Donnerstag, 28. Juli 2011

Komm mal wieder runter!

Mein Leben ist gerade atemlos. Am Montag starte ich den ersten Job  meiner Freiberuflichkeit das ist aufregend und in den letzten fünf Wochen habe ich vieles zu erledigen gehabt.
Jetzt ist alles getan - außer die Bude aufgeräumt, die Steuererklärung  abgeschickt, das Auto gewaschen, der Arzttermin  gemacht usw. usw. usw. und ich bekomme auch nichts auf die Reihe.

Heute hatte ich Fototermin, ich brauche Bilder für meinen Lebenslauf und solche für die Homepage die entstehen soll -will ich in Zukunft mir doch einen eigenen Kundenstamm aufbauen und nicht mehr auf Vermittlungsbörsen angewiesen sein. Ich hasse Fototermine, aber dieser hat mich glücklich gemacht - ich kann tatsächlich auf Bildern freundlich aussehen.
Danach bin ich zu meiner alten Arbeitsstelle - also der vorletzen - gefahren und habe ein paar Schwätzchen gehalten um die Zeit zu überbrücken,  bis die Bilder fertig sind. Nein zurück möchte ich nicht, nicht unter den Bedingungen wie sie damals waren - und ich möchte gerade auch nicht zurück unter die Fuchtel eines Arbeitsgebers. Die Stelle, für die ich mich vorgestellt hatte, am Rande des Schwarzwaldes, vor zwei Wochen, werde ich trotz guter Gespräche, einer guten Hospitation und regem Interesse des Arbeitgebers, absagen. Mein Gefühl dazu ist nicht gut, schon bei dem Gedanken daran, dass dort mein Arbeitsplatz sein soll, ich den Dienst- und Urlaubsplänen, den Gepflogenheiten ausgeliefert sein würde, macht eine Enge in mir, die sicher nicht gut ist.
Dieses mal habe ich schon im Vorfeld entschieden: Ich höre auf meinen Bauch! Und der sagt,"Llass es! Egal was der dumme Verstand für tolle Argumente hat!"

Ich habe meine Liebste besucht - meine Freundin und geliebten Menschen seit nunmehr fast 30 Jahren. Wir haben ein seltsames Hobby, wir spielen ganze Nächte durch, so wie man als Kind spielt, wenn man "Vater, Mutter, Kind" oder "Cowboy und Indianer" spielt. Wir brauchen dazu keine Requisite und natürlich sind unsere Spiele und unserer Charaktere differenzierter, als sie das zu Kindertagen waren. Es ist eine Leidenschaft in diese erfundenen Welten einzutauchen - auf meiner Homepage (Texte|Home) findet man einige Geschichten, die aus dieser Welt stammen. Über die vielen Jahre, die wir dieses Hobby nun betreiben, habe ich gelernt und gesehen: Alle meine Charactere haben Eigenschaften, die ich auch habe. Manche habe ich lange nicht gesehen, weil es nur ganz kleine Facetten meiner selbst sind und manche mag ich auch nicht - die Facetten, nicht die Charaktere. In diesen schönen und langen Nächten habe ich Facetten an einem meiner Charaktere entdeckt - im Zusammenspiel mit dem Gegenüber, meiner Freundin in ihrer gerade gewählten Rolle. Es hat mich überrascht, was mit meiner Figur passiert, wie sie agiert und was Gutes aus diesem, für sie eigentlich untypischen. Verhalten erwächst. 
"Komm doch mal runter! Setzt dich hier her zu mir und werde still!" sagt mein Gegenüber zu meiner Figur und diese nutzt diese Angebot um runterzufahren und seine Mitte zu finden. 

Nach meinem Besuch beim alten Arbeitgeber habe ich dann meinen alten Mentor an der Straßenbahnhaltestelle gesehen - fast hatte ich gehofft ihn zu sehen. Ich wollte ihn sowieso anrufen, anschreiben, wieder Kontakt aufnehmen. Er hat eigentlich nie Zeit - zumindest nicht ungeplant - ich sagte: "Komm, nur kurz auf ne Cola, 10 min. der Pizzaria gegenüber", er ist mitgekommen und ich habe kurz erzählt was mir widerfahren ist. Zum Abschluss sagte er: " Du bist völlig aufgespult! Du musst wieder runterkommen!"

Mir blieb der Mund fast offen stehen - es stimmt, ich muss wieder runterkommen, ich brauche einen Ort der Ruhe und meine Mitte wieder, Struktur und Klarheit.


Ich habe das Bedürfnis Szenen unserer nächtlichen Phantasien zu malen. Ich werde Malsachen mitnehmen in den Ruhrpott - vielleicht ist es möglich kreativ zur Ruhe zu kommen, zu Malen nicht um des Ergebnisses willen, sondern um der Unruhe, der Sehnsucht und der Rastlosigkeit einen Platz zu geben.
Und schreiben möchte ich - gestern habe ich schon angefangen und einen Text anderswo eingestellt, der viel positive Resonanz bekam. Gefreut hat mich vor allem ein Kommentar einer Leserin, die den Fluss des Yin und Yang darin fand. Das hat mir ein Lächeln aus Gesicht gezaubert - ja, ganz viel Yang in mir - und damit wären wir auch endlich wieder mal beim ursprünglichen Thema.

Samstag, 16. Juli 2011

Out of Rosenheim

Meine Güte ist das lange her, dass ich zum letzten mal hier geschrieben habe. Ein Symptom für die Menge an Arbeit die ich im letzten Jahr geleiste habe und die wenige Zeit die übrigblieb.
Was für ein Jahr!
Ich habe mich eingearbeitet, ich habe angefangen Verantwortung zu übernehmen und dann begannen die Schwierigkeiten. Schlussendlich wollte meine Cheffin dass ich die Arbeit so wie sie mache und ich wollte sie in ihrem Sinne tun, denn wir sind gundverschiedene Typen. Es hat mir viel Spaß gemacht und das hat mich über manche 50 Stundenwoche getragen - und dann ging es auf einmal nicht mehr.  Ende Juni war Ende und ich habe meine Kündigung abgegeben und war im gleichen Atemzug freigestellt. So habe ich jetzt also den Juli frei und musste schauen wie ich im August an Geld komme.
Was waren das für zwei Wochen! Ein paar Tage nur später bin ich mehr oder weniger zufällig über ein interessantes Stellenangebot gestolpert, angerufen und drei Tage später einen Vorstellungstermin gehabt. Nächste Woche gehe ich hospitieren. Nebenbei alles auf den Weg gebracht um mich erst einmal auf den Weg gebracht um mich freiberuflich über Wasser zu halten.
Am Dienstag dann habe ich auf ein Gesuch reagiert - 4 Wochen in Rosenheim, wieso auch nicht, wohnt doch eine Freundin quasi um die Ecke. 10min später wurde ich dann anderweitig gebucht und so wird es jetzt Datteln statt Rosenheim. Den August wird an mir vorrüberziehen - ich werde nur einmal zwischen durch nach Hause fahren können und habe noch keine Ahnung wir mir das so gefällt... nur die Aussicht auf den Lohn der nach Abzug aller Versicherungen und Steuer übrigbleibt lässt mich dann auf jeden Fall mal strahlen.

Out of Rosenheim heißt es auch für meine Tochter - Mitte September wird sie vermutlich ausziehen und das auch nicht gerade nur um die Ecke sondern gleich nach Berlin. Vielleicht ist es ganz gut, dass sich auch bei mir so viel verändert so bleibe ich schon nicht irgendwie alleine zurück.

Das nur ein Schlaglicht - vielleicht bleibt mir ja im tristen Wohnheimzimmer in Datteln Zeit wieder ein wenig mehr zu schreiben, habe ich doch dort in meiner Freizeit nichts zu tun.