Mittwoch, 27. Februar 2008

Alles ist gut

Heute hatte ich in einem Forum einen Mailwechsel.

Mein Gegenüber wirkte auf mich sehr zerrissen und doch gleichzeitig in seiner Art sehr sich seiner selbst bewusst. Viel Energie sprach aus den Zeilen die wir über einige Tag wechselsten- und viel Wut.

Ich wusste erst nicht so recht, was ich mit dieser Energie anfangen sollte - wie ich antworten sollte - aber irgendwann habe ich das Überlegen eingestellt und einfach geantwortet auf die provokante Frage, um welche Fragen es den gehen würde bei einer Threapie.

Schließlich landeten wir eher bei mir, als bei meinem Gegenüber und dabei, dass ich mir selbst im Wege stehe und dass ich es hasse zu keinem Entschluss zu kommen.

.

"kennst du den ausspruch, alles ist gut?" schrieb er, " der der gesagt wird, wenn ein kind einen albtraum hatte, dieser satz hilft mir oft
manchmal muss man nichts ändern, weil einfach alles gut ist- oder auch richtig

das geht in richtung transformation"

Hier ein Danke an einen Ungenannten - dieser Satz hat mir Tränen in die Augen getrieben. Alles ist gut - ich habe nur dieses eine Leben - es gibt nichts zu hadern, alles ist gut.

Alles ist gut - beinhaltet bleiben und gehen. Alles ist gut ist die Freiheit.

Donnerstag, 14. Februar 2008

Wie sag ich's meinem Kinde?

Nein es geht hier nicht um meine Tochter.

Es geht um eine Diskussion in einem nicht Trans*spezifischen Forum in dem die Frage gestellt wurde ob der Körper oder der Geist geschlechtsbestimmend sei.
Dies Frage wurde schnell als so nicht zu beantworten relativiert - das Körper und Geist nie unabhängig voneinander agieren oder auch nur bestehen können.

Im Verlauf haben sich viele Teilnehmer mit der Frage aus ihrer eigenen Sicht beschäftigt. Ein paar Vorurteilsklopfer gab es auch - aber im großen und ganzen waren viele nachdenkliche Postings dabei - und viele ehrliche und verwunderte Fragen von Menschen, die sich die Frage des Geschlechts aufgrund der überwiegenden Übereinstimmung von Körper und Geist noch nie stellen mussten.

Ein Posting zum Thema TS/IS und fiel mir dabei auf. Hier in Auszügen:

(...) Der Ansatzpunkt, der mir hier zu kurz kam, ist der, gar nicht an (mutmasslichen) Variablen zu drehen, sondern vielmehr sein Leben anzunehmen, schlicht anzunehmen.
Ich weiss aus eigener Lebenserfahrung, dass eine der massgeblichen Lebenskünste die ist, sich anzunehmen, das was man erlebt anzunehmen und auch die positive Seite zu sehen. Denn nichts, nicht einmal der Teufel der Christen ist NUR schlecht.(...)
Wenn wir auf Lösungen von aussen hoffen, z.B. durch technische Möglichkeiten, nehmen wir zugleich eine Abhängigkeit und eine unerfreuliche Perspektive in Kauf, die nämlich, uns, (..), als benachteiligt wahrzunehmen, als wenig agibel und in der Not, auf Lösung zu hoffen.(...)

Ich kann diesen Ansatzpunkt ziemlich gut verstehen - ich hätte ihn wohl vor ein paar Jahren so auch noch vertreten - manchmal ändern sich die Sichtweisen. Ich schrieb folgendes dazu:


das mit dem eben mal annehmen.... schwierige Geschichte - ich schätze mal so wie du das meintest kann ich es nicht sehen. Einfach mal annehmen, liest sich für mich nach: Guck in den Spiegel und jetzt sei was du siehst.

Annehmen heißt für mich: Guck in den Spiegel und sei was du bist - ABER guck dabei auch mal nach innen und fühle was du bist.
In den Spiegel zu schauen heißt für mich oft etwas zu sehen, was nicht meinem Bild von mir (!) entspricht - dabei geht es nicht um Schönheitsideale - dabei geht es um Verwundertsein - nochmal hingucken - achja, so siehst du ja aus! Das Gesamtbild ist nicht stimmig - mein Körper hat optisch ein paar grundsätzlich andere Merkmale als er gefühlt von innen hat - und das ist schon sehr lange Zeit so - beim Blick in den Spiegel und beim Blick auf Fotos.

Das Annehmen in deiner Variante habe ich probiert - viele Jahre. Mit Vehemenz, mit Energie, mit Autosuggestion - und ich bin gescheitert. Dabei habe ich mich nie als besonders leidend oder benachteiligt empfunden - sondern eher versucht mit der Diskrepanz als zu mir gehörig zu leben.

Nur ein paar Monate hat es gedauert mich wesentlich stimmiger zu fühlen, als ich nicht mehr versucht habe das Körperaußenbild mit dem Körperinnenbild in Einklang zu bringen. Als ich mir zugestanden habe mich fühlen zu dürfen wie ich will - auch wenn der Spiegel etwas anderes sagt. Gelernt habe ich dabei, dass ich meinen Körper mag, dass ich ihn schätze als mein Zuhause und dass es der einzige ist den ich habe. Mit diesem gilt es pfleglich und sorgsam umzugehen - eine Menge positives. Das hat etwas mit Annehmen zu tun.

Auf der anderen Seite bleibt die Diskrepanz natürlich bestehen - auch das führt nicht dazu, dass ich mich als besonders leidend oder bedauernswert empfinde - im Gegenteil - es ist eine Erleichterung, dass ich weiß was die ganze Zeit nur als nagend und störend immer wieder in mein Leben einbrach. Ich sehe es als meine ureigenste Entscheidung an, zu überlegen ob und wenn ja von welchen medizinischen Möglichkeiten ich Gebrauch machen möchte, die die moderne Medizin heute bietet.**

Ich habe nämlich, wie du ganz richtig sagtest nur mich - und das nur einmal, nach 40 Jahren zähneknirschend aktzeptieren und "annehmen" nehme ich mir das Recht heraus zu verändern und auf ein völlig andere Art anzunehmen was ich bin und wer ich bin.
Dazu brauche ich weder Mitleid noch Bewunderung - was aber ganz nett wäre, wäre der Freiraum mein Leben zu gestalten ohne mich zu erklären oder rechtfertigen zu müssen.



**[Dass dazu ein bestimmter Weg in diesem Lande eingehalten werden muss halte ich prinzipiell (d.h. nicht dass ich das TSG in allen Punkten für richtig halte) für sinnvoll.]

Beim Schreiben habe ich gemerkt wie schwierig es ist, das innere Erleben jemandem zu beschreiben, der nicht ähnliches erlebt. Das Verstehen bleibt an der Oberfläche - so wie ich es auch bei Freunden erlebe - was vonnöten ist ist schlichtweg Aktzeptanz - so wie ich es auch bei meinen Freunden erleben. Das würde ich mir wünschen.

Dienstag, 12. Februar 2008

Traumzeit

Wieder beschäftigen mich Träume, die meine Nächte unruhig und meine Tage nachdenklich machen.

Vor ein paar Tagen träumte ich von meiner Familie, zu der ich seit vielen Jahren schon keinen guten Kontakt und seit über zwei Jahren gar keinen Kontakt mehr habe.
Im ersten Traum starb einer meiner Brüder durch Suizid.
Gleich am nächsten Tag nistete sich meine Mutter in meinen Traum und wohnte auf einmal bei mir und ich hatte sofort das Gefühl der Einmischung und Gängelung.
Dieser Traum begleitete mich durch den ganzen Tag, vor allem das Gefühl, dass sie in meinen vier Wänden ist lies sich über Stunden nicht wirklich abschütteln.

Inzwischen weiß ich, dass niemandem etwas passiert ist - trotzdem hat mich dieser Traum verwirrt. Ich habe ein Gedicht geschrieben, um zu verarbeiten um loszulassen. Es ist bitter geworden und hart - so bitter wie die Beziehung die es beschreibt.

Heimsuchung

Heute Nacht nun, wiederum in wirren plastischen Träumen, erfuhr ich von einer guten Bekannten, dass sie schon seit geraumer Zeit Testo nimmt. Ich fragte mich, warum alle anderen das wohl so hinkriegen nur ich nicht in die Pötte komme. Heute morgen musste ich lächeln über das was ich meiner Bekannten da im Traum mal so übergestülpt habe.

"Träume haben fast immer mit einem selbst zu tun"


Meine Beziehung zu meiner Mutter - im Unterbewußtsein immer noch Kontrollinstanz, mein Wunsch nach Veränderung - fraglich.

Letztes Jahr um diese Zeit habe ich auch viel geträumt. Danach hat sich etwas verändert und neue Denkpfade wurden möglich. Vielleicht ist das ja dieses Jahr wieder so.

Montag, 11. Februar 2008

Heimsuchung

Du geisterst durch meine Träume
nach über 20 Jahren
und verfolgst meinen Tag
beengst meine Lebensräume

Du besuchst meinen Schlaf uneingeladen
nach zwei Jahren Funkstille
nimmst mir die Luft
weckst alte Gefühle – schuldbeladen

Du schickst mir die Schrecken
der Kindheit in meinen Traum
und fesselst mich wieder
mit Verboten in allen Ecken

Du bleibst wenn der Traum mich verlässt
in meiner Gegenwart
wie zäher schwarzer Nebel
und meinen Geist nagelst du fest

Du hast hier nichts mehr zu suchen
das weißt du genau
unter einer Bedingung nur
öffne ich die Tür und du kannst mich besuchen

Also verpiss dich aus meinem Traum
ruf an wenn du was willst
und stell dich der Wahrheit
denn mich kennst du immer noch kaum

Mit deinen Dogmen bleib mir gestohlen
von deiner Enge wird mir schlecht
dein Leben macht mich traurig
könnt ich, hätte ich dir Spaß haben befohlen

Hör auf demonstrativ an mir zu leiden
mit bitt’rer Mine Verlust zu beklagen
Hast du Zuspruch von anderen
die sich an deinem Elend weiden?

Glaub mir es ist gut, dass du nichts weißt
es würde dir das Herz zerreissen
hinter deinen Gedankenkerkermauern
die du and’ren als das Paradies verheißt

Es gibt bei mir für dich nichts mehr zu versäumen
die Wege trennten sich vor Jahren schon
die Worte entstammen kaum derselben Sprache
Verpiss dich einfach nur aus meinen Träumen.

©re-laxed 02/2008