Frust! Ja, ich bin gefrustet und zwar nicht nur ein bißchen.
Jetzt hatte ich jahrelang an meinem Selbstverständnis als Frau gearbeitet, geackert. Wenn mich jemand fragte hab ich meine "männlichen" Anteile verteidigt, ich hab mir hohe Schuhe gekauft und Kleider, Bügel-BHs und enge weibliche Shirts. Ich hab mich betrachtet, mich bemüht mich damit abzufinden. Die Errungenschaften dieser Bemühungen hängen schlaff im Schrank und dümpeln im Schuhregal.
Und ich sagte: Als Kind wär ich lieber ein Junge gewesen - lange Zeit, aber jetzt, jetzt bin ich Frau. Und dann kommt da so ein blöder Bericht im Fernsehen und wirft einfach diese jahrelange Arbeit über den Haufen - einfach so in ein paar Minuten. Und ich stelle alles, aber wirklich alles in Frage. Die Hins- und Hers begleiten mich täglich - kein Tag Ruhe. Kein Tag selbstverständlich.
Im Körper zuhause fühlen, ist schließlich der einzige den ich hab - und das schon seit fast 41 Jahren, da kann man sich schon zuhause fühlen. In den Spiegel schauen und der lobt oder kritisiert nach Lust und Laune - suggeriert und dementiert gerade so wie es ihm passt.
"Unter uns Frauen mal gesagt..." - ich sitz mit Kolleginnen zusammen - unter UNS Frauen? Ja und nein - auf jeden Fall nicht richtig. Mich ärgern ihre Pauschalisierung der Männer - und doch haben sie in vielem recht. "Frauen können dieses und jenes besser/schlechter/anders...." sagt der Kollege - mich ärgert die Pauschalisierung - ich will mich nicht angesprochen fühlen, und fühle mich angegriffen. Ich bin XX-begent - ich werde als Frau wahrgenommen und doch fühle ich mich diesen 50% der Menschheit nur teilweise verbunden. Aber ist der Umkehrschluss Männlichkeit? Bin ich "männlich" nur weil ich mich dem Denken von Männern oft näher fühle - weil mein Bild von mir selbst männlicher ist als das was der Spiegel bereit ist mir zu zeigen?
Dann hab ich Lust den ganzen Krempel über Bord zu werfen - und da das Äußere nicht so einfach zu ändern ist einfach das Innere anzupassen. Man nehme: Einen Radiergummi und radiere sie einfach aus, die Empfindungen die nicht zum Äußeren passen, die Gefühle die sich nicht fügen wollen ins Spiegelbild, die Sehnsüchte die sich nicht erfüllen lassen....
Träum weiter!
Dann anders? Veränderung langsam und mit Zeit - Zeit lassen - es kotzt mich an. Alles nichts halbes und nichts ganzes und ich sitz dazwischen gehöre weder zu dein einen noch zu den anderen. Überall falsch! In mir selbst falsch - NIEMANDSLAND - nicht mal meine Heimat.
Es ist zu spät - ich hab die Augen schon aufgemacht - dieses Thema lässt sich nicht mehr unter den Teppich kehren - die Scheuklappen sind runter und jetzt stehen sie da die Zeichen an der Wand - in leuchtender Schrift und unübersehbar. Augen zu und durch hilft nicht im mindesten weiter.
Jetzt muss ich mich damit auseinandersetzten - wer weiß wie lange. Ich habe Angst gar nie zu einem (Ent)-Schluss zu kommen - Angst davor mich im Niemandsland einrichten zu müssen. Als ob das Leben nicht auch so schon kompliziert genug wäre.
genervt
ruhelos
rastlos
re-laxed
Morgens im Bloggercafé
vor 6 Jahren
Ich wollte schon die letzten Male etwas zu deinen Einträgen hier schreiben, aber die Zeit war so knapp und liess mir keine Zeit.
AntwortenLöschenHeute aber!
Während ich gerade deine Worte las, kam mir etwas ganz stark in den Sinn: Vielleicht geht es erst mal darum, dass du dieses Unsicherheitsgefühl, dich eben nicht immer ganz in deinem Körper zuhause zu fühlen, dieses zwischen den Stühlen sitzen, annehmen musst. Ich weiss, dass das ein unangenehmes Gefühl ist - gar nicht einfach auszuhalten. Ich kenne es auch und wünsche mir dann nichts lieber, als auf _einem_ Ufer anzukommen, Klarheit zu haben, aber die lässt sich nicht erzwingen und ich habe inzwischen die Erfahrung gemacht, dass es darum geht, eben genau das anzunehmen, dass jetzt gerade in mir ist. Und das sind manchmal auch solche verlorenen Zerrissenheitsgefühle. Sie anzunehmen und ja auch zu ihnen zu sagen, hat mir immer Druck weggenommen, mich leichter fühlen lassen.
So eine Zeit ist schwierig, aber es ist leichter, wenn du dich deinen Gefühlen ergibst, hingibst, mit ihnen treibst ( auch wenn sie dich umtreiben ;-) ), statt zu rudern und unbedingt irgendwohin und anlanden zu wollen. Je mehr du dich dem Fluss überlässt, desto einfacher wird es und du wirst genau da ankommen, wo du zuhause bist.
Ein warmes Lächeln für dich ...
Constanze