. März 2010

Virtueller Scharfschütze?

In einem Forum nicht zum Thema trans* - fragte jemand ob er sich dort (!) als TS FTM bezeichnen dürfe, auch wenn er keine Ambitionen zur irgendwelchen angleichenden Maßnahmen habe. In der Frage war explizit erwähnt, dass es dem Betreffenden NICHT um rechtliche Definitionen ging. Er wäre per mailwechsel darauf hingewiesen worden, dass er ein Betrüger sei (von einem anderen User)
Ich schrieb daraufhin, dass sich meiner Meinung nach in einem Forum dieser Couleur jeder so nennen dürfe, wie er meint, dass es am besten passt, zumal die Möglichkeiten sich per Kreuzchen zu verorten auch begrenzt sind.
Ich bekam Post - von einem User:

"Ja, natürlich. Alle dürfen gefälligst fühlen wie sie wollen und demzufolge auch rumdefinieren, wie sie wollen. Und egal, welcher reale Leidensdruck besteht, egal, wer was unterstützt, behandelt oder bezahlt - moralische Autorität haben eh nur jene, die sich als Betroffene bezeichnen. Nachdem der Rest der Gesellschaft sich überwunden hat, zu verstehen, was schwer zu verstehen ist und zu unterstützen, was er selbst nie brauchen wird, sollte man ihm umgehend vorschreiben, ja keine klaren Kriterien zu fordern, was er als zu behandelndes Leiden zu stützen bereit sein sollte und was auf Kosten des gesellschaftlichen Toleranzbekenntnisses selbstgefällige Kokettiererei ist. Bravo. Als irgendwie Betroffene bist du zu dumm, deine eigene Lage gesellschaftlich so zu verordnen, dass auch Nichtbetroffene damit umgehen können, ohne sich gleich, obwohl sie die Rechte der Betroffenen anerkennen, nicht andauernd auf das schlechte Gewissen des "Unwissenden" festnageln lassen müssen, wenn sie sich dazu äußern. Aber offensichtlich hast du lieber dieses kleine bisschen an Macht, mal losposaunen zu können, ohne dass man dich als "Betroffene" so lockerleicht hinterfragen dürfte, denn die Interessen jener zu vertreten, die von gesellschaftlicher Anerkennung und Hilfe abhängen, um auf ihr Leben klarzukommen. Du adelst lieber, um damit deine eigenen Eitelkeiten zu bedienen, als Betroffener auf der Sonnenseite, anstatt diese ganz spezifische Geschlechtsdysphorie, die zum Wunsch der kompletten Anpassung ans eigentliche Geschlecht führt, als etwas Distinktes anzuerkennen. Du bekacktes, eitles Luxuswesen. Du kleiner, mieser Parasit. Du regst mich echt auf."

Ich bin wirklich beeindruckt von soviel negativen Interpretationen meiner Person von jemandem mit dem ich bisher kein privates Wort gewechselt habe und gehe irgendwie kopfschüttelnd und -kratzend in meinen Tag.

Dies war ein Schuß ins Blaue verehrter User.

Ich stelle dies hier ein, weil es für mich einen gewissen kuriosen Seltenheitswert hat - und eben nicht der Regel entspricht. Im allgemeinen sind die Reaktionen auf mein Trans-sein dort und anderswo - wenn man denn darüber spricht, ist ja nicht mein allerwelts- und allertages-Thema - neugierig- interessiert, oder spektisch-neugierig. Den Versuch eines Treffers aus dem Hinterhalt hatte ich bisher in dieser Form noch nicht. Spannend.

Samstag, 6. März 2010

Die Verkleidung des Innenmannes

Wie ich schon häufiger schrieb bin ich im privaten Kreis geoutet und werde von den meisten Menschen zumindest mit Eric angesprochen, wenn auch das Pronomen längst nicht immer - aber immer öfter - stimmt.
Davon gibt es Ausnahmen, die mich jedes mal und jedes mal mehr irritieren. So bei einer guten Freundin, die ich selten sehe.
Der Einladung zum Brunch bin ich gerne gefolgt - und unbedarft, bis ich auf ihre Freunde, die ich auch schon seit Jahren oberflächlich kenne, traf. Es war ein kleines Déjà-vu, zum letztjährigen ähnlichen Ereignis, das mich wieder, nur dieses Mal mit größerer Heftigkeit, getroffen hat. Achso, hier bin ich ja noch L. - fast hätte ich mich verplappert, als sich mir eine mir bis dahin unbekannte Frau mit ihrem Namen vorstellte. Ich bin E.... runterschluck - äh ich bin L.
Während ich sonst keine (kaum) Probleme in Umfeldern habe in denen ich nicht geoutet bin, mich selbst zu fühlen und auch wohlzufühlen, weil ich unter Menschen bin, mit denen ich kann, war dieser Mittag heute von durchgehendem Unbehaglichfühlen geprägt. Wieder so ein Korkengefühl... ob aufschwimmend, seltsam, verdreht und falsch - so als müsste sich mein Innenmann kostümieren - und das tut er sonst nicht, das Kostüm Außenfrau reicht ihm da völlig als permanente Kostümierung
Ich bin niemand, der auf anderer Leute Geburtstagsbrunches mal locker ein Coming Out hinlegt - das fände ich rücksichtslos, die Leute sind ja nicht wegen mir gekommen - und trotzdem muss ich das irgendwie angehen, denn zwei solcher Geburtstagspartys reichen definitiv - beide Male habe ich mich unter mehr oder weniger fadenscheinigen Gründen frühzeitig verdrückt.

A. selbst weiß von dem was mich umtreibt - ist aber bisher bei L. geblieben und dies ist keine Abwertung meiner Person und meines Empfindens, dazu kennen wir uns schon zu lange und dazu schätzen wir uns auch viel zu sehr. Und selbstverständlich erwarte ich von ihr auch nicht, dass sie ihren Freunden MICH erklärt, dass muss und will ich dann wohl schon selbst tun.