Donnerstag, 28. Juli 2011

Komm mal wieder runter!

Mein Leben ist gerade atemlos. Am Montag starte ich den ersten Job  meiner Freiberuflichkeit das ist aufregend und in den letzten fünf Wochen habe ich vieles zu erledigen gehabt.
Jetzt ist alles getan - außer die Bude aufgeräumt, die Steuererklärung  abgeschickt, das Auto gewaschen, der Arzttermin  gemacht usw. usw. usw. und ich bekomme auch nichts auf die Reihe.

Heute hatte ich Fototermin, ich brauche Bilder für meinen Lebenslauf und solche für die Homepage die entstehen soll -will ich in Zukunft mir doch einen eigenen Kundenstamm aufbauen und nicht mehr auf Vermittlungsbörsen angewiesen sein. Ich hasse Fototermine, aber dieser hat mich glücklich gemacht - ich kann tatsächlich auf Bildern freundlich aussehen.
Danach bin ich zu meiner alten Arbeitsstelle - also der vorletzen - gefahren und habe ein paar Schwätzchen gehalten um die Zeit zu überbrücken,  bis die Bilder fertig sind. Nein zurück möchte ich nicht, nicht unter den Bedingungen wie sie damals waren - und ich möchte gerade auch nicht zurück unter die Fuchtel eines Arbeitsgebers. Die Stelle, für die ich mich vorgestellt hatte, am Rande des Schwarzwaldes, vor zwei Wochen, werde ich trotz guter Gespräche, einer guten Hospitation und regem Interesse des Arbeitgebers, absagen. Mein Gefühl dazu ist nicht gut, schon bei dem Gedanken daran, dass dort mein Arbeitsplatz sein soll, ich den Dienst- und Urlaubsplänen, den Gepflogenheiten ausgeliefert sein würde, macht eine Enge in mir, die sicher nicht gut ist.
Dieses mal habe ich schon im Vorfeld entschieden: Ich höre auf meinen Bauch! Und der sagt,"Llass es! Egal was der dumme Verstand für tolle Argumente hat!"

Ich habe meine Liebste besucht - meine Freundin und geliebten Menschen seit nunmehr fast 30 Jahren. Wir haben ein seltsames Hobby, wir spielen ganze Nächte durch, so wie man als Kind spielt, wenn man "Vater, Mutter, Kind" oder "Cowboy und Indianer" spielt. Wir brauchen dazu keine Requisite und natürlich sind unsere Spiele und unserer Charaktere differenzierter, als sie das zu Kindertagen waren. Es ist eine Leidenschaft in diese erfundenen Welten einzutauchen - auf meiner Homepage (Texte|Home) findet man einige Geschichten, die aus dieser Welt stammen. Über die vielen Jahre, die wir dieses Hobby nun betreiben, habe ich gelernt und gesehen: Alle meine Charactere haben Eigenschaften, die ich auch habe. Manche habe ich lange nicht gesehen, weil es nur ganz kleine Facetten meiner selbst sind und manche mag ich auch nicht - die Facetten, nicht die Charaktere. In diesen schönen und langen Nächten habe ich Facetten an einem meiner Charaktere entdeckt - im Zusammenspiel mit dem Gegenüber, meiner Freundin in ihrer gerade gewählten Rolle. Es hat mich überrascht, was mit meiner Figur passiert, wie sie agiert und was Gutes aus diesem, für sie eigentlich untypischen. Verhalten erwächst. 
"Komm doch mal runter! Setzt dich hier her zu mir und werde still!" sagt mein Gegenüber zu meiner Figur und diese nutzt diese Angebot um runterzufahren und seine Mitte zu finden. 

Nach meinem Besuch beim alten Arbeitgeber habe ich dann meinen alten Mentor an der Straßenbahnhaltestelle gesehen - fast hatte ich gehofft ihn zu sehen. Ich wollte ihn sowieso anrufen, anschreiben, wieder Kontakt aufnehmen. Er hat eigentlich nie Zeit - zumindest nicht ungeplant - ich sagte: "Komm, nur kurz auf ne Cola, 10 min. der Pizzaria gegenüber", er ist mitgekommen und ich habe kurz erzählt was mir widerfahren ist. Zum Abschluss sagte er: " Du bist völlig aufgespult! Du musst wieder runterkommen!"

Mir blieb der Mund fast offen stehen - es stimmt, ich muss wieder runterkommen, ich brauche einen Ort der Ruhe und meine Mitte wieder, Struktur und Klarheit.


Ich habe das Bedürfnis Szenen unserer nächtlichen Phantasien zu malen. Ich werde Malsachen mitnehmen in den Ruhrpott - vielleicht ist es möglich kreativ zur Ruhe zu kommen, zu Malen nicht um des Ergebnisses willen, sondern um der Unruhe, der Sehnsucht und der Rastlosigkeit einen Platz zu geben.
Und schreiben möchte ich - gestern habe ich schon angefangen und einen Text anderswo eingestellt, der viel positive Resonanz bekam. Gefreut hat mich vor allem ein Kommentar einer Leserin, die den Fluss des Yin und Yang darin fand. Das hat mir ein Lächeln aus Gesicht gezaubert - ja, ganz viel Yang in mir - und damit wären wir auch endlich wieder mal beim ursprünglichen Thema.

Samstag, 16. Juli 2011

Out of Rosenheim

Meine Güte ist das lange her, dass ich zum letzten mal hier geschrieben habe. Ein Symptom für die Menge an Arbeit die ich im letzten Jahr geleiste habe und die wenige Zeit die übrigblieb.
Was für ein Jahr!
Ich habe mich eingearbeitet, ich habe angefangen Verantwortung zu übernehmen und dann begannen die Schwierigkeiten. Schlussendlich wollte meine Cheffin dass ich die Arbeit so wie sie mache und ich wollte sie in ihrem Sinne tun, denn wir sind gundverschiedene Typen. Es hat mir viel Spaß gemacht und das hat mich über manche 50 Stundenwoche getragen - und dann ging es auf einmal nicht mehr.  Ende Juni war Ende und ich habe meine Kündigung abgegeben und war im gleichen Atemzug freigestellt. So habe ich jetzt also den Juli frei und musste schauen wie ich im August an Geld komme.
Was waren das für zwei Wochen! Ein paar Tage nur später bin ich mehr oder weniger zufällig über ein interessantes Stellenangebot gestolpert, angerufen und drei Tage später einen Vorstellungstermin gehabt. Nächste Woche gehe ich hospitieren. Nebenbei alles auf den Weg gebracht um mich erst einmal auf den Weg gebracht um mich freiberuflich über Wasser zu halten.
Am Dienstag dann habe ich auf ein Gesuch reagiert - 4 Wochen in Rosenheim, wieso auch nicht, wohnt doch eine Freundin quasi um die Ecke. 10min später wurde ich dann anderweitig gebucht und so wird es jetzt Datteln statt Rosenheim. Den August wird an mir vorrüberziehen - ich werde nur einmal zwischen durch nach Hause fahren können und habe noch keine Ahnung wir mir das so gefällt... nur die Aussicht auf den Lohn der nach Abzug aller Versicherungen und Steuer übrigbleibt lässt mich dann auf jeden Fall mal strahlen.

Out of Rosenheim heißt es auch für meine Tochter - Mitte September wird sie vermutlich ausziehen und das auch nicht gerade nur um die Ecke sondern gleich nach Berlin. Vielleicht ist es ganz gut, dass sich auch bei mir so viel verändert so bleibe ich schon nicht irgendwie alleine zurück.

Das nur ein Schlaglicht - vielleicht bleibt mir ja im tristen Wohnheimzimmer in Datteln Zeit wieder ein wenig mehr zu schreiben, habe ich doch dort in meiner Freizeit nichts zu tun.

Samstag, 4. September 2010

Normal?

Was ist schon normal?

7 junge angehende Grafik-Designer haben sich mit dem Thema auseinandergesetzt und ein Buch mit Illustrationen zum Thema "Normal?" zusammengestellt.
Veröffentlicht haben sie es bei epubli und nehmen damit am Wettberwerb Web-Walpurga 2010 teil.

Mir liegt dieses Buch am Herzen - zum einen natürlich weil ich nicht ganz unvoreingenommen bin und einen Teil der Menschen die daran mitgewirkt haben persönlich kenne, zum anderen aber weil ich die Herangehensweise an die doch recht schwierige Thematik "Normal?" beeindruckend finde.

Das ist doch nicht normal!
Den Satz hat jeder schon einmal gehört - meist ist er konnotiert mit einer Abwertung und einer Herabsetzunge desjenigen oder der Handlung, die hier als nicht normal tituliert wird. Was allerdings als nicht normal - das heißt als  außerhalb der Norm -  empfunden wird ist gesellschaftlich verhandelbar und unterliegt einem ständigen Prozess der Wandlung. Dieses Buch zeigt meiner Meinung nach sehr deutlich, dass es Menschen gibt, die sich mit den Wertevorstellungen und der Bewertung von Menschen und Taten beschäftigen. In diesem Buch tun sie es auf eine plakative Weise, die doch viel Raum für Interpretation und auch zum Weiterdenken lässt.

Bis zum 19. September kann noch abgestimmt werden auch für Normal? 









Und wer den Wettbewerb oder das Buch weiterempfehlenswert findet, darf natürlich gerne davon weitererzählen.

Mittwoch, 25. August 2010

Urlaub, Job, Sex und Sonstiges

...Zeit zumindest irgendwas mal wieder zu schreiben... wo fang ich an. Vielleicht mit dem Urlaub, der zwar kürzer, aber deswegen nicht weniger schön war als die letztes Jahr. Vielleicht mit dem neuen Job, der mich seit dreieinhalb Wochen ganz schön umtreibt? Vielleicht damit, dass ich mir im Moment ziemlich angekommen vorkomme - so bei mir und mir gleichzeitig beim Sex eine andere Ausstattung gewünscht habe?

Also Urlaub:

Neues Zelt, neuer Twingo. Dieses Jahr wieder in Kroatien. Ich bin bis kurz hinter Sibenik gekommen, habe dort einen wunderbar kleinen familiären Campingplatz ohne Comfort gefunden. Beim Aufwachen ging gleich der erste Blick aufs Meer. Ich habe mich schnell erholt - schneller als in den Jahren zuvor und mit Erstaunen habe ich wahrgenommen welche Erleichterung es für mich darstellte, nach dem Urlaub nicht zurück zu müssen, zurück in die alte Mühle.

Nun denn neuer Job:

Gerade mal drei Wochen und drei Tage bin ich nun dort und es kommt mir schon wie eine Ewigkeit vor. Nach der ersten Woche bin ich mit einem Kopf voller Eindrücke und Informationen erst mal steinmüde zu meiner Freundin gefahren um mir mit Kindertrubel und unwichtigem aber herzlichem Gequatsche den Kopf freizupusten, bevor der Wust an Input sich in diesem zu einer betonartigen Masse verdichtet, die ich nie wieder aufgelöst bekomme.
Hat geklappt, das mit dem Freipusten - die zweit Woche war dann schon weniger der Info-Overkill. Die dritte Woche startete mit Dauergeklingel des Telefons um 5:20: "Kannst du einen Dienst bei XY machen?" "Aber ich kenne xy doch noch gar nicht?" (4 von 6 Kunden kannte ich bis dato schon) "Ich habe schon alle angerufen - und niemanden erreicht." "OK mach ich, aber das sind 70km - ich schaff es sicher nicht bis um 6 Uhr" So hab ich mich dann durchgewurschtelt - zumindest was die Räumlichkeiten und Gepflogenheiten anging.
Woche 4 ist jetzt geprägt von Massen an Krankheitsauffällen und damit mit tagesfüllendem Telefonieren um Ersatz zu finden.
Und ansonsten: Man hat mich herzlichst willkommen geheißen. Ich habe Anrufe und mails aus der Zentrale bekommen - von Leuten die ich (noch) nicht kenne, die mir nur mal hallo sagen und einen guten Start wünschen wollten. Mein Laptop war fertig eingerichtet, mit e-mail-Adresse und allen Zugriffrechten, die ich so haben soll. Mein Schreibtisch aufgeräumt und fertig bestückt. Nach 15 Jahren im öffentlichen Dienst ist DAS etwas, was einen wirklich zum Träumen bringen kann.
So habe ich gleich losgelegt - es blieb mir ja nichts anderes übrig. Mit Bewerbern telefoniert, mit Mitarbeitern gesprochen und Kunden - und eben mal getan was ich schon tun kann. Ganz nebenbei hab ich ja auch so das eine oder andere dabei gelernt. Zu einer geregelten Einarbeitung war bisher nur in Ansätzen Zeit.
Eine neue Erfahrung war auch das Übernachten in Pensionen, die viele Fahrerei und überhaupt der ganz andere Lebensrhythmus. Ich fahre weiterhin Bahn (habe mir zwei Jahresabos für zwei Verkehrsbetriebe zugelegt) und natürlich hat die Bahn die ich eigentlich nehmen könnte in der Regel 5 minuten Verspätung.... so dass ich 20 min früher fahren muss. Summa summarum macht das fast drei Stunden Wegezeit. Trotzdem genieße ich das Bahnfahren- ich kann mich entspannen, Lesen, Musik hören... und vor allem schon ein bißchen Abstand bekommen bevor ich zuhause ankomme.

Angekommen:

Zum ersten Mal bin ich bei diesem neuen Job vielen neuen Menschen begegnet und hatte nicht das Gefühl, dass ich irgendwie komisch bin. Es ist mir sehr viel positives entgegengebracht worden - und dabei war ich einfach wie ich bin .... oder sollte es daran liegen? Niemand hat sich an meinen Kleidern gestört oder mich komisch angeschaut mit meinem Faible für Männerhemden und Schuhen. Die Menschen, seien es Kollegen, Mitarbeiter, Kunden sind offen auf mich zugegangen... das ist eine ganz neue Erfahrung für mich. Eine schöne Erfahrung.

Sex und heimliche Wünsche:
Nein, ich plaudere hier nicht wirklich aus dem Nähkästchen und auch nicht aus dem Werkzeugschrank. Mich hat es lediglich selbst überrascht, weil ich ja bisher keine Probleme mit meiner Ausstattung hatte - und auch hoffe nicht zu bekommen, da ich Sex mag und ihn mit meinem Körper haben und genießen kann. Mir hier etwas von dem zu wünschen, was Hormone mir geben könnten hat mich ein wenig verwirrt.

Ansonsten:

Ich brauche eine Putzfrau oder einen Putzmann. Ich nehm auch eine Putztranse - Hauptsache ich komme Freitag nach Hause, die Bude ist sauber und der Umschlag auf dem Küchentisch fehlt.
Ich werde mich darum kümmern müssen.

Montag, 28. Juni 2010

10 Jahre und 9 Tage

Am 1. Juli 2000 habe ich bei meinem jetzigen Arbeitgeber angefangen.
Mit Zittern und mit Bibbern, ich war mir nicht sicher, ob ich den Anforderungen gewachsen bin, die dort an mich gestellt werden, aber auch mit ganz viel Freude auf neue Herausforderungen.

Am Mittwoch ist das dann 10 Jahre her.

Am Freitag nächter Woche um 7:40 ist meine Arbeitszeit bei diesem Arbeitgeber zuende. Danach habe ich noch Urlaub.

Es war eine verdammt gute Zeit. Ich wurde vom Anfänger in diesem Fachgebiet zum Anfänger mit etwas Erfahrung, ich habe ein Fachweiterbildung absolviert und mauserte mich zum Routinierten, dann zum Erfahrenen - da irgendwo habe ich einen Leitungsposten ergattert und wieder als Anfänger zumindest in dieser Hinsicht angefangen, eine weitere Fachweiterbildung absolviert, meinen Abschied aus dem Team betrauert und in meine Führungsrolle gefunden - nebenher wurde ich dann irgendwann zum Profi in dem was die täglichen Anforderungen mir und meinem Team abverlangten.

Anfang Mai - nach schon länger währender zunehmender Überlastung und Aussichtslosigkeit aufgrund ständig zunehmender Arbeitsbelastung für eine gleiche Anzahl von Mitarbeitern, zunehmenden Problemen mit dem Schichtdienst als solchem und einer nicht genau definierbaren Unzufriedenheit - habe ich eine Online-Stellenanzeige bei einem entsprechenden Portal geschaltet.
Es tat mir gut einfach mal aufzuzählen, was ich so kann - und natürlich auch zu formulieren was ich will. Ich habe die Anzeige deutschlandweit geschaltet einfach um mal zu sehen, ob sich überhaupt jemand für mich interessiert. BANG 2 Tage 12 Rückmeldungen. Ich war geplättet. Erwartungsgemäß waren Zeitarbeitsfirmen dabei und dann noch viele die angeblich genau hatten was ich suche (aber keine genauern Angaben, nicht mal über die Region machen wollten), sodann 2-3 Vertreterjobs- was nun so ziemlich das letzte wäre was ich machen wollte. Und zwischen all diesen mehr oder weniger interessanten Interessenten glitzerte ein Kleinod, eine Stelle, auf den ersten Blick wie für mich gemacht... und in erreichbarer (pendelbarer) Entfernung.
Ich MUSSTE anrufen - ungeachtet meiner eher deprimierten Stimmungslage - soetwas kann man sich nicht einfach so entgehen lassen Zwei Wochen später hatte ich ein Vorstellungsgespräch - noch zwei Tage später die Zusage.

Dann kam der Gang nach Canossa zu meinen Leitungskollegen - ein Team das ich vermissen werde - ihnen zu beichten, dass ich gehe hat mich schlaflose Nächte gekostet. Und dann ging alles Schlag auf Schlag: Auflösungsvertrag zum 1. August (fristgerecht hätte ich erst zum 31. Dezember kündigen können), Vertrag unterschreiben, Team informieren.
Es hat mich überrollt - und auf einmal schien alles eitel Sonnenschein. Lange herbeigesehnte Innovationen stürmten auf einmal den Arbeitsplatz, Geräte wurden bestellt - fast schien es mir als hätte ich diesen Investitionsstau vorher verursacht und wäre im Weg gestanden.
Auf einmal sah ich mir beim Arbeiten zu - und sah welche Routine ich habe, was ich locker gebacken kriege, wo andere ins Schwitzen kommen, sah den Überblick, den ich mir erworben habe in diesen 10 Jahren - mit ganz neuen Augen und mit Staunen.

Niemals habe ich so viel Bestätigung bekommen wie durch die Worte und Gesten des Bedauerns meiner Kollegen und Teammitglieder. Man soll immer gehen, wenn es am schönsten ist.

Jetzt in den letzen Tage, wenn der Stress hohe Wogen schlägt, wenn die Arbeit sich stapelt und vermeintliche hohe Prioriäten mal ganz schnell in die "weder wichtig noch dringlich"-Schublade rutschen, wenn ich schlecht schlafe und nachmittags feststelle, dass ich noch nichts vernünftiges gegessen habe, dann weiß ich wieder warum ich gehen muss - jetzt wo es am schönsten ist.

Und dann freue ich mich auch... auf geregelte Arbeitszeiten, auf einen Schreibtisch, ein Telefon und einen Computer, auf freie Wochenenden und Feiertage UND auf eine ganze Menge neuer Herausforderungen - es wird echt Zeit mal wieder Anfänger zu sein - nach 10 Jahren und 9 Tagen.



Mittwoch, 23. Juni 2010

Nicht zu empfehlen

Ab und an kommt es mal vor, dass jemand einen Kratzer in mein Auto macht, an mein geparktes Auto. So ist mir das in den letzten 10 Jahren drei mal passiert.
Keine große Sache. Man meldet es der Versicherung, ich fahre das Auto in die Werkstatt, die machen den Kratzer raus und alle sind glücklich.

Es kann aber auch anders kommen. Eines Samstagsmorgen im März oder April klingelte mich eine Nachbarin aus dem guten verlängerten Wochenendschlaf... oder der rote Twingo meiner wäre. .... Ich ahnte schon... nunja, das Auto ist nicht mal ein halbes Jahr alt - und dies das zweite Ereignis dieser Art... dabei hatte dem alten inzwischen abgewrackten doch quasi auf die Stirn geschrieben: Bitte Beule machen.
Wollte aber keiner und auch der Fahrer des Müllautos wollte lieber kunstvoll mit dem Trittbrett einen nicht wirklich erwähnenswerten Kratzer in die hintere Stoßstange des Neuen ritzen. Er hat es tatsächlich geschafft und sonst NICHTs beschädigt. Ein Virtuose unter den Müllautofahrern.

Nun denn alle ein bißchen aufgeregt, Zettel und Blöcke rauskramen, wichtige Daten austauschen - weiter kein Thema. Ich mit dem Autohaus meines Vertrauens (ich überlege ein Abo für Lackreparaturen abzuschließen) einen Kosmetiktermin für meinen T.wingo (der mit den Flügeln) ausgemacht - Hr. M. kennt mich schon und besteht darauf mich Dame zu nennen (dies aber nur am Rande, damit auch dieser Post einen trans-bezug bekommt) nimmt die Sache auf und sagt mir zu, dass ich zwei Tage später meinen Liebling frisch gehübscht wieder abholen darf - inclusive einer kompletten Innen- und Außenreinigung.
Alles fein, auch wenn Hr, M mir sagt, dass von der Versicherung nach inzwischen 1 1/2 Wochen noch immer keine Kostenübernahmezusage vorliegt. Aber er werde das einfach an die REchtsabteilung weitergeben, wenn es noch länger dauere.

Ich habe den Vorfall schon fast vergessen, als mir ein Brief einer großen deutschen Versicherungsgesellschaft ins Haus flattert (man sehe mir nach, dass ich mich mit jener Mutter der Versicherungen nicht anlegen will und deshalb auf den Namen verzichte) in der man mich bat zur Klärung des Sachverhaltes beizutragen in dem ich den Unfallhergang schildere.

Also liebe Versicherung, ich lag in tiefen Träumen - nein nicht in meinem Auto, sondern in meinem Bett, während mein Schätzchen an der Straße ordnungsgemäß geparkt sein Vormittagsnickerchen hilt und der samstäglichen Einkaufstour harrte...... oder so ähnlich. Ich quäle mich also durch 2 Seiten Forumlar - und weil ich ein netter Mensch bin drucke ich einen Ausschnitt der Google-maps Karte aus und zeichen T.Wingos Schlafplätzen ein.

2 Wochen später werde ich informiert, dass man meine Schilderung des Vorfalls (???? ich war gar nicht dabei) erhalten habe und nun auf die Stellungnahme des Unfallgegners (das war ein Netter, der Fahrer, ich kann da nix von Gegner sehen) warte.
Weitere Wochen später: Sehrgeehrtefrauf. wir freuen uns ihnen mitteilen zu können.....
Ja, ich freu mich auch, dass das Autohaus jetzt endlich sein Geld bekommt. Der Hr. M. ist nämlich echt ein Netter, dem wünsch ich keinen Ärger.

6 Wochen später flattert mir von jener Versicherung ein Wisch ins Haus in dem ich angeben soll, ob ich selbstständig wäre und wenn ja ob Vorabzugssteuerberechtigt, - verpflichtet oder wie auch immer das heißt und ob das Auto geleast sei und wenn ja bei wem.

Mir kocht so langsam die Galle hoch - es reicht!
Ich beschließe das telefonisch zu klären.... und halte inne: 49Ct/min aus dem deutschen Festnetz - die haben sie doch nicht alle. Ich glaube ich sitze das aus.

Dass es auch anders geht habe ich nur ein paar Monate vorher erfahren: Gleicher Fall, Kratzer an meinem parkenden Auto. Mit der Unglücksfahrerin Daten ausgetauscht. Gesagt, ich fahre das Auto jetzt gleich auf dem WEg zur Arbeit in die Werkstatt. Dort komme ich an, stelle mich bei Hr. M. vor, der mir sagt: Ah ja, der Badische Gemeindeversicherungsverband hat mir gerade schon telefonisch die Kostenzusage erteilt. (Hier nenne ich den Namen gerne - Lob darf man ja verteilen) Auf meinem Anrufbeantworter zuhause fand ich abends eine nette Nachricht, die mich darüber informierte, dass alles in Ordnung gehe und man hoffe den Fall mit möglichst wenig Umständen für mich zu regeln.

Mein Auto ist haftpflichtversichert - weil es das sein muss, und damit sichergestellt ist, dass für den Fall, dass ich jemanden in meiner Funktion als Autofahrer schädige, dieser seinen Schaden ersetzt bekommt. Mir ist das wichtig.
Ich weiß mit Sicherheit um welche Versicherung ich einen Bogen machen würde - mir ist es nämlich wichtig, dass der von mir Geschädigte nicht auch noch eine Menge Ärger mit meiner Versicherung hat.

Sonntag, 23. Mai 2010

Das Haus

"Das Haus in deinen Träumen steht immer für den eigenen Körper"
schrieb eine Kommentatorin in Svenjas Blog dieser Tage.

Schon lange träume ich immer wieder von Häusern - d.h. in den letzten Jahren weniger, aber die Jahre davor immer und immer wieder. Ich wünschte ich könnte zeichnen um diese Häuser festzuhalten mit ihren pysikalischen Unmöglichkeiten, ihren schiefen Winkeln, den verwunschenen Ecken und ihrer Absurdität.

Immer wusste ich dass diese Häuser meine sind, dass ich da wohne und dass es gut ist. Ein Haus würde ich seit Jahren gerne zeichnen können. Am ehesten ist es das Haus auf der gegenüberliegenden Straßeseite - zumindest war es das im Traum, auch wenn Traum und Realität sich nur wenig überschneiden. Das Haus stand auf jedenfall da - auf der anderen Straßenseite.

Es ist ein altes Haus und ein lange unbewohntes aus. Alles ist voller Staub und in den Ecken sind Spinnweben. Die Rolläden - oder bessergesagt die Fensterläden sind zu. Draußen scheint die Sonne und wirft Lichtstreifen durch die Läden. Die Räume sind alle fast leer. In einem großen Raum steht ein riesiger blankgeputzter Holztisch mit vielen Stühlen darum herum und an der langen Seite des Raumes ist soetwas wie eine Bar.

Im Raum daneben steht eine Wiege mit einem Himmel aus verblichenen Farben - ich schrieb davon schon mal ganz zu den Anfangszeiten dieses Blogs - unter my-dentity, was bisher geschah (dort unter dem Titel: Traumhäuser und ungeborene Kinder)
Dieser Traum ist jetzt viele Jahre her und bewegt mich immer noch.
Ich habe mich schon mehrmals mit dem Kind beschäftigt, das wohl in diese Wiege gehören könne - vielleicht ist es jetzt Zeit mich mit dem Haus zu beschäftigen. Vielleicht ist es auch Zeit mit dem Haus das zu tun, was ich mit allen Wohnungen die ich bisher bezogen habe getan habe: Ich habe umgestaltet, angepasst - oder anders als vorgesehen genutzt. Meine Betten standen nie da wo die Architekte sie vorgesehen hatten (deshalb mein immenser Vorrat an Verlängerungskabeln und Mehrfachsteckdosen) - oft auch in einem völlig anderen Raum.

Ich träume nicht mehr so oft von Häusern - dabei mochte ich meine Hausträume eigentlich immer ganz gerne - und kann mich nicht erinnern wann ich den letzten hatte. Bin ich endlich eingezogen?

Ich werde diesen Gedanken wirken lassen.