Freitag, 12. Februar 2010

Basislager

Wenn Menschen einen hohen Berg erklimmen wollen, dann starten sie von irgendwo und nehmen zuerst den Weg ins Basislager. Dort verbringt man dann eine Nacht oder auch ein paar Tage, vielleicht um sich an die Höhe zu aklimatisieren, richten ihr Gepäck und planen die Route, tauschen sich aus mit anderen, die die gleiche oder auch eine andere Tour planen. Und dann irgendwann zum Tagesanbruch startet die Tour zum Gipfel - in der Hoffnung auf eine berauschende Aussicht mit dem Gefühl es geschafft zu haben und angekommen zu sein. Bergsteiger steigen danach wieder ab zum Basislager, deshalb endet hier die Analogie.

"Mein" Forum ist so eine Art Basislager. Menschen kommen von irgendwo daher und schauen sich um. Sortieren ihre Gedanken, tauschen sich aus, mit denen die den Berg schon erklommen haben, mit denen die sich auf ihre Bergtour vorbereiten. Man bereitet sich vor auf einen unter Umständen beschwerlichen Weg, bedenkt Eventualitäten, packt im übertragenen Sinne seine sieben Sachen zusammen - und wirft mehr oder weniger begehrliche Blicke gen Gipfel in fast noch nicht fassbarer Höhe.

In diesem Basislager habe ich mich eingerichtet, seit drei Jahren inzwischen. Ich habe viele kommen sehen und mit manchen habe ich einige Zeit in diesem Basislager mich immer wieder ausgetauscht - auch darüber, warum die Zeit für die Gipfelbesteigung noch nicht gekommen ist und darüber, dass hier die Aussicht doch auch schon ganz schön ist - so irgendwo auf halber Höhe.
Ich erinnere mich an einen, der schon Jahre vor mir im Basislager angekommen war und für sich eine Gipfelbesteigung nie in Betracht zog. Irgendwann hat er das Forum verlassen und ich habe den Kontakt verloren (es soll ihm aber gut gehen, habe ich gehört). Mit anderen Dauercampern in diesem Lager heiße ich neue willkommen und verabschiede und beglückwünsche die, die nachts aufbrechen auf ihrem Weg zum Gipfel. Ich bekomme ihrer Rückmeldungen über den steilen und manchmal steinigen Weg, mache Mut aus der Ferne und lese von Aussichten, die sich "dort oben" eröffnen.
Ich habe mich niedergelassen, irgendwo im nirgendwo. Ein Basislager ist eigentlich kein Ort für einen dauerhaften Aufenthalt - und heute hat wieder jemand seine Tour gen Gipfel gestartet, jemand mit dem ich immer mal wieder in losem Kontakt war - auch so ein Basislagerzögerling wie ich - und ich fühle mich verlassen, es gibt mir einen Stich ins Herz. Ich wünsche ihm alles Gute, dass sein Weg so beständig und bedächtig weitergehen möge, wie ich seinen Aufenthalt im Zwischendrin erlebt habe.
Mein Zelt hier ist kein Haus, kein Wohnort auf Dauer, egal wie oft ich es mir einreden möchte,. Es ist ein Basislager - nicht im Tal und nicht auf dem Berg, nur beim Blick nach unten könnte man meinen man hätte den Gipfel schon erreicht.

Ich winke euch nach, die ihr es wagt und mir ist traurig dabei ums Herz - um mich selbst. Mit den bleiernen Gewichten des Zweifels an den Füßen kann ich euch nicht folgen. Ich bleibe noch eine Weile hier, im Provisorium, und hoffe, dass irgendwann mein Tagesanbruch kommt, an dem ich auch aufbrechen kann.

1 Kommentar:

  1. Das Bild vom Basislager finde ich sehr gut gewählt. Selbst bin ich über viele Jahre in die Arktis gereist und habe etliche Basislager auf meinen Touren eingerichtet. Eines ist mir besonders in Erinnerung.Das habe ich über Jahre immer wieder benutzt. Es lag an einem riesigen Gletscher, den ich nicht wagte, zu überqueren. Es hat lange gedauert, aber letztendlich habe ich es geschafft. Die Zeit war reif! Oder ich? Viel Erfolg, Claudia.

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