Samstag, 29. September 2007

Tribute to....


Heute war ich äußerst erfolgreich Klamotten kaufen. Richtig glücklich hat es mich gemacht an jedem zweiten Kleiderständer etwas zu finden, was mir gefällt - und ein paar Teile hab ich erlegt und mit nach Hause getragen. Danach habe ich dann gleich meinem neuen Hobby, dem Fotographieren mit Selbstauslöser gefrönt.

Dabei sind - finde ich ein paar passable Bilder herausgekommen.

Auf der Suche nach Motiven griff ich dann nach der angestaubten E-Gitarre:

Tribute to Music
Es gab Zeiten, das habe ich davon geträumt auf der Bühne zu stehen - früher, als ich noch viel gesungen habe als Sängerin, später hätte es mir eine Gitarre auch getan.


Tribute to Jethro Tull
Eines meiner Wunschinstrumente war Querflöte und ich habe mir ein Jahr Unterricht am Ende der Schulzeit von meinem mageren Taschengeld abgespart. Viel ist nicht geblieben und meine Versuche Ian Anderson auch nur halbwegs nahe zu kommen in seiner fantastischen Improvisation zur Bourre in e-moll von J.S. Bach sind kläglich gescheitert.

Donnerstag, 27. September 2007

Verliebt ins Unglücklichsein

Gestern war ein wundervoller Tag. Ich war mit T. verabredet, zunächst zum Kaffee trinken und zum Essen und später zu einem wundervollen Konzert, einer ganz bezaubernden Silje Nergaard. Allein das Konzert hätte für einen gelungenen Abend allemal gereicht und war vom Erholungswert mindestens einer Woche Wellnessurlaub. Es gibt noch Menschen die singen können auf der Bühne, es gibt noch Musiker die ihre Intrumente beherrschen, es gibt die Magie der leisen Töne und Bands die es schaffen ihr Publikum in einen Strudel der Begeisterung zu reißen - nur mit ihrer Musik - und sie hinterher wieder sanft auf dem Boden abzusetzten. Innerlich ein wenig zerzaust, aber glücklich.

Der Tag mit T. war wundervoll entspannt - fast würde ich sagen entspannter als jemals in den zwei Jahren in denen wir irgendwie zusammenwaren. Er hat meine Gedanken, meine Gefühle angehört und er hat sich seine Gedanken dazu gemacht, seine Irritationen die er manchmal hatte verbalisieren können, so dass der Nachmittag entspannt dahinglitt - gewürzt mit ein paar Scherzen, wie der Frage: "Soll ich dich jetzt Kaffeonkel nennen?"
Vor dem Konzert beim Toilettenbesuch (man sollte immer vor einem Konzert nochmal auf Toilette gehen!) nein eher beim Verlassen der (Damen-)Toilette überraschte mich eine Frau, die mich irritiert ansah, dann einen Schritt zurücktrat und das Schild auf der Tür nochmals ansah aufs freudigste. Ich habe in mich hineingefeixt und mich fast unbändig gefreut - vor allem, weil ich nicht damit rechnete, es nicht darauf angelegt hatte - mir einrede, dass es mir egal ist und ich ja eh als Frau wahrgenommen werde, immer und sofort. Ich korrigiere jetzt auf: meistens.

Also zu diesem entspannten Tag - einem Gefühl im ICH, einem Gefühl des SEINS kam ein interessanter kleiner Mailwechsel mit jemandem aus dem Portal, weitab von Genderdiskussionen und einfach nur eine Rückmeldung seiner Wahrnehmung. Auf seine Frage, wie sich die Vorstellung verschiedenster Alltagsdinge die er schilderte für mich anfühlt - konnte ich innerlich meist nur mit "Gut!!!!" antworten. Auch seine Frage, welche Bedenken ich denn nun habe konnte ich nicht so recht beantworten. Manchmal bringen einen die einfachsten Fragen aus dem kompliziert gestrickten Konzept.

Beim Nachdenken, warum ich mir nicht selbst einfach zugestehen kann, dass sich der Gedanke E. zu sein GUHUHUT anfühlt, viel mir ein was eine Supervisorin vor einiger Zeit mal in eine Gruppensitzung äußerte.

Sie sprach vom Verliebtsein ins Unglücklichsein - und davon, dass man manchmal unendlich viel erträgt und auch über lange Zeit erträgt, weil man es gewohnt ist - und weil man Angst vor dem Neuen hat. Man hat sich im Leiden eingerichtet, man kennt alle Ecken und Winkel, man lebt manchmal schon so lange mit dem Unglück, dass man glaubt es müsse eben so sein, oder es wäre der Normalzustand. So sitzt man auf seinem verstaubten Lebensmodell - um sich herum die vertrauten und gewohnten Schmerzen wie verschlissene Koffer, und der Gedanke sich zu trennen macht Verlustängste - es könnte ja schlimmer kommen - und Ojemine - mit den neuen Probelm und Sorgen und Ängsten und Schmerzen kennt man sich ja gar nicht aus. Es WIRD schlimmer kommen ganz bestimmt. Und so packt man sein Päckchen und trägt es stolz heroisch weiter. Verliebt ins Unglücklichsein.

Bin ich das? Entspringen meine ganzen Wenns und Abers dieser absurden Verliebtheit? Wenn ja wäre es eine tragische Liebe, eine destruktive Beziehung.

Der Abend gestern war wundervoll - ich war im ICH ich konnte SEIN - ich möchte die Erinnerung daran behalten - und ich möchte dass dies öfter so ist.

Montag, 24. September 2007

Gone

Im Nebel verschwunden
mein Liebstes,
mein Ein und mein Alles,
mein Immer Noch
und Immer Wieder

Verschlungen von Schwaden
auf unbekannten
auf fremden und dunklen
auf unsicheren
Pfaden

Ich kann dich nicht sehen
nicht hören
nicht fühlen
nur die Distanz
lässt du mich spüren

In meine Schranken
hast du
mich verwiesen
geraderaus
dich mir entzogen

Ich will dich doch nicht
fangen, nicht gängeln
nicht bestimmen
nicht drängeln
nur lieben dürfen.

Ich wollte dass du gehst
und lebst und bist
erfährst und entscheidest
und niemals wollte ich
dich hindern zu gehen.

Ich hoffte es bliebe
eine Verbindung
ein Band unsichtbar
in meiner Hand
zu deinem Herz

Jetzt muss ich es lassen
und höre mich reden
wie Alte nur reden
am Ende wenn nichts
mehr bleibt

Du bist so jung
es zerreist mein Herz
und doch hast du recht
denn mein Schmerz
geht dich nichts an

Wär nicht der Nebel
könnt ich dich sehen
in der Ferne stehen
und mir würde warm
ums Herz

Der Schleier hob sich nur kurz
und gewährte mir einen Blick
auf dich und wo du bist
Vielleicht kannst du manchmal
einfach Leuchtraketen zünden

damit ich weiß wo du bist

Sonntag, 23. September 2007

Kleine-Schritte-Geheim-Taktik

Jetzt hab ichs gewagt.
Ich hab im Forum mal nach trans-aufgeschlossenen Therapeuten gefragt. Frei nach dem Motto, selbst wenn ich Adressen habe muss ich nicht anrufen, selbst wenn ich anrufe kann ich wieder auflegen, selbst wenn ich einen Termin mache muss ich nicht hingehen, selbst wenn ich hingehe, kann ich den Mund halten, selbst wenn ich den Mund aufmache muss ich nichts von mir preisgeben, selbst wenn ich was von mir preisgebe muss sich noch keine neue Erkenntnis einstellen, selbst wenn sich eine neue Erkenntnis einstellt muss ich der keine Taten folgen lassen, selbst wenn ich Taten folgen lasse.... ach ja, das wäre dann so eine Art Point of no Return.

Meine Geheimtaktik um nicht jahrelang auf der Stelle zu treten.

Ich kicher in mich hinein - wieder mal selbst ausgetrickst.

Donnerstag, 20. September 2007

Der Egal-Raum

Im Gespräch mit anderen, die sich nicht immer schon oder nicht mehr, oder jetzt endlich richtig fühlten/fühlen taucht immer wieder die Frage nach den männlichen und weiblichen Anteilen auf, genauso wie die Frage "Was ein Mann/eine Frau?" "Woran macht sich das eigene Gefühl für männlich/weiblich fest?".

Dabei gibt es durchaus unterschiediche Lösungsansätze, Entscheidungsprozesse, Sichtweisen.

In einer solchen Diskussion tauchte die Idee auf, dass man sich die meiste Zeit seines Lebens wohl eher weder männlich noch weiblich fühlt, sondern "egal" - also schlichtweg als Wesen, das ist und handelt.

Männlich oder weiblich fühlen tritt meist nur im Zusammenhang mit dem gegenwärtigen/gefühlten/gedachten Gegenteil ein. Vielleicht fühlt man sich ja auch meist nicht menschlich - im Gegensatz zu tierisch - sondern auch da nur egal - es sei denn das eigene Handeln und Fühlen wird in einen Zusammenhang mit dem Handeln und Fühlen eines Tieres gebracht. Fast könnte ich denken, dass die Wahrnehmung des eigenen "Menschseins" umso stärker ist, je näher das Verhalten eines Tieres an menschlich wahrgenommenes Verhalten herankommt (Primaten), oder je unmenschlicher man das Verhalten eines Menschen wahrnimmt (Die benehmen sich wie Tiere)

Ist dies auch beim Mann/Frau - Fühlen so?

Kleines offenes Brainstorming:
Egal fühle ich mich auf Arbeit - dort findet Arbeit im Team statt - alle machen prinzipiell dasselbe, sind gleich gekleidet, haben dieselbe Verantwortung.
Ein irgendwie geartetes Gefühl des "weiblich seins" tritt immer dann auf, wenn eine Gruppenzuweisung stattfindet, sei es durch Sprache ("Sehr geehrte Damen und Herren...") oder durch Verhalten (Schultergeklopfe bei den Männern, Küsschen und Umamrungen bei Frauen"), eindeutiges Äußerses, Kleidung, getrennte Sanitäranlagen.


Wenn jetzt dieses gelernte Zugehörigkeitsgefühl - und ich habe mich zugehörig gefühlt, ich wollte immer zugehörig sein - auf einmal in Frage gestellt wird, dann wird der Raum des "Egal" kleiner. Auf der Suche nach der eigenen Identität und der Frage wo gehöre ich hin, stellt sich mir die Frage des männlich/weiblich Seins, Handelns, Denkens bei den unmöglichsten Gelegenheiten - dabei geht die Selbstverständlichkeit des Lebens verloren.

Dabei ist der Egal-Raum wohl der Ort, an dem die Seele am ehesten Ruhen kann, an dem es sich am leichtesten SEIN lässt, sozuagen das Zentrum des Seins. Die nun ständig verunsicherten Ausläufer des Seins, die sich nicht einfügen in die eigene erlebte Welt und die außernherum anecken erschüttern diesen Egal-Raum, engen ihn ein und machen Rückzugs- und Wohlfühlräume kleiner und seltener.

Ich plane einen Ausbau, wenn ich auch noch nicht weiß wie.

Mein Egal-Raum soll größer werden.

Montag, 17. September 2007

Bandbreite

Was stört mich daran eine Frau zu sein, die als eher maskuline Frau wahrgenommen wird?

Die Bilder haben mir gezeigt, dass ich die "feminine" Frau nicht sein kann, dass ich mich darin nicht finde. Am ehesten fühle ich mich noch wohl, wenn ich mich optisch eher maskulin gebe. Warum reicht das nicht?

Gestern Abend im Gespräch mit einer Freundin kam mir der Gedanke von der eingeschränkten Bandbreite. Wenn ich die "maskuline Frau" bin und nur dies im Moment darstellen kann, so schränkt mich dies in meinen Ausducksmöglichkeiten ein. Ich habe wenig Möglichkeiten zu spielen, nach Lust und Laune, nach Gemütslage und Tagesform. Ich kann meine Bandbreite optisch nicht auf die männlich wahrgenommene Seite der Gesellschaft ausdehenen. Ich kann es für mich selbst zwar tun, aber andere werden es nicht verstehen und deshalb auf die vermeintlich "maskuline Frau" reagieren - falsch reagieren.

Dies alles hat gar nichts mit einer Ablehnung meiner "weiblichen" Eigenschaften zu tun. Ich möchte gar nicht anders sein, nicht anders denken, nicht anders fühlen. Ich finde es gut viel zu reden - und gerne zu reden, ich mag meine Art zu denken - es ist meine Art und sie hat viel mehr mit dem "wie ich bin" zu tun, als mein Äußeres. Trotzdem ist genau diese Diskrepanz in den letzten Monaten zum Dauerthema geworden, weil die Erkenntnis gereift ist, dass andere mich nicht sehen wie ich bin - sondern ausgehend von ihrer Wahrnehumg interpretieren.

Nachdem ich also jahrelang eine Adaption meines inneren Empfindens an das äußere Erscheinungsbild versucht habe - und gescheitert bin, lassen sich meine Erfahrungen endlich einsortieren. Mein Problem des Nicht-Verstanden-Werdens wenn ich handle wie ich bin, hängt mit der falschen Interpretation zusammen - und lies sich bisher meist nur umgehen, wenn ich "neben mir" handelte, so dass für die anderen ein halbwegs stimmiges Bild entstand. Damit erklären sich auch die vielen positiven Bemerkungen, wenn ich als "weibliche Frau" irgendwo auftauchte. Ich denke die Menschen um mich herum hegten die (unbewußte) Hoffnung, dass ich stimmiger würde - genau das Gegenteil war der Fall. Dabei unterstelle ich niemandem eine böse Absicht, nicht einmal die, mich verändern zu wollen - die positiven Bemerkungen mancher, die mich schon lange kennen, waren echt, sie haben positiv erlebt was sie sahen. Nur ich stand mit diesen Komplimenten immer ein wenig verloren da - und hab es nie so recht hingekriegt sie ernst zu nehmen - oder für wahr zu halten. Ich habe mich bemüht - wirklich.

Jetzt bin ich nicht mehr gewillt mein Inneres in eine den Erwartungen entsprechendes Äußeres zu packen. Und: es schränkt mich ein. Es nimmt mir die Möglichkeit zu spielen. Maskuline Alltagskleidung fand sich schon immer in meinem Kleiderschrank - allerdings die Variante "elegant" empfinde ich für mich als unpassend und verkleidet - weil die "Frau im Anzug" eben eine Frau bleibt und meinem dann eher männlichen Empfinden nicht entsprechen würde - zudem bekommt man damit einen Exotenstatus, den ich nicht möchte und in dem ich mich unwohl fühle. Die "Frau im Abendkleid" ist weitgehend gestorben (es sei denn das Mädel besteht mal vehement darauf *g*). Bleibt als für mich stimmige Variante eben nur die unisex bis maskuline legere.
Gut zu wissen, dass es immerhin ein momentan passende Variante gibt - aber schlussendlich fühle ich mich eingeschränkt - schon wieder, nur ein wenig anders diesmal.


Anmerkung für meine Freunde:

Nein, dies alles ist nicht an die gerichtet, die mich gut kennen, die mich schon immer mochten wie ich bin - es geht um die Wahrnehmung bei Menschen die mich zwar kennen, aber mir nicht nahe stehen.

Samstag, 15. September 2007

Who's that girl?


Vor drei Tagen hat also mein Mädel mich besucht. Dabei sind richtig schöne Bilder entstanden. Ich hab sie mir angeschaut, die Bilder - wieder und immer wieder.
Also ich weiß, dass ich die Bilder von mir mit Selbstauslöser gemacht habe - es sind Bilder davon, wie ich von außen aussehe. Es sind schöne Bilder, einer schönen Frau. Sie gefallen mir, die Bilder und die Frau darauf sieht interssant aus und gut, (Ganz schön gut für ihre 41 Jahre) und das obwohl sie nur ein bißchen in den Farbtopf gegriffen hat.
Seit zwei Tagen starre ich jetzt immer wieder auf die Bilder und versuche zu fassen, dass ich das sein soll oder bin. Schon beim ersten Betrachten war sie mir fremd, die Frau auf den Bildern. Dabei ist sie schön und interssant.
Es tut mir fast körperlich weh, dass sie mir so fremd ist die Frau. Es könnte doch so einfach sein. Ich könnte mir was nettes anziehen, mich ein bißchen aufhübschen und hinausgehen in die Welt - und wäre eine durchaus interssante Frau. Verstärkt wird das ganze dadurch, dass ich von außen überraschend viele positive Reaktionen auf die Bilder bekommen habe, von realen Bekannten aus einem Internetportal. Ich nehme die Komplimente an. "Du hast so viele schöne Gesichter" schrieb eine Bekannte. Und: "So weiblich habe ich dich noch nie wahrgenommen" ein anderer. Und ich sitze da und frag mich was ich damit mache - schau die Bilder an und denke, ja, schönes Gesicht, ausdrucksstarke Augen, sehr weiblich, sehr schön.
But the hell - who's that girl?
Noch nie zuvor habe ich so schöne Bilder von mir gemacht - oder ich konnte noch niemals zuvor die Schönheit wahrnehmen, auch die weibliche Schönheit, die sich in diesem Gesicht versteckt. Und jetzt schaue ich sie an - und mir treten Tränen in die Augen. Ich kann nicht - ich wäre gern, aber ich bin das nicht, ich kann nicht sein, was ich so offensichtlich für jedermann bin.

Es tut weh, diese Frau nicht zu kennen.

Freitag, 14. September 2007

Ich will alles!!!

Heute bin ich nicht mehr krank - und heute sind meine Kinners wieder aus den Löchern gekrochen und haben das Streiten angefangen.

Da das Mädel, die erzählte mir was vom Hübschmachen und wie toll die Bilder geworden wären, und dass ich so eine tolle Frau wäre - und überhaupt und sowieso.

Und dann mein Junge, der sich heute abend durchsetzte und zum Ausgleich auch eine Fotosession wollte - aber auch mir richtig schick machen und so - also mit ein bißchen nachhelfen aus dem Schminktopf der Tochter, jawoll! und ja! - und dem Foto mit dem offenen Hemd half dann noch das Bildbearbeitungsprogramm nach.

Nein, ich werd nicht schizophren. Mir gefällt gerade nur das Bild, weil es das ganze ein wenig von mir distanziert, nicht ganz so nahe geht. Auf die Nerven gehts mir trotzdem.
Ich würd mal sagen ich entscheide mich gar nicht und nehm beides - grrrr! Also einmal mit und ohne allem oder so.

Ja, das klingt schizophren - ich fürchte da muss doch der Psychologe für den ich grad eigentlich gar keine Zeit habe ran.

Und troztdem - ich hab genug von kompliziert:

Ich will alles!!!

G.F.D

Heute ist GFD - genderfree day

heute morgen als ich aufwachte waren weder mein Junge noch das Mädel das gestern hereinschneite irgendwo aufzutreiben, stattdessen hatten sich drückene Schmerzen in meinem Kopf breitgemacht. Diese ließen sich mit Chemie halbwegsbeheben - holten sich dann aber zur Verstärkung eine bleierne Müdigkeit - kurzum - irgendwie bin ich krank.
Und deswegen ist heute genderfree day - zumindest bei mir.

Mittwoch, 12. September 2007

Unangemeldeter Besuch





Ich habe heute Besuch.







Heute nach dem Aufstehen war er einfach da. Ich hab mich gewundert, dann hab ich ihn ignoriert.
Den Tag über hab ich zwar wahrgenommen, dass Besuch da ist, aber ich hab mich nicht weiter drum geschert. Nur irritiert hat's mich schon.
Ein paar Mal hat sich mein Besuch ganz leise zu Wort gemeldet, hat aber von mir nur ein gedehntes fast unwirsches "Jahaaa - is ja gut" geerntet.

Heute Abend dann, hab ich beschlossen mich dem Besuch doch zu stellen.
Mein Mädchen ist zu Besuch. Huch wo kommst du denn so plötzlich her?

Erst hab ich mich geärgert, ist doch mein Junge endlich mal zum Zuge gekommen in den letzten Monaten - und hat er nicht noch gestern auf dem Weg zur Arbeit von kommenden großen Zeiten geträumt? Ganz fröhlich und ausgelassen war er - und jetzt steht dieses Mädel da rum - einfach so und geht nicht weg.

Also heute abend hab ich mir dann gedacht, wenn das Mädel schon mal da ist, dann bitte - dann ist das so. Also musste der Junge mal ein wenig zur Seite treten und dem Mädel Platz machen. Hat ihm nicht gepasst, dem Jungen.

So hat das Mädel eine Fotosession bekommen (der Junge hatte ja so einige in letzter Zeit) und ich hab mir meine zwei mal angeschaut. Da gibt es welche die mir gefallen und welche, die mir nicht gefallen - echte und verkleidete - Jungen - und Mädelsbilder.

Und was sagt mir das jetzt?
Da stehen sie rechts und links von mir, mein Mädel und mein Junge und starren sich an.
Irgendwie möcht ich ihnen sagen: Hey nicht streiten!

Nein, ich mag mich nicht mit mir selbst streiten - und ich mag mich um Himmels Willen nicht schon wieder unter Druck setzten, weil ich jetzt meine männliche Seite entdeckt habe und ihr Raum geben kann. Ich mag jetzt bloß nicht einem anderen Klischee entsprechen müssen - dem des Transgenders oder so. Mir ging es so gut mit mir in den letzten Wochen, ich möchte dass das so bleibt. Ich mag so sein wie ich bin - vielleicht ist das eben jeden Tag anders - und deshalb darf das Mädel bleiben - und du mein Junge musst kein beleidigtes Gesicht ziehen - dich werf ich auch nicht raus.

Samstag, 8. September 2007

Korken bilden keine Schwärme

In einer unendlichen Anzahl von möglichen Standpunkten finde ich mit traumwandlerischer Sicherheit immer diejenigen, die mich außerhalb stehen lassen. Gefühltes Nicht-Dazugehören begleitet mich schon solange ich denken kann.

Intellektuell kann man dies locker als "etwas besonderes" und damit erstrebenswert, selbstaufwertend definieren. Gefühlt bleibt die Sehnsucht nach dem zweitweisen Untertauchen in einer Gruppe Gleichdenkender, Gleichfühlender.
Es bleibt die Sehnsucht ein Fisch zu sein in einem Schwarm und mit den anderen zusammen intuitiv die gleiche Richtung einzuschlagen, so dass die Sonne sich auf glänzenden Schuppen spiegelt und das Bild von fließendem Silber ins leicht bewegte Wasser malt. Es bleibt das Verlangen unterzutauchen, zu verschmelzen, eins zu sein - immer mit der Möglichkeit mal auszuscheren, aber doch eine Heimat zu haben, wo man hingehört - und wo keiner in Frage stellt, dass man dort hingehört.

Warum stellt sich dieses Gefühl so selten ein, warum ist jeder Versuch eine Heimat zu finden schlussendlich von Enttäuschung oder Resignation geprägt. Ich kann sie nicht fühlen die Verbundenheit, bleibe der Korken auf dem Wasser - oder der Fisch, der immer zu spät den anderen folgt, falls er überhaupt die richtige Richtung einschlägt. Nein, ich bringe keinen Schwarm durcheinander - und die Ringe, die mein an der Oberflächetanzen verursacht, sind klein und flüchtig. Man schätzt mich sogar für dieses Anderssein bisweilen - schätze ich.

Bisweilen treffe ich andere, die auch an der Obefläche tanzen - und manchmal denke ich alle sind Korken an der Oberfläche - hin und her geworfen von den Wellen ihres eigenen Seins - und das Heimatgefühl ist eine weitverbreitete Lüge - erfunden und glorifiziert - und tausendfach wiederholt, von denen, die sich nicht trauen ihre Heimatlosigkeit einzugestehen.
So einfach könnte es sein - es gäbe mir recht, und dies machte es mir leichter mich für eine Weile besser zu fühlen - und nicht so fremd auf dieser Welt - sozusagen meine Heimat im Schwarm der Heimatlosen. Ein Trick des Verstandes um die Sehnsucht zu stillen.

Doch sie bleibt - die Sehnsucht nach den Gleichen, den Nicht-Anders-Denkenden, Nicht-Anders-Fühlenden, den Ohne-Worte-Verstehenden und sie lässt sich nicht weg-denken, nicht weg-diskutieren, nicht weg-theoretisieren, nicht weg-banalisieren.

Vielleicht bleibt das Leben auch eine Suche nach Geborgenheit und Zugehörigkeit - vielleicht ist es es auch nur ein momentantes Stimmungsbild aus etwas Einsamkeit und Veränderung geboren.

Wer weiß das schon?

In den goldenen Strahlen der späten Sonne
tanzte über mir eine Hundertschaft von Mücken
um einen über das Ufer hängenden Zweig.
Mit unvorhersehbaren Wendungen und verschlungenen Bahnen,
chaotisch anmutend und räumlich begrenzt.
Und niemals kam es zu Zusammenstößen.

Unter mir in der sanften Dünung des Meers
beschloss der Schwarm mit sanften elegantem Schwung
Walzer zu tanzen und malte eine Weise
für die tanzenden Mücken.

Wer schert sich schon um einen Korken auf dem Wasser.

Dienstag, 4. September 2007

Ent-diskriminierung

Heute hatte ich ein Vorgespräch zu einer Weiterbildung, die ich demnächst beginnen werde. Es ging um Vertragliches und den Ablauf, die Vorbedingungen, die Ziele.

Ein Satz klingelt mir noch immer in den Ohren - inhaltlich wie folgt:

"Ja, wir Frauen müssen auch gucken, dass unsere Karriere in Schwung kommt. Die jungen Männer im Beruf drücken nach, da muss man schon schauen, dass man sich entsprechende Stellen sichert, die gibt es ja nicht wie Sand am Meer"

Da saß ich , mit einer Frau - ein wenig älter als ich - und war erstmal irgendwie völlig vor den Kopf gestoßen. Ich hab dann dümmlich "ja ja" gesagt und genickt. Nachgedacht habe ich erst auf der Fahrt nach Hause.

Wer wird jetzt diskriminiert?
Wer fühlt sich diskriminiert?

Dieses "schnell zugreifen" bevor ein junger Mann es tut - obwohl der Beruf immer noch eher ein Frauenberuf ist - ist eine Diskriminierung von Männern - oder von jungen Frauen, weil man es denen nicht zutraut, dass sie nach den Sternchen greifen?
Diskriminiert fühlte sich aber die Sprecherin - dem "Wegschnappen der besten Jobs" durch die jungen Männer ausgeliefert, so dass das ganze Wissen und die Erfahrung einer älteren(?) Frau nötig ist, um dem zuvorzukommen?

Ich bin mir nicht sicher, ob mir dieser Satz auch vor ein paar Monaten schon so aufgefallen wäre, oder ob ich in frisch fröhlicher Frauensolidarität gelacht und zugestimmt hätte. Ich weiß auch nicht, ob meine Beschäftigung mit meiner männlichen Seite eine Rolle spielt - oder jenes schon erwähnte Buch über das Schubladendenken. Wahrscheinlich beides.

Auch in der Emma - die ich für ein stark gefärbtes aber trotzdem sehr wichtiges Blatt in Deutschland halte - fand ich letztens einen männerdiskriminierenden Satz, der bestimmt nicht so beabsichtigt war, aber ein klares Bild schafft und gleichzeitig die Frauen noch einschränkte.
Es ging um Nahverkehr, und dass dieser sich an der arbeitenden Bevölkerung orientiert und die Frau mit Kindern, oder die ARbeitslose aufgrund schlechter Streckenführung und ausgedünnter Fahrpläne eigentlich chancenlos ist, in angemessener Zeit irgendwo anzukommen.
"Dann müssen die jungen Frauen abends alleine sich der Gefahr aussetzten und im Dunkeln weite Wege bis nachhause zurücklegen" stand dort sinngemäß.
Aha - Frauen bleibt zuhause, das ist gefährlich (sagten Mama, Papa und der Nachbar auch schon) - und draußen sind gefährliche Männer (selbst wenns nicht da steht). Frauen sind Opfer, Männer sind Täter - nunja, das ist eines der Schemata der Emma, auch wenn es häufig stimmt.

ABER die meisten Männer sind keine Täter, lauern keinen jungen Mädchen auf, stalken keiner Frau hinterher, schlagen ihre Ehefrauen nicht

UND die meisten jungen Mädchen werde nie auf dem Nachhauseweg überfallen - es ist wesentlich wahrscheinlicher, dass sie auf dem Nachhauseweg von der Disco einen Autounfall haben, an dem dann (Vorurteil oder Tatsache?) wahrscheinlich ein junger alkoholisierter Mann beteiligt ist - was durchaus ein Grund wäre den öffentlichen Nahverkehr auszubauen - zur Sicherheit für junge Frauen und junge Männer.

Ich bin mir auf meiner Urlaubsfahrt auch zum ersten Mal der Vorteile als Frau, die ich aufgrund von Vorurteilen habe, irgendwie unangenehm bewußt geworden - obwohl ich es trotzdem angenehm fand, dass am Zoll niemand was von mir wollte ( alleine reisende Frauen schmuggeln nicht, haben nie falsche Papiere, begehen keine Verbrechen, klauen keine Autos....).

Somit finde ich dieses Heraustreten aus den alten Denkmustern ziemlich erfrischend. Mir war vorher gar nicht bewußt, dass ich "junge Männer" noch nie als Konkurenz im Job gesehen habe (auch mal schön ein Vorurteil nicht zu haben), obwohl ich weiß, dass Männer in meinem Job überproportional viele Führungsposten bekleiden. Es bereichert mich, mich nicht mehr solidarisch fühlen zu müssen - nicht mit "den" Frauen und sonst auch mit niemand.

Ich glaube ich arbeite weiter daran - an der Entdiskriminierung - in meinem eigenen Kopf damit anzufangen, halte ich für eine gute Strategie