Montag, 26. Mai 2008

Sich selbst vertrauen

"Du kannst dem was du wahrnimmst vertrauen!"

Ein einzelner, fast banaler Satz. Wem oder was sollte ich sonst (ver-)trauen?
Und doch hat dieser Satz zu einer unglaublichen Anspannung geführt und dazu dass ich ein ganz klares Gefühl dazu hatte: Das ist gelogen!
Dieser Satz hat mich wütend gemacht, weil er sich so falsch anfühlt, wie er wahr sein sollte.


Wer wenn nicht ich ist der Experte für mein Leben, für das was ich fühle, für das was ich sehe, höre und rieche, für das was ich wahrnehme? Warum fällt es mir trotzdem so schwer das einfach zu glauben?
Ich beobachte mich dabei, wie ich andere beobachte um aus ihren Reaktionen zu schließen wie ich bin, wie ich wirke, wie ich ankomme. Das ist ein ebenso zeit- und kräfteraubendes wie unzuverlässiges Verfahren um sich in der Welt zurechtzufinden. Dabei geht es nicht darum Kritik und/oder Lob, Anregungen und Reflexion von anderen anzunehmen und zu überdenken.
Kein anderer kann mir sagen, wie es in mir drin aussieht, niemand weiß was mein Innerstes bewegt - Feedback kann ich nur über das bekommen, was von außen sichtbar ist und durch den Filter von Erfahrungen und individuellen Bewertungen wahrgenommen wird. Dies kann im völligen Gegensatz zu dem stehen, was ich selbst für mich empfinde.

"Du kannst dir selbst vertrauen!"
Dieser Satz bewegt mich jetzt schon ein paar Tage lang - vielleicht verändert er etwas, holt mich raus aus der Bewegungslosigkeit und gibt mir Mut und Kraft Entscheidungen zu treffen.

Immerhin habe ich zumindest ein Gefühl dazu, dass es sicherlich sehr angenehm wäre mir selbst zu vertrauen.

Donnerstag, 15. Mai 2008

Mit einem halben Jahr Verspätung....

... hab ich mir jetzt doch endlich einen Threapeuten gesucht. Die erste Stunde habe ich hinter mir und ich war eigentlich traurig, dass die Zeit schon um war. Ich bin beschwingt die Treppen hinuntergehüpft, ein Lebensgefühl, das ich eine ganze Zeit lang schon vermisse.
Ich habe eine Stunde lang geplaudert, in sehr entspannter Athmosphäre, über mein übervolles Leben mit Arbeit und Privatem und es ist von allem ein bißchen zur Sprache gekommen. Ich habe ein gutes Gefühl bei dem Menschen, der mir gegenübersaß und kann mir vorstellen, dass sich das gut entwickelt.
Ein Trans*-Spezialist ist es jetzt nicht geworden - bei allen einschlägigen Therapeuten hatte ich durch Vorinformationen kein gutes Gefühl, so dass ich nicht unvoreingenommen hätte hingehen können - und außerdem eben auch ein paar andere Themen, die ich bearbeiten will.
Nächste Woche geht es weiter und ich freu mich drauf.

Freitag, 9. Mai 2008

Overkill


Wenn man nur genügend Geräte an eine Mehrfachsteckdose anschließt, dann kann man eine Menge Dinge gleichzeitig tun, Musik hören und im Internet surfen, Haare fönen, Toatbrot toasten, den Brotbackautomaten arbeiten lassen, Kaffee kochen, Akkus laden, den Weihnachtsbaum beleuchten, eine zweite Mehrfachsteckdose anschließen, Getränke kühlen, Wäsche waschen. Tolle Sache.


Es könnte sein, wenn man jetzt noch den Trockner anschließt, an dieselbe Steckdose, die ihren Strom aus nur eine Quelle bezieht, dass dann gar nicht's mehr geht von alledem, was eben noch so wunderbar gleichzeitig funktionierte.

So fühle ich mich gerade. Ich habe es kommen sehen, die Lichter flackern schon seit einer Weile ab und zu und immer öfter. Jetzt als ich Urlaub hatte kam der Crashdown und es geht nichts mehr. Wenn es zum Problem wird ein paar Blumen zu gießen oder einen Anruf zu tätigen, dann wird es Zeit sich Gedanken zu machen woher die Kraft noch kommen soll, oder ob man vielleicht ein paar Kraftquellen verloren hat - oder ob man ein paar Verbraucher abschalten kann.

Würde es sich um eine Steckdose handeln wäre es recht einfach - im Leben ist's nicht ganz so banal. Ich war heute erst mal beim Arzt und habe die Arbeit für eine Woche "abgeschaltet", habe mich auch dem Trauerprozess in meinem Umfeld ein Stück weit zurückgezogen. Aber das war auch schon alles. Meine Weiterbildung ist ein MUSS für meinen weiteren beruflichen Weg, auch wenn die Anforderungen, die dort an mich gestellt werden, fast panikartige Gefühle in mir erzeugen. Ein Gefühl, das ich in dieser Intensität nicht kenne. Meinen ganzen Trans-Gedanken würde ich auch mal gerne den Stecker ziehen für eine Weile - und dann ganz langsam eines nach dem anderen wieder schön ordenlich einstecken - nicht ohne zwischenzeitlich mal zu schauen ob die Spannung noch reicht, Energie plus Reserve ordentlich vorhanden ist.


Dienstag, 6. Mai 2008

9 Sekunden

9 Sekunden freier Fall.

Den Todestzeitpunkt hat die Gerichtsmedizin auf den Zeitraum zwischen 23:30 gestern und 1:30 heute festgelegt. Das war vor einem Jahr.

9 Sekunden ist das Video lang, dass ich zum Ausprobieren meiner Kamera ein paar Tage nur vorher drehte.

9 Sekunden - ich hoffe sie waren ok für dich, es waren deine letzten. Ich hoffe du hast sie nicht bereut, sondern dem ersehnten Ende erleichtert entgegengesehen.

Jetzt müssen nur noch die, die du zurückgelassen hast damit klar kommen - das dauert ein bißchen länger als 9 Sekunden.