Dienstag, 30. Dezember 2008

The end of the year

Das Ende des Jahres ist so eine Zeit, zu der man überlicherweise Bilanz zieht. Was ist gewesen, was habe ich erreicht, wie ist es gelaufen so im letzten Jahr?
Da stehe ich nun und komme zu keinem Schluss. Beruflich hat dieses Jahr mich gut vorwärts gebracht - aber persönlich?

Immer noch und immer wieder zwischen allen Stühlen stehend geht es mir insgesamt besser und entspannter aber die Frage nach dem "Wer bin ich?" ist immer noch nicht geklärt.
Sie tritt dann in den Hintergrund, wenn ich mich nicht damit beschäftige und bricht dann wieder auf, wenn ich danach gefragt werde.
Ich komme mit meinem weiblichen Namen und Pronomen gut zurecht, dort wo niemand etwas weiß - aber dort, wo ich geoutet bin trifft mich jedes "sie" wie ein elektrischer Schlag - es macht mich nicht wütend, eher ein Stück weit gesigniert - was kann ich denn erwarten, solange mich die Menschen weiblich wahrnehmen?
Genau das verhindert, was ich mir dringend wünschen würde - einen Alltagstest, ein Ausprobieren, ob es wirklich das richtige ist - und eben kein Clownspraktikum, das auf den Godwill anderer angewiesen ist.
Ich frage mich, wie ich jemals zu einer aktiven Entscheidung kommen soll - und zu welcher. Ein Zurück ins verkrampfte Weiblich-Sein ist mir unvorstellbar - ein vorwärts mit Testosteron ist aufgrund der Endgültigkeit der Entscheidung zwar ein nettes Gedankenspiel, stürzt mich aber in Ängste, denen ich mich nicht aussetzen möchte.
So stehe ich hier rum auf meinem Rastplatz und warte darauf, dass irgendetwas passiert und ich meine Reise fortsetzen kann - wohin auch immer. Ich kann hier sicherlich noch eine Weile verharren - noch ist es ok, aber für wie lange noch?

In einem Gespräch mit Freunden ging es um Veränderungen im Leben und ich habe geschildert, wie ich große Veränderungen angegangen bin. Ich bin niemand, der die Türen hinter sich schließt und ins kalte Wasser springt. Ich treffe meine Entscheidungen immer stückchenweise und lasse mir ein (manchmal nur gedankliches) Hintertürchen offen. Dies hilft mir den Mut zu finden Neues anzufangen.
Hier gibt es kein Hintertürchen - hier gibt es nur die Möglichkeit im jetzigen Zustand zu verharren und den gut zu finden - oder eine Tür zuzumachen und ins Wasser zu springen und darauf zu vertrauen, dass ich schon schwimmen kann.

Es frustriert mich, dass ich das Gefühl habe auch im nächsten Jahr dort keinen Schritt weiterzukommen. Es ist das gleiche Gefühl, das ich einmal in einer psychologisch betreuten Runde hatte. Dort war vor mir eine Grenze aufgebaut, die zu überschreiten ich Angst hatte - symbolisch durch einen Tisch mit Stühlen darauf dargestellt. Ich war nicht in der Lage dieses dumme Ding wegzuräumen um freie Sicht und freie Bewegungsmöglichkeiten zu haben. Ich habe es versucht und es ging nicht, ich war wie gelähmt. Schließlich hat jemand anders die "Wand" weggeräumt - aber wer soll das hier tun?

Im Moment geht es einfach weiter wie bisher - ich freue mich auf berufliche Herausforderungen und lasse den Rest mal hintenanstehen - vielleicht bis er sich wieder vehementer bemerkbar macht. Und dabei hoffe ich, dass ich mir mit dem Satz "Im Moment geht es mir ganz gut" nicht wieder mal in die eigene Tasche lüge.

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